Ich überlegte die ganze Zeit was Miriam und Tabea so wichtiges zu besprechen hatten und warum sie mich und Julia nicht an ihrem Gespräch teilhaben ließen. Sehr merkwürdig. Nancy und Julia unterhielten sich währenddessen über die Arbeit oder so, denn immer wieder hörte ich Begriffe, die ich nicht verstand. Aber so genau wusste ich nicht worüber sie redeten, denn meine Konzentration lag auf etwas anderem. Mein Finger fing an zu kribbeln, dann breitete sich ein brennendes Gefühl aus und dieses wurde immer stärker. Sagten sie mir nicht, dass ich nichts mehr merken werde? War etwas schief gelaufen? Mein Blick lag auf meinem Finger und ich glaubte eine leichte Blaufärbung erkennen zu können. War passierte gerade? Ich bekam Angst und meine Atmung wurde schneller. "Alles okay?", fragte Julia neben mir und schaute mich verwundert an. Total unter Schock und Angst stammelte ich: "ehm.. m-m-mein Finger" Nancy stand mit Desinfektionsmittel und Kompressen bewaffnet vor mir und schaute mich ebenfalls verwundert an. "Was ist mit dem?", hakte Julia nach. "Spürst du das noch?", fragte Nancy plötzlich bevor ich Julia antworten konnte. Was sollte ich spüren? Mein Blick ging zu meinem Finger, an dem Nancy irgendwie rumdrückte, doch hätte ich nicht hingeschaut, hätte ich es vermutlich nichtmal mitbekommen. Ich spürte nichts mehr und das machte mir ein wenig Angst. Ich schüttelte mit dem Kopf, woraufhin Nancy meinen Finger wieder in Ruhe ließ. "Super, dann wirkt es ja schon. Wenn das noch leicht kribbelt ist das ein gutes Zeichen, das ist total normal", erklärte sie dann zu meiner Erleichterung, denn ich hatte noch nie die Erfahrung mit Betäubungen gemacht und dementsprechend keinen Ahnung wie etwas ablief oder was normal war. Mein Finger sah auch wieder ganz normal aus, nicht blau oder verfärbt. Ich hatte mir vermutlich alles nur eingebildet. Nancy sprühte meinen ganzen Finger mit dem Desinfektionsmittel ein und reinigte alles mit den Kompressen, was ich genaustens beobachtete. Ich fragte mich wie sich das wohl anfühlen würde, ob es wohl stark schmerzen würde? Es war merkwürdig zu wissen, dass man eigentlich Schmerzen haben müsste, aber man stattdessen gar nichts außer ein Kribbeln spürte. Auf der anderen Seite vielleicht besser so. Plötzlich öffnete sich die Tür und Tabea und Miriam betraten den Raum wieder. In ihren Blicken lag Besorgnis. Was zum Teufel war mit denen los? "Und wie sieht's aus?", fragte Miri und ließ sich auf dem Hocker wieder nieder, mit welchem sie dann angerollt kam. "Ja alles gut soweit, ich denke du kannst gleich anfangen", entgegnete Nancy ihr. "Das ist gut. Sonst alles okay bei dir?", richtete Miriam sich dann an mich. Ich nickte nur zustimmend, doch die Nervosität wuchs wieder mit jeder Sekunde. Nun fing sie an wie Nancy zuvor an meinem Finger rumzudrücken, was ich jedoch wie vermutet ebenfalls nicht mehr spürte. Als sie sich dann vergewissert hatte, dass meine Empfindungen dort wirklich ausgeschaltet waren, wandte sie sich dem anderen voll ausgestatteten Tisch zu. Während sie dort bedacht Materialien raussuchte nahm ich wahr wie Julia fragenden Blicke an Tabea richtete. Doch diese machte nur mit ihrer Hand eine abwinkende Bewegung und Julia nahm dies ohne weiteres so hin, auch wenn sie genauso verwundert war ich. Mein Blick konzentrierte sich aber augenblicklich wieder nur auf Miriam, denn diese hielt nun eine gefährlich lange Nadel in ihrer Hand.
Meine Augen wurden groß und auch wenn ich wusste, dass ich von allem weiteren nichts merken würde, reichte alleine der Gedanke an das spitze Ding in ihrer Hand aus um komplett in Panik zu verfallen. "Also wie gesagt: alles, was ich jetzt mache, spürst du nicht und du brauchst keine Angst haben okay?" Sie wartete nicht mal auf eine Antwort von mir und Danach kamen Miris Kopf und ihre Hand mit der Nadel näher an meinen Finger. Damit sie noch besser sehen konnte richtete Nancy eine Lampe mit sehr hellem Licht genau auf auf den Tisch. Sie hielt meinen Finger vorsichtig fest doch als die Nadel gefährlich nah war, entzog ich ihr meine Hand wieder. Ich verschränkte meine Arme vor meiner Brust und fing an zu schreien: "Nein! Ich will das nicht!" Sofort spürte ich wieder Julias Hand auf meinem Rücken, welche beruhigend drüber strich, doch zum ersten Mal war mir dies mehr als unangenehm, weshalb ich versuchte von ihr wegzurutschen. Schnell verstand auch Tabea die Situation und somit saß sie nun auf meiner anderen Seite. Ich hatte keine Chance mehr zu entkommen. Beide meiner Sitznachbarn hatten jeweils eine Hand auf meinem Rücken und die andere umfasste jeweils vorsichtig einen meiner Oberarme. "Alles ist gut, du wirst wirklich nichts mit bekommen. Versuch einfach dich zu entspannen", sprach Miri mir gut zu. "Nein!", schrie ich wieder. Tränen sammelten sich in meinen Augen, ich wollte nur noch weg, wollte alles ungeschehen machen. Wie sollte ich mich auch entspannen, wenn vor mir jemand saß, der eine lange Nadel mehrmals durch meinen Finger jagen würde? Julia nahm meinen Kopf in ihre Hände und drehte diesen ein Stück in ihre Richtung. "Maus, entspann dich! Es ist alles okay! Du wirst wirklich nichts mitbekommen und bevor du bis 10 zählen kannst, ist es schon vorbei." Ich wollte meinen Kopf Julias warmen Händen entziehen, doch diese hatte einen erstaunlich festen Griff, sodass es mir nicht möglich war. "Hey, schau mich an! Konzentrier dich auf mich!" Julia hing direkt in meinem Sichtfeld und alles andere konnte ich nicht mehr erkennen. Jedoch spürte ich wie jemand versuchte meine verschränkten Arme voneinander zu lösen. Dieser Jemand schaffte es schließlich auch. Während ich heulte und Julia mit ihren Daumen versuchte so viele Tränen wie möglich wegzuwischen, wurde mir bewusst wie handlungsunfähig ich in diesem Augenblick eigentlich war, denn Tabea strich mir immernoch über den Rücken aber ihre andere Hand hinderte nun an meiner Schulter meinen Oberkörper daran mich allem entziehen zu können. Außerdem wurde meine Hand wieder auf den Tisch gelegt und jemand fixierte diese mit einem Griff dort so, dass ich auch dort keine Chancen mehr gehabt hätte mich in irgendeiner Weise zu wehren. "Okay bereit?", fragte Miri dann. Ich wollte mit dem Kopf schütteln, doch nicht mal das war möglich. Ich heulte immer mehr und erkannte nachher nicht mal mehr Julia, weil mein Sichtfeld so sehr verschwamm. Mein gesamter Körper zitterte wie ein Fisch an Land. "Ach Mensch, es wird doch alles gut! Die Miri macht das ganz toll! Du bist doch so ein tapferes Mädchen also Augen zu und durch, du wirst sehen es ist wirklich nicht schlimm hm?", versuchte Nancy mich zu beruhigen. Ich fühlte mich so hilflos, ihnen so ausgeliefert und nichtmal deren aufmunternden Worte konnten mich wirklich beruhigen. Immer wieder sprach jemand auf mich ein, doch mein Kopf war so auf die Angst fokussiert, dass ich kaum etwas wirklich an mich ranließ. "Guck mal, schon fertig! Das hast du ganz toll gemacht!", lobte Miriam mich schließlich nach kurzer Zeit und Augenblick ließen mich alle außer Julia los. Ich merkte immernoch eine Hand auf meinem Rücken und nachdem Julia die letzten Tränen aus meinem Gesicht weggewischt hatte, ließ sie ihre Hände sinken und lächelte mir stolz zu. An meinem Finger erkannte ich dann einen weißen, dicken Verband und jeder schenkte mir ein stolzes und erleichtertes Lächeln, denn ich war nicht die einzige, die froh war aus dieser Situation nun raus zu sein. Auch meine Mundwinkel wanderten ein kleines Stück nach oben, doch das änderte sich blitzschnell wieder, als sich Miris Ausdruck änderte. "Ich habe ja eben mit der Tabea geredet und wir müssen jetzt was besprechen, was dir vermutlich nicht sonderlich gefallen wird", fing sie einfühlsam an und in ihrem Blick lag sofort wieder diese Besorgnis. Ich bekam Angst. Was würde nun kommen? Ich wusste, dass die beiden zovor schon komisch drauf waren nach deren Gespräch, doch was hatte das genau mit mir zu tun?
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ASDS - to know you is to love you 🦋
FanfictionIn der Geschichte geht es um die 15 jährige Ellen, die durch ein Missgeschick auf einige Ärzte von Auf Streife die Spezialisten/ der Klinik am Südring gerät. Das mit dem Vertrauen ist jedoch so eine Sache bei ihr und noch schwieriger wird es für all...