Ich wurde wach als die hellen Sonnenstrahlen durch die großen Fenster im Wohnzimmer schienen. Es fühlte sich fast an wie Frühling. Charlotte lag nicht mehr neben mir und auch sonst schien keiner weiter in der Nähe zu sein. Ich stand auf und schaute aus der Fensterfront in den großen Garten, welchen ich gestern gar nicht sehen konnte durch die Dunkelheit. Wie schön es hier war. Alles fühlte sich so vertraut, so familiär an. „Schön heute, oder?" Ruckartig drehte ich mich um. Jacky stand hinter mir und schaute ebenfalls aus dem Fenster. „Mh" stimmte ich ihr zu. „Gut geschlafen?" Ihr Blick ging nun zu mir. „Ja und selbst?" Sie grinste. „Auch, danke! Wollen wir mal schauen wo die anderen sind?" Ich nickte und wir gingen in die Küche, wo wir auch schon auf Charlotte trafen. „Na, guten Morgen! Alles klar?" „Morgen! Jap" Sie war gerade dabei sich einen Kaffee zu machen und fragte mit Gestiken ob wir auch einen wollten und wir stimmten beide zu. „Ihr könnt ja schonmal rausgehen und den Tisch fürs Frühstück decken" Gesagt, getan. Jacky und ich gingen in den riesiegen Garten und deckten den Tisch, der auf einer großen Terasse stand. Dann setzten wir uns hin und Charlotte gesellte sich ebenfalls mit den Kaffeetassen zu uns. „Herrlich", sagte Charlotte, schloss ihre Augen und genoss die Sonne. "Kann ich mich irgendwie fertig machen?", fragte ich unsicher. Charlotte schaute mich an und grinste etwas komisch. "Ja klar, aber ich befürchte, dass die Bäder gerade alle blockiert sind. Das könnte noch dauern." Also blieben wir einfach sitzen und genossen das Wetter. Nach und nach kamen dann auch Katharina, Julia und Tabea dazu. Und Paula war auch da. Dass sie auch dort wohnte hatte Julia gar nicht erzählt. Nach einem „Guten Morgen" und ein bisschen Smalltalk fingen alle an zu frühstücken. Ich gab mich mit dem Kaffee zufrieden, denn mir war immernoch oder schon wieder ziemlich schlecht. Anscheinend wusste Paula schon bescheid, weshalb ich bei ihnen war, denn sie sagte mir „Hallo", aber sie war nicht verwundert über mein Dasein. Umso besser. „Willst du nichts frühstücken?", fragte Tabea. „Ich esse morgens nie etwas, habe noch keinen Hunger", log ich. Sie nickte verständisvoll und auch sonst mischte sich keiner ein. „Was habt ihr heute alle so vor?", fragte Katharina dann. Jeder erzählte wann er wo Schicht hatte und zur Arbeit musste. Das war aber eine gute Frage. Was sollte ich heute machen? „Und was ist mit dir?" Alle sahen mich erwartungsvoll an. „Ich...ehm..also. Ich weiß nicht", stotterte ich etwas. „Ich habe ja heute frei, wir könnten ein bisschen durch die Stadt. Was sagst du dazu?", fragte Tabea und hielt sich die Hand vorm Mund, weil sie noch ihr Brötchen kaute. „Mit vollem Mund spricht man nicht", meckerte Jacky. Entschuldigend hob Tabea ihre Hände und ihre Augen wurden groß. Ich musste schmunzeln. „Können wir gerne machen. Also nur wenn das keine Umstände macht", antwortete ich ihr. Zufrieden lächelte sie. Sie wollte gerade wieder antworten, als sie den warnenden Blick von Jacky sah und stattdessen zeigte sie nur einen Daumen hoch und schüttelte mit dem Kopf, um mir zu verdeutlichen, dass dies kein Problem sei. Jacky musste nun auch schmunzeln. Die Stimmung war generell sehr locker und es war ein wirklich wunderschöner Morgen. Nach dem gemeinsamen Frühstück zeigte Jacky mir das Bad und gab mir Klamotten von ihr, eine Zahnbürste und alles, was man sonst noch unbedingt gerbauchen könnte, weil ich ja nichts weiter dabei hatte. Ich sah mich zum ersten Mal seit dem Turnier wieder im Spiegel an. Ich sah absolut fürchterlich aus: abgesehen von den ganzen Kratzern, die größtenteils geklebt wurden, hatte ich komplett zerzauste Haare, trockene Lippen und ziemlich dunkle Augenringe, was ja eigentlich nichts neues war. Aber im Zusammenhang mit den Kratzern sah ich echt schrecklich aus. Ich machte mich fertig und versuchte mein Aussehen einigermaßen erträglich zu machen. Als ich dann wieder in der Küche ankam wartete Tabea schon auf mich. Sie unterhielt sich mit Charlotte und Julia. Dann bemerkten sie mich. „Und? Wollen wir los?" Tabea schien sich zu freuen. Ich nickte und wir verabschiedeten uns von den anderen beiden. „Kommt mir bloß heil wieder ihr zwei!", rief Julia uns nach bevor sie die Haustür schloss und wir ins Auto stiegen. Im Auto war es anfangs ziemlich still und weil ich sie kaum kannte wollte ich auch nicht mit ihr reden. Schade, dass Julia oder Charlotte nicht frei gehabt haben. Ich schaute aus dem Fenster und Tabea war sehr auf die Straße konzentriert, bis wir irgendwann anhielten. Wir stiegen aus und ich hatte keine Ahnung wo wir genau waren oder was wir als nächstes machen könnten, doch Tabea schien einen genauen Plan zu haben, denn sie winkte nur, dass ich ihr folgen sollte. Wir gingen lange spazieren und sie fing immer wieder ein Gespräch an, doch anfangs blockte ich oft ab oder gab nur knappe Antworten von mir. Mit der Zeit glaubte ich aber ihr irgendwie vertrauen zu können. „Du wohnst also mit deinem Papa alleine?" Ich nickte. Ich hatte ihr erzählt, dass meine Mama bei einem Unfall ums Leben kam. Sie legte einen Arm um mich und so gingen wir weiter. „Ich vermisse sie", brachte ich schließlich hervor und blieb stehen. Ich hatte noch nie mit jemandem darüber gesprochen und es tat so weh drüber nachzudenken. „Ich weiß", sagte sie mit mitleidiger Stimme und nahm mich in den Arm. Genau das vermisste ich so. Wir lösten uns voneinander und setzten uns auf eine Bank in der Nähe, auf der wir die Sonne genossen und noch ein bisschen redeten. Sie erzählte viel über sich und ihren Beruf, über ihre Freunde und Kollegen und lustige Geschichten aus ihrer Jugend. Weil ich nicht so gerne über mich sprechen wollte und auf andere Gedanken kommen wollte, war ich ihr umso dankbarer und hörte aufmerksam zu. Zwischendurch mussten wir beide Lachen und zum ersten mal seit langem war ich wieder richtig glücklich, konnte ehrlich und aus vollem Herzen lachen. Wir gingen danach noch etwas durch die Stadt wo sie mir ihre Lieblingsorte und Lieblingsläden zeigte und nach einem anstrengenden aber sehr schönen Tag fuhren wir schließlich wieder zurück. Es war mittleirweile Nachmittags, aber trotzdem schien die Sonne noch hell und klar, nicht wie es für den Herbst üblich war. In der Zeit mit Tabea konnte ich fast alles vergessen und nur den Moment genießen. Aber warum taten sie und die anderen das alles für mich? Ich war doch nichts weiter als ein Mädchen von vielen. Warum ich? Auf die Frage fand ich keine Antwort und Tabea alberte auf dem Rückweg ziemlich herum, weshalb mir nichts anderes übrig blieb als sie lachend zu beobachten und meine Gedanken abzuschalten.
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ASDS - to know you is to love you 🦋
FanfictionIn der Geschichte geht es um die 15 jährige Ellen, die durch ein Missgeschick auf einige Ärzte von Auf Streife die Spezialisten/ der Klinik am Südring gerät. Das mit dem Vertrauen ist jedoch so eine Sache bei ihr und noch schwieriger wird es für all...