Schuss 9

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Julian versucht immer weiter zu erklären und eine Möglichkeit zu finden, mich zu überreden hier zu bleiben. Aber eigentlich habe ich mich ja schon entschieden. Noch etwas, dann unterbreche ich ihn. "Julian, ich habe dich schon verstanden. Ich bin gerne deine Krankenschwester.", sage ich trocken, aber meine Mundwinkel zucken gefährlich. "Oh nein, so war das nicht gemeint. Ich möchte dich kennenlernen. Dich als Mensch, als Person. Nicht weil ich will, dass du mich verpflegst. Das wäre ein Nebeneffekt, also nicht deine Pflege, sondern deine Unterstützung, weil es schließlich leider so ist. Also, ich mag dich wirklich und ich würde dich wirklich gerne kennenlernen.", sagt er dann wieder und versucht sich zu erklären. Er hat meinen Witz scheinbar nicht verstanden. "Julian, merkst du eigentlich das ich dich veräppel? Ich finde es wirklich lustig wie du dich versuchst zu erklären und mich zu überreden, wobei ich mich ja schon längst entschieden habe.", schaue ich ihn grinsend an. "Wirklich?", fragt er erstaunt. "Ja. Ich würde gerne hier bleiben, aber das erste was wir morgen machen müssen, ist zu mir nachhause fahren.", ich glaube das letztere hat er gar nicht mehr gehört. Julian strahlt übers ganze Gesicht und scheint richtig glücklich zu sein. Er richtet sich von seiner Liege auf und hält die Arme auf. Ich grinse und richte mich ebenfalls auf und umarme ihn fest. "Das freut mich wirklich. Du wirst es nicht bereuen." "Da bin ich mir sicher.", grinse ich. Wir lachen uns an und lassen uns nicht los. Es ist zu schön. Wir haben uns wieder zurück gelegt, allerdings gemeinsam auf Julian's Liege. Ich muss eingeschlafen sein, denn als jemand leise über Pizza redet, bin ich hellwach. Ich schlage meine Augen auf und schaue zu Jannis, der vor der Liege steht. Mein Kopf liegt noch an Julian's Brust und ich höre seinen Herzschlag. "Oh, guten Morgen Kora.", grinst Jannis. Ich muss lächeln, aber eigentlich hätte ich auch schreien können, weil ich mich jetzt etwas von Julian lösen muss. Ich hebe meinen Kopf und schaue zu Julian. Dieser liegt entspannt halb unter mir und es scheint ihm auch gefallen zu haben, mit mir zu kuscheln. "Magst du auch Pizza? Wir wollten jetzt welche bestellen. Schließlich können wir bei diesem Cheadmorning, heute auch noch den restlichen Tag cheaden.", zuckt Jannis jetzt mit dem Schultern. "Ja, ich möchte eine Pizza mit Pilzen und Schinken.", sage ich und bekomme gleich zwei angewiderte Blicke. Ich muss lachen und lege meinen Kopf einfach wieder auf Julian's Brust ab. Es ist mir egal, was er sich dabei denkt. Es war schließlich gemütlich. Julian nimmt eine Pizza Hawaii, wobei ich das Gesicht verziehe. Jannis muss lachen. Dann sind wir wieder alleine und ich spüre Julian's warme Hand auf meinem Rücken. Erst liegt sie still, doch wenig später bewegt er sie langsam und ich bekomme Gänsehaut am ganzen Körper.

Wir bleiben die ganze Zeit so liegen, ohne etwas zu sagen. Ich lausche seinem Herzschlag und genieße seine Hand auf meinem Rücken und ich bewege meine Hand langsam auf seinem Bauch. Als wir es klingeln hören, richten wir uns langsam auf und schauen uns sofort sehnsüchtig an. Unsere Blicke treffen sich und wir müssen uns angrinsen. Dann helfe ich ihm hoch und gebe Julian seine Krücken. Ich lasse ihn vor und schließe hinter mir die Terrassentür. In der Küche riecht es schon richtig gut nach Pizza und ich ziehe genießerisch den Duft ein. Wir setzen uns gemeinsam an den Tisch. Yasmin sitzt mir gegenüber und sie sieht schon viel besser aus als heute morgen. "Na, ausgekatert?", frage ich frech. "Ja.", grinst sie und ich muss lachen. Dann öffnen wir unsere Kartons und mir läuft das Wasser im Mund zusammen. "Sind das Pilze?", fragt Yasmin mit einem angewiderten Blick. Ich nicke kichernd und nehme mir ein Stück meiner Pizza. Dann beiße ich genüsslich rein und bekomme drei schräge Blicke. "Ist wirklich gut.", nuschle ich mit vollem Mund. Julian muss lachen. Dann ist es ruhig und wir essen alle genüsslich unsere Pizza. "Darf ich mal probieren?", fragt plötzlich Julian und ich schaue ihn überrascht an. Ich muss grinsen und halte ihm ein unangebissenes Stück hin. Er beißt ab und verzieht wieder das Gesicht. "Ne, Pilze gehören nicht auf eine Pizza.", schüttelt er sich. Ich rolle mit den Augen. "Ananas auch nicht.", korrigiere ich ihn und esse meine Pizza auf.

Nachdem essen, sitzen wir noch am Tisch und reden etwas. Jannis holt dann einen Würfelbecher und Papier und wir entscheiden uns Jazzy zu spielen. Erst spät gehen Yasmin und Jannis hoch und Julian und ich gehen gemeinsam Zähne putzen. "Bist du ein Familienmensch?", fragt er vorsichtig. "Ja, aber ich habe nicht so einen Draht zu meiner Familie. Meine Schwester Sophie ist etwas kompliziert. Sie hat schon ein Kind, um das sie sich nicht kümmern möchte. Meine Mutter macht das. Sie hat es sehr schwer mit Sophie. Ich stehe immer dazwischen. Ich weiß wie sehr meine Mutter ihre Kinder liebt, aber das mit Jonas, also ihrem Kind, geht gar nicht. Sie steht lieber auf dem Tresen und tanzt betrunken.", stelle ich dann fest. "Oh.", sagt Julian nur. "Was ist mit eurem Vater?", fragt er dann. "Unsere Väter haben sich kurz nach unseren Geburten verkrümmelt. Sie hatten beide kein Bock auf kleine Babys und Verantwortung. Als sie ungefähr jeweils 2 Jahre später versucht haben den Kontakt aufzubauen, hat meine Mutter logischerweise immer abgeblockt.", zucke ich mit den Schultern. "Und hast du im Erwachsenen Alter auch kein Bock drauf?", fragt er nun und ich überlege. "Darüber habe ich nie nachgedacht und will ich auch nicht.", sage ich dann etwas leiser. Julian nickt und macht Zahnpasta auf meine Zahnbürste. Dann selbst auch etwas auf seine und wir putzen uns die Zähne. Julian legt seinen Arm um meine Schultern und ich lege einen Arm um seine Hüfte. Beide grinsen wir uns im Spiegel an. Als wir fertig sind und uns die Münder ausgespült haben, schaut er mich wieder an. "Willst du denn Kinder?", fragt er und ich bin etwas überrascht von der Frage. "Ja, eigentlich schon. Mit dem richtigen Mann.", nicke ich. Julian nickt verständnisvoll. Wir gehen zu Julian's Schlafzimmer und ich will mich gerade verabschieden als er noch eine Frage hat, die mich etwas wundert. "Kora, kannst du mir noch ein Glas Wasser bringen?", fragt er vorsichtig. Ich ignoriere das volle Glas auf seinem Nachttisch. Sofort nicke ich und gehe in die Küche. Dort befülle ich ihm das Glas und gehe zurück zu Julian. Er liegt bereits im Bett und er klopft auf sein Bett. Aha, daß war also der Plan. Ich muss mein grinsen unterdrücken und stelle ihm sein Glas auf den Nachtschrank. Dann lege ich eine Hand auf seinen Unterarm. "Gute Nacht Julian.", sage ich und bekomme einen verwirrten Blick. "Ich dachte, wir können noch etwas reden. Und... Also ich dachte... Du magst vielleicht noch kuscheln.", spielt er nervös mit seinen Fingern und fährt sich durch die Haare. Ich muss breit grinsen und von einem Moment auf den anderen, springe ich auf die andere Bettseite und Julian zuckt heftig zusammen. Ich grinse ihn breit an und auch er muss jetzt lachen. Dann zieht er mich in seine starken Arme und ich lege meinen Kopf auf seine Schulter.

Foul! - Julian Brandt Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt