Das Spiel beginnt in wenigen Minuten. Wir stellen uns mit den beiden Kapitänen in die Mitte des Spielfelds und Marco grinst mich an. "Alles gut?", frage ich verwundert. "Ja. Alles in Ordnung.", schmunzelt er und konzentriert sich grinsend auf den Ball. Der BVB stößt an. Ich laufe zur linken Seite und bleibe an der Mittellinie stehen. Dann atme ich tief durch und ignoriere die ersten Zurufe hinter mir. "Ey, Frauen runter vom Spielfeld." oder "Frauen sind hier nicht erwünscht.", ich atme tief durch und schaue auf die Uhr. Dann wird angepfiffen und Marco passt den Ball sofort zu einem Teamkollegen. Julian Brandt spielt genau vor meiner Nase und ist sofort konzentriert im Spiel. Ich laufe los und beobachte das treiben genau auf dem Spielfeld. Als meine erste Möglichkeit kommt mich zu beweisen, hebe ich meine Fahne. Sofort pfeifen die Menschen hinter mir, aber ich bekomme auch Zurufe von der gelben Wand, denn es war eine Entscheidung für den BVB. Die Jungs bekommen eine Ecke und Sancho schießt aufs Spielfeld. Mats Hummels befördert den Ball mit seinem Kopf ins Tor. Im nächsten Angriff kommen die Jungs mir gefährlich nahe. Julian Brandt spielt mit einem Gegner direkt auf mich zu und sie führen einen Zweikampf an der Linie. Die Gäste stolpern über den Ball und der Spieler fällt genau in meine Arme. Ich falle auf den Boden und der schwere Kerl auf mich. Sofort rappelt dieser sich auf und lässt mich liegen. Julian Brandt steht noch neben mir. Er hält mir die Hand hin und ich lasse mir hoch helfen. "Sorry, tut mir leid.", schmunzelt er. "Nicht schlimm. War ja nicht deine Schuld.", murmle ich und schaue dem Gegner böse hinterher. "Alles in Ordnung? Geht es dir gut?", fragt er nochmal und nimmt schon den Ball in die Hände, damit er einwerfen kann. "Ja, alles gut.", lächle ich und werde wohl gerade etwas rot. Er nickt mir lächelnd zu und entschuldigt sich nochmal. Dann wirft er den Ball ein und läuft wieder aufs Spielfeld. Ich setze mich auch wieder in Bewegung und versuche mich wieder zu konzentrieren. Dies ist etwas schwieriger, weil ich gerade mit Julian geredet habe. Ich schaffe es bis in die Halbzeit und gehe dann vom Platz.
Im Stadion fragen mich einige BVB Spieler, ob alles in Ordnung ist und auch meine Kollegen sorgen sich um mich. Es sind alles sehr nette Menschen hier beim BVB. Im Bayern Stadion ist die Stimmung nicht so familiär. "Alles in Ordnung. Das kann doch mal passieren.", kichere ich. Mein Knöchel wird etwas dick, weil ich bei diesem Ungeschick umgeknickt bin, aber sonst geht es mir gut. Der Typ, der mich umgerannt hat, lässt sich nicht mehr blicken. Ich murmle sauer und erschrecke mich zu Tode als kurz bevor das Spiel weiter geht plötzlich Julian Brandt vor mir steht. "Oh, sorry. Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich wollte mich nochmal erkundigen, ob wirklich alles in Ordnung ist.", legt er eine Hand auf meine Schulter. "Ja. Mein Knöchel ist etwas dick, aber das war meine eigene Schuld.", schmunzele ich und ignoriere das kribbeln auf meiner Haut an meiner Schulter. Ich muss jetzt professionel bleiben. Es ist nicht das erste Mal, dass mich ein Fußballspieler anspricht. Ich habe wöchentlich mit ihnen zu tun. Sofort verschwindet Julian und kommt mit einem Kühlpet wieder. Ich kichere. "Das war doch nicht nötig.", lache ich. Allerdings lasse ich es mir von ihm unter meine Stutzen klemmen. Sofort entspannt sich mein Knöchel und ich bedanke mich bei ihm. "Es war wirklich nicht deine Schuld. Ich hätte schließlich auch zur Seite gehen können.", zucke ich mit den Schultern.
Als das Spiel wieder beginnt, bin ich wirklich positiv überrascht von dieser Mannschaft, von diesem Stadion und von allen die hinter diesem Verein stehen. Sowohl die Teammitglieder im Stadion, als auch auf den Bänken auf den Stadionrängen. Also im Vergleich zu Bayern, ist das hier definitiv anders. Alle sind super nett und freundlich. Die Dortmunder sind hilfsbereit, sorgsam und liebevoll. Außerdem sind sie super respektvoll und haben anscheinend kein Problem damit, dass ich weiblich bin. Das habe ich noch nie erlebt. Diese Stadt ist mehr mit Fußball verbunden und miteinander vereint als ich jemals selbst war. In der zweiten Halbzeit läuft es für mich sehr gut und ich höre keine negativen Zurufe mehr, was vielleicht auch daran liegt, dass die Gäste immer leiser werden, weil der BVB ein Tor nach dem anderen reinhaut. Am Ende des Spiels steht es 5 zu 2 und ich gehe grinsend vom Feld. Das ich mich mal für den BVB freuen werde, damit habe ich nicht gerechnet.
Ich gehe duschen und ziehe mich um. Mein Knöchel ist immer noch etwas angeschwollen und das gefällt mir nicht. Ich mache mich langsam auf den Weg nach draußen und schaue auf mein Handy. Henri hat mir 10 Nachrichten gesendet. Ich will gerade auf die Pushup Benachrichtigung klicken, doch ich höre meinen Namen hinter mir rufen. Ich drehe mich um. "Kora, Gott sei Dank bist du noch hier.", ein anderer Linienrichter steht vor mir und kratzt sich nervös am Nacken. "Nächste Woche beim letzten Spiel Dortmund gegen Mainz, fehlt uns wieder Thomas. Wir bekommen einfach keinen vernünftigen Linienrichter her. Kannst du nochmal einspringen?", fragt er zerknirscht. Er nennt mir zwei bekannte Namen, welche mit mir zusammen pfeifen werden. Ich struppele mir durch die Haare und massiere mir kurz die Stirn. "Wir legen dir auch nochmal ein Tausender oben drauf.", sagt er und ich muss lachen. "Um das Geld geht es mir nicht. Mir geht es um die Akzeptanz und den Respekt beim Spiel.", ich nicke dann. "Den bekomme ich aber hier in Dortmund. Oder spielen sie auswärts?", frage ich dann nach. "Ja. Aber du kannst mit der Mannschaft mitfahren.", sagt er sofort. "Oh nein. Ich fahre nach Hause und dann fahre ich nur eine Stunde nach Mainz. Das ist in Ordnung. Sag du ihnen Bescheid. Ich mache es noch einmal, dass ist aber das letzte Mal.", sage ich und schaue ihn prüfend an. "Yes, vielen Dank Kora.", er zieht mich erleichtert in eine Umarmung und ich drücke ihn weg. "Schon gut.", ich fahre ins Hotel und schlafe dort in Ruhe aus. Am Nachmittag fahre ich nach Köln.
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Foul! - Julian Brandt Teil 1
FanfictionKora, Videoassistentin und Linienrichterin lernt den gutaussehenden Julian Brandt kennen. Es passt sofort zwischen den beiden. Leider hat Kora Familienprobleme und will keine Hilfe von dem Fußballer. Auch andere schwierige Aufgaben müssen die beiden...