Schuss 15

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Ich brauche nur eine dreiviertel Stunde und stehe dann vor Mama's Tür. Sie reißt sie sofort auf und fällt mir in die Arme. "Wo ist die Polizei?", frage ich sofort. "Ähm, die sind schon auf der Suche nach ihr. Wir sollen uns jetzt auch auf den Weg machen.", sagt sie und ihre Stimme zittert. "Gut. Dann ziehe dich an.", murmle ich. "Was haben die sonst noch gesagt?", ich raufe mir die Haare und versuche ruhig zu bleiben. "Naja, ähm, sie melden sich wenn sie sie finden und wir sollen uns keine Sorgen machen.", sie zieht ihre Schuhe an und wir gehen zurück zu meinem Auto. Als dann plötzlich ein Sportwagen neben meinem parkt, schaue ich skeptisch hinter die verdunkelten Scheiben. Da die Sonne nun aufgegangen ist, blendet es zu doll und ich kann nichts sehen. Als die Beifahrertür aufgeht, schlucke ich. "Julian...", sage ich etwas abweisend. Er hieft sich raus und fällt dabei fast hin. Ich halte ihn fest und schaue ihm in die Augen. "Kora, was ist den los? Warum bist du einfach weggefahren? Ist etwas passiert? Habe ich etwas falsch gemacht?", er schaut mich total verzweifelt an und nimmt mein Gesicht in seine Hände. "Was machst du hier? Du kannst mir nicht helfen!", ich schaue ins Auto und erblicke Marco am Steuer. Er schaut fragend und steigt nun auch aus. "Wobei den? Kora, sag mir doch was los ist!", sagt Julian nun. "Sophie ist mit Jonas abgehauen. Betrunken, mit ihrem Auto.", sage ich leise und senke meinen Blick. "Und warum hast du nichts gesagt? Ich kann dir oder euch doch helfen. Habt ihr schon die Polizei informiert?", er küsst meine Stirn und ich weiß, dass ich seine Hilfe brauche, um stark zubleiben. Sein pure Anwesenheit macht die Situation leichter und ich weiß jetzt was ich für ihn fühle. Ich schaue ihm wieder in die Augen. "Mama hat sie informatiert. Wir sollen sie suchen gehen. Die Polizei ist auch schon unterwegs. Ich will nicht, dass du da mit reingezogen wirst. Du hast damit doch nichts zutun!", sage ich trotzdem. "Kora! Ich habe etwas damit zu tun. Schließlich gehört die Familie meiner Freundin, auch zu meiner.", lächelt er mich an und mein Herz macht einen Sprung, auch wenn dazu nicht der richtige Zeitpunkt ist, es ist trotzdem der richtige und ich gebe ihm einen flüchtigen Kuss. "Danke.", murmle ich nur leise. Dann dreht sich Julian um, zu Marco. "Marco, hilfst du uns?", fragt er hoffnungsvoll. "Marco ist mit im Boot.", solidiert er und ich muss schmunzeln. "Danke, wirklich. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll." "Also ich finde wir sollten los.", grinst Juli. Ich küsse ihn nochmal und löse mich dann von ihm. "Ich schicke dir ein Foto von Sophie und ein paar Orte, wo ihr hinfahren müssten. Wir telefonieren.", steige ich ein. Auch die Männer steigen wieder ins Auto. Mama wartet schon ungeduldig. Ich fahre aus der Einfahrt und schicke Julian nebenbei ein Foto von Sophie und von ihrem Auto. Dann wähle ich seine Nummer. Mama erzählt Marco und Julian ein paar Orte, die sie anfahren sollen. Wir fahren zuerst in ihren Lieblingsclub, wo ihr neuer Freund arbeitet. Woher Mama das weiß, kann ich selbst nicht sagen. Ich wusste noch nicht einmal, dass sie einen Neuen hat. Wir gehen zum Eingang und werden vom Sicherheitsbeamten aufgehalten. "Wir schließen in 10 Minuten.", sagt er mit fester Stimme. "Achja? Da drin ist aber noch ordentlich Stimmung.", stelle ich fest. "Es werden aber keine Gäste mehr reingelassen.", brummt er. "Gut, dann haben wir ja noch 10 Minuten.", sage ich ebenfalls mit fester Stimme und will an ihm vorbei. "Nein.", stellt dieser Schrank sich mir in den Weg. "Außer natürlich du möchtest mir eine Gegenleistung geben.", grinst er reudig und guckt mir in meinen Ausschnitt und ich muss fast kotzen. Meine Mutter schnappt nach Luft und ich zeige ihm einen Mittelfinger. Dann gehen wir wieder und fahren ihre Wohnung an. Dann stellt sich mir eine Frage. "Mama, diesen Stammclub und ihre Wohnung, die hast du doch auch an die Polizei weitergegeben oder?", frage ich nach. Mama schaut aus dem Fenster und nickt langsam. "Ja, aber die meinten wir sollen selbst hinfahren.", sagt sie leise und mir geht ein Licht auf. Ich beiße mir auf die Zunge. Meine Mutter hat die Polizei gar nicht informiert. Ich nehme meine Handy und fahre auf einen Parkplatz. Dort wähle ich Julian's Nummer und ignoriere Mama's fragende Blicke. "Hey, habt ihr sie gefunden?", höre ich Julian sofort fragen. "Nein, aber wir können die Suche abbrechen. Es hat keinen Zweck.", sage ich und blicke nun zu Mama. Sie und Julian fragen gleichzeitig: "Was?" Ich räuspere mich. "Juli, bleib bitte dran.", ich stelle ihn auf Lautsprecher und räuspere mich ernst. "In Ordnung.", klingt er etwas verwirrt. "Warum willst du aufhören?", fragt Mama sofort. "Mama, du hast die Polizei gar nicht informiert. Richtig?", schaue ich sie tiefgründig an. "Wie kommst du darauf? Natürlich habe ich die informiert!" "Achja? Zeig mir deine Telefonliste. Wann hast du sie angerufen?", werde ich nun lauter. Mama lacht und protestiert. "Hör' auf damit und fahre endlich weiter.", schreit sie mich an. "Nein.", sage ich trocken und lehne mich ans Fenster. Mama steigt aus und stapft vom Parkplatz. In mir baut sich eine Wut auf. "Ist sie gerade gegangen Kora?", murmelt Julian. "Ja. Wir treffen uns bei der Polizei im Zentrum.", sage ich und lege auf. Ich wische mir übers Gesicht und blinzle meine Tränen weg. Warum verteidigt Mama sie noch? Sophie hat sie die Treppe runtergeschubst. Sie hat ihr eigenes Kind betrunken mit dem Auto transportiert. Sophie hat noch nichtmal einen Kindersitz. Ich fahre ins Zentrum und parke auf dem Polizeiparkplatz. Marco und Julian warten schon. Julian zieht mich in seine Arme und ich schließe die Augen. "Fuck.", murmle ich einfach nur. "Wir kriegen das wieder hin.", sagt er mit fester Stimme. Wir gehen rein. "Wo ist deine Mum jetzt?", fragt Marco. "Ich schätze mal sie macht sich jetzt im Alleingang auf den Weg. Sie will die Polizei nicht alarmieren, weil sie Jonas nicht abgeben will. Sie ist der Meinung Sophie und sie selbst kriegen das zusammen hin, aber Sophie will nicht aufhören zu trinken, zu rauchen oder zu kiffen.", nuschele ich. "Aber nur weil wir die Polizei einschalten und damit das Jugendamt, heißt es doch nicht gleich, dass sie das Kind abgeben muss."

Wir besprechen alles mit der Polizei und dürfen uns selbst zur Ruhe setzen. Nur wenn wir wollen, sollen wir uns selbst auf den Weg machen. Ich habe aber keine Lust mehr. Ich weiß meine Schwester ist echt scheiße und trinkt und kifft und baut andauernd Mist, aber Jonas wehtun würde sie nicht. Egal wie betrunken sie ist. Wenn sie mit dem Auto heil irgendwo angekommen ist, geht es beiden gut. Ich bin müde und ich will schlafen. "Ich kam gerade frisch aus dem Flieger als Julian anrief.", gähnt auch Marco. Wir schauen uns an und ich lehne mich an Julian. "Ich kann nirgendwo mehr hinfahren.", nuschele ich nur noch übermüdet. "Ich werde jetzt einen kostenlosen Parkplatz aufsuchen und mich in mein Auto schlafen legen. Meine Wohnung ist auf der anderen Stadtseite. Ihr habt mir schon genau weitergeholfen. Ihr könnt mich wirklich alleine lassen.", sage ich zu den beiden Jungs, die mich nun betröbelt angucken. "Ich weiche dir ganz sicher nicht von der Seite.", sagt Julian sofort. "Juli, ich bleibe jetzt zwei Tage hier. Vielleicht ein oder zwei Tage länger. Ich habe Henri hier, der mich genauso unterstützt wie du es tun würdest. Ich verspreche dir, wenn ich deine Hilfe brauche, dann melde ich mich bei dir.", ich nehme sein Gesicht in meine Hände. "Jannis und Yasmin kommen morgen aus dem Urlaub und du bist nicht mehr alleine. Juli, ich möchte nicht, daß du in diesen unnötigen Stress mit reingezogen wirst.", ich hauche ihm einen Kuss auf die Lippen. "Ich weiß, ich könnte mich auf dich verlassen und du würdest mir helfen, wenn ich dich brauche und deine Hilfe möchte, aber gerade würdest du wahrscheinlich andere Sachen lieber tun, weil du einfach noch keinen Draht zu meiner Familie hast. Du kennst diese Menschen nicht und ich weiß, dass du keine große Lust hast meine Drogenabhängige Schwester kennenzulernen oder?", schaue ich ihm nun tief in die Augen und ich weiß, dass ich ins schwarze getroffen habe. "Es ist vollkommen in Ordnung und ich kann es verstehen. Fahr' nachhause. Ich komme in spätestens 4 Tagen nach. Versprochen!", küsse ich ihn wieder. Julian stand bis eben nur reglos da und sagte nichts. Jetzt umfasst er fest meine Hüfte und hebt mich sogar etwas hoch. Dann flüstert er mir etwas ins Ohr, womit ich am wenigsten gerechnet habe. "Ich liebe dich!", murmelt er nur ganz leise. Dann küsst er mich zärtlich und ich strahle ihn an. "Julian, ich liebe dich.", sofort küsst er mich nochmal und drückt mich fest an sich.

Ich umarme auch Marco fest und bedanke mich hundertmal. Er steigt schon ins Auto und ich verabschiede mich bei Juli. Er küsst mich lange und steigt dann in Marco's Wagen. "Wehe du meldest dich nicht, wenn etwas nicht stimmt. In 4 Tagen stehe ich hier auf der Matte, wenn du nicht zurück zu mir kommst.", sagt er ernst und schaut mich mit festen Blick an. Ich weiß, dass er es ernst meint. "Ich bin in 4 Tagen zurück.", lächle ich. "Ich rufe dich heute Abend an.", grinst er. "Ok, danke für eure Hilfe.", schicke ich beiden einen Luftkuss. Ich winke. Dann fahren sie vom Parkplatz und ich fahre ins nächste Hotel. Julian hat darauf bestanden mir Geld zugeben, damit ich im Hotel schlafen kann. Er hätte nicht locker gelassen, weshalb ich das Angebot annahm.

Foul! - Julian Brandt Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt