Ich wurde wieder wach als es bereits dunkel war. Es war richtig kalt und mein ganzer Körper zitterte. Weil ich kaum was sehen konnte, bekam ich ziemlich Angst. Ich meine Wälder haben ja so schon etwas gruseliges und geheimnisvolles an sich, aber im Dunkeln ist es doppelt so schlimm. Schwankend stand ich auf und ging so gut es ging weiter. Immer wieder musste ich mich an Bäumen festhalten oder zwischendurch anhalten und mich übergeben. Meine Kehle brannte und es fühlte sich an als wäre ich Teil eines Horrorfilms.
Immer weiter trugen mich meine Beine durch den Wald. Und dann sah ich es: meine Erlösung. Ich erkannte Lichtstrahlen. Und je näher ich diesen kam, desto besser erkannte ich es. Vor mir war nun eine Straße mit vielen Laternen. Gott sei Dank war ich endlich aus dem Wald raus. Ich folgte der Straße. Ich hatte keine Ahnung wie spät es war, aber einige Läden hatten noch offen. Mein Magen knurrte. Er schmerzte schon vor Hunger. Ich musste etwas essen, sonst würde ich in absehbarer Zeit umkippen und vermutlich schneller wieder im Krankenhaus landen als mir lieb wäre. Ich sah einen Laden und ging hinein. Zwar bekam ich öfters komische Blicke zugeworfen, aber das war mir ziemlich egal. Ich schlenderte durch die Gänge bis ich beim Obst ankam. Schnell schaute ich mich um und stopfte mir einen kleinen Apfel in die große Tasche meines Pullis. Dann ging ich weiter. Gerade als ich an der Kasse vorbei ging, rannte ich in jemanden rein. "Oh sorry", kam von mir mit leiser Stimme.
"Kein Problem. Ist alles okay bei dir? Du siehst ja zienlich übel aus", kam von einer weiblichen Stimme. Auch diese kam mir irgendwie bekannt vor. Warum kommen mir so viele Stimmen immer bekannt vor? Ich traute mich aber nicht hochzugucken und ging ohne zu antworte weiter. "He warte! Du hast hier was verloren", meldete sich die freundliche Stimme wieder. Und dann merkte ich es auch: der Apfel ist mir beim Zusammenstoß aus meiner Tasche gefallen. Shit. "Haltet sie fest, sie wollte klauen!", rief ein Kassierer plötzlich.
Bevor ich schnell genug handeln und wegrennen konnte, wurde ich aber schon festgehalten. Ich zappelte und schrie immer wieder, dass sie mich loslassen sollen, doch vergeblich. Während mich 2 Fremde festhielten und der Kassierer irgendwas von Polizei redete, kam die Frau, die ich zuvor angerempelt hatte, dichter zu mir. Erst jetzt blickte ich ihr ins Gesicht, unsere Blicke trafen sich. Scheiße.. Das konnte ja wohl nicht wahr sein. Vor mir stand eine der Frauen, mit denen ich auf dem Weg in der Bahn zusammen gesessen habe. Wie hieß sie noch gleich? Carlotta? Oder so ähnlich, keine Ahnung.
"Wir kennen uns doch, oder?", fragte sie dann. Ich schüttelte schnell mit dem Kopf. Sie musterte mich noch einmal genauer.
"Das sieht aber echt böse aus, was hast du denn da gemacht?"
Ich schaute weg. Ein grimmig guckender Kassierer kam nun auch auf uns zu. Er blieb direkt vor mir stehen, nahm mein Kinn in seine Finger und funkelte mich böse an. "Was fällt dir ein in meinem Laden zu stehlen hm?", fuhr er mich an. Sein Griff wurde dabei immer fester. "Antworte gefälligst!"
Immernoch sagte ich nichts. Auf einmal spürte ich einen heftigen Schmerz in meinem Gesicht. "He wollen sie eine Anzeige oder was? Lassen sie das Mädchen gefälligst los, das kann man auch ohne Gewalt klären! Ich glaubs ja wohl nicht", mischte sich die Frau wieder etwas fassungslos ein. Mir wurde wieder extrem schwindelig. Meine Sinne trübten wieder ein. Ich bekam noch mit wie die mir bekannte Frau und der Kassierer miteinander diskutierten bevor ich endgültig zusammensackte.
Als nächstes spürte ich leichte Schläge auf meiner Wange. "Hörst Du mich? Mach mal die Augen auf"
Doch so sehr ich es auch versuchte, es klappte nicht. "Wenn du mich hören kannst, drück mal meine Hand"
Schön spürte ich eine Hand in meiner. Ich versuchte mit aller Kraft zuzudrücken aber hatte totzdem das Gefühl, dass meine Finger sich keinen Millimeter bewegten. Anscheinend taten sie dies aber doch, denn die weibliche Stimme gab zufrieden und erleichtert ein "okay, sehr gut" von sich.
Immer wieder sagte sie, dass ich meine Augen öffnen sollte. Irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit, gelang es mir schließlich. "Da bist du ja wieder", kam mit einem großen Lächeln von der braunhaarigen, die direkt neben mir hockte. Als ich mich dran erinnerte , dass sie wahrscheinlich auch eine Ärztin war, bekam ich augenblicklich wieder Panik. Sofort stützte ich mich mit meinen Ellenbogen ab, versuchte mich aufzurichten und rutschte immer weiter nach hinten, immer weiter von ihr Weg.
"Sie versucht schon wieder abzubauen!", schrie der wütende Kassierer. "Nein verdammt, jetzt bleiben sie doch mal ruhig! Sie hat nur Angst. Und ich denke nach ihrer unüberlegten Aktion eben auch zu recht! Jetzt bleiben sie mal dort und vor allem bleiben sie ruhig! Ich kümmere mich drum und sie warten dort"
Dafür war ich ihr sehr dankbar, denn ich wollte auf keinen Fall diesem aggressiven Typen nochmal näher kommen. Sie kam langsam auf mich zu. Als sie meine Panik und meine schnellere Atmung bemerkte blieb sie stehen. "Ich möchte dir nichts tun okay? Darf ich zu dir kommen?", fragte sie einfühlsam. Unsicher schaute ich sie an. Mein Blick ging noch einmal zu dem Kassierer, welcher aber wie nach Anweisung dort stehen blieb, bevor ich ihr zögerlich zunickte. Sie lächelte und näherte sich mir immer weiter.
Schließlich ging sie direkt vor mir in die Hocke und hielt mir ein Taschentuch hin. Was soll ich denn damit? Ich weinte doch gar nicht.
"Für deine Lippe", klärte sie mich dann auf. Lippe? Verwundert fasste ich mir ins Gesicht und tatsächlich blutete meine Lippe. Ich nahm es an und tupfte damit das Blut von meinem Mund. Nicht weil es mich gestört hätte, denn ich hatte sowieso überall bestimmt noch Blut, sondern viel mehr weil ich nicht unhöflich sein wollte. Sie legte eine Hand auf mein Knie und schaute mich mit einem mitleidigen Blick an. Ich kann es nicht mehr sehen. Ich will kein Mitleid. "Willst du mir erzählen was passiert ist? Woher die ganzen Kratzer oder Schnitte kommen? Und vor allem warum du EINEN Apfel klauen wolltest?"
Sie betonte das mit dem Apfel besonders. Ich zuckte mit den Schultern. "Ich bin Charlotte und du? Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir uns schon einmal irgendwo gesehen haben"
Sie wirkte so freundlich, aber ich wusste, dass das eine Falle war. Eine fiese Masche, nur um mich zum Reden zu bringen. Aber ich wollte auch nicht unhöflich sein. "Ellie", kam es knapp von mir. Sie redete immer wieder gut auf mich ein, versicherte mir, dass sie mir nichts tun würde und ich ihr vertrauen konnte. Und tatsächlich hatte sie mich damit rumgekriegt. Doch gerade als ich antworten wollte hörte ich eine Stimme, die mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ.
Und dann sah ich Stephan und Hannah. Das hat mir gerade noch gefehlt. Während ich diese nur geschockt ansah und der Kassierer mit ihnen redete und alles erzählte, kassierte ich immer wieder einen besorgten Blick von Charlotte und ebenfalls geschockte Blicke von Stephan. Hannah kam bereits direkt auf mich zu gesteuert. Ohje.. Das roch gewaltig nach Ärger, wenn ich das Gesicht von Stephan richtig gedeutet hatte. Jetzt musste echt ein Wunder geschehen, denn anders würde ich hier aus der Situation sonst nicht heil rauskommen.
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ASDS - to know you is to love you 🦋
FanfictionIn der Geschichte geht es um die 15 jährige Ellen, die durch ein Missgeschick auf einige Ärzte von Auf Streife die Spezialisten/ der Klinik am Südring gerät. Das mit dem Vertrauen ist jedoch so eine Sache bei ihr und noch schwieriger wird es für all...