Schuss 28

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Am nächsten Morgen reißt mich mein Wecker um 6 Uhr aus dem Schlaf. Ich schalte ihn schnell aus, um Julian nicht zu wecken. Ich brumme verzweifelt und quäle mich aus dem Bett. Julian schläft noch friedlich und am liebsten hätte ich ihn aus dem Bett gerissen, damit er auch so früh aufstehen muss. Ich lasse es aber bleiben und nehme mir vor, meine morgendliche Stimmung an meinen Kollegen abzulassen oder an meinem Chef. Das ist noch besser, weil er mir dieses Theater eingebrockt hat. Ich schnaufe und wasche mir mein Gesicht. Dann putze ich Zähne und mache mir Frühstück. Dort begegne ich Yasmin. Sie arbeitet als Medizinische Fachangestellte und muss immer so früh raus. Mein Beileid. "Morgen.", brumme ich. Ich höre sie kichern und ich hasse sie dafür, dass sie ein Morgenmensch ist. Wenig später verlasse ich das Haus und fahre mit Julians Auto nach Köln. Er überlässt mir dieses für die nächsten Tage, weil er meint, damit komme ich schneller voran und ich muss nicht so früh aufstehen.

Im Keller angekommen, begegne ich Henri zuerst. Er weiß genau, dass er mit mir nicht zu reden hat, um diese Uhrzeit. Unser Praktikant weiß es nicht und ich pampe ihn voll. Dieser läuft fast kreischend vor mir weg und ich trinke angeekelt von meinem Kaffee. Mein Computer fährt gerade hoch und ich nehme mein Handy in die Hand. Da ich keine Nachrichten habe, gehe ich auf Julians Chat und wünsche ihm einen guten Mittag, denn er wird sowieso erst nachdem ersten Training auf sein Handy schauen. Dann gehe ich auf Instagram und mich trifft ein Schlag. Seitdem Tag an dem ich in der Zeitung war, bin ich nicht mehr auf meiner Social Media Plattform gewesen. Ich habe 10 000 neue Follower und viel zuviele Likes auf Bildern, die niemand hätte sehen müssen. Es sind lauter verrückte Stadion Bilder mit Henri und mir. Bilder im Bayern Trikot, Urlaubsbilder und Partybilder, die ich schon fast vergessen hatte und Bilder, die ich noch in meiner aktiven Fußballzeit mit meiner Mannschaft hochgeladen hatte. Ich habe keine Bilder, die mich blamieren könnten, weil ich immer darauf geachtet hatte, dass das Internet nicht in 10 Jahren denkt, was ich den für eine komische Alte bin. Aber es gibt trotzdem Bilder, die nicht die halbe Fußballwelt sehen sollte. Ich murmele und gehe unter mein letztes Bild. Das habe ich vor 4 Monaten hochgeladen. Es ist ein Bild von einem Straßenhund und mir. Ich schaue ihm traurig in die Augen und er blickt betröppelt zurück. Das war aus dem Urlaub, welchen ich letztes Jahr nach Bulgarien gemacht habe. Am liebsten hätte ich ihn mitgenommen. Unter diesem Bild haben einige Menschen kommentiert, die mich wohl neu abonniert haben. 

'Süßes Bild!🐕'

Oder

'Schön wie bodenständig du bist.'

Oder

'Du passt total gut zu Jule. Viel Glück euch beiden.🖤💛'

Oder

'Du bist echt hübsch.💞'

Aber es sind auch gemeine Kommentare dabei.

'Dumme Bayern Tussi.'

Oder

'Du solltest dich lieber wieder trennen. Ihr passt gar nicht zusammen.'

Oder

'Hoffentlich trennt ihr euch wieder. Du zieht Julian voll runter.🤢'

Einige beleidigen mich sogar heftig. Die lieben und netten Kommentare überwiegen aber. Ich lächele etwas und like ein paar nette Kommentare. Einige beantworte ich sogar mit einem einfachen. 'Danke❤️'

Als mein Chef in den Raum kommt, stecke ich mein Handy weg und mache mich an die Arbeit, auch wenn sich plötzlich wieder eine mächtige Wut aufbaut, weil ich nicht mehr im Bett liege. Am Nachmittag fahre ich mal wieder in meine Wohnung und mache die angekommenden Pakete auf. Als mein Handy vibriert, nehme ich es und lächle sofort.

'Guten Nachmittag mein Schatz. Na, fertig mit der Arbeit? Ich bin jetzt fertig mit dem Training. Ich dusche jetzt noch und fahre dann nachhause und koche uns etwas. Ich freue mich auf dich.😘'

Ich antworte ihm knapp und packe dann zusammen und mache mich auf den Weg nach Dortmund. Als ich die Tür aufmache, rieche ich schon das leckere Essen. Ich nehme einen tiefen Atemzug. Leise ziehe ich mich aus und gehe dann auf Zehenspitzen in die Küche. Juli steht am Herd und trällert vor sich hin. Ich grinse und umarme ihn von hinten. Er zuckt heftig zusammen und ich grinse bitter. "Kora! Musst du dich so anschleichen?", schimpft er kurz. "Ja, macht mehr Spaß.", grinse ich ihn an, als er sich umdreht. Er schüttelt belustigt mit dem Kopf und gibt mir einen Kuss. "Hey.", flüstert er. Wir küssen uns wieder und als er sich löst, grinsen wir uns an. "Das riecht wirklich schon sehr gut. Was gibt es denn?", will ich in den Topf gucken, aber er schiebt mich weg. "Sei nicht so neugierig. Geh ruhig ins Wohnzimmer und schaue dir irgendwas im Fernseher an. Ich mache das hier noch schnell fertig. Noch so 10 Minuten.", grinst er und ich nicke widerwillig. Ich nehme mein Handy in die Hand und schmeiße mich auf die Couch. Wieder öffne ich Instagram und schaue neugierig erneut in meine Aktivitätenleiste. Wieder sind knapp 1000 Follower dazu gekommen und ich verstehe die Welt nicht mehr. Das liegt wohl daran, weil die ganzen Fanpages von Julian oder vom BVB meine Antwort auf ihren Kommentar oder den Like, in ihrer Story erwähnt haben und sich total darüber gefreut haben. Ich gehe in meine Galerie und suche ein Bild raus, was ich posten kann und entscheide mich für ein Selfie, was ich letztens auf der Sonnenliege auf Julians Terrasse gemacht habe, als ich glücklich gelächelt habe, weil die Sonne so schön gestrahlt hat. Ich schreibe dazu 'Live the moments...🌞'
Dann drücke ich auf posten und beobachte gespannt was passiert. Sofort bekomme ich ein paar hundert Likes und nette Kommis und ich raufe mir die Haare. Ich bin doch niemand besonderes. Warum interessieren sich die Leute jetzt für mich? Ich kichere und stehe auf. "Guck mal Maus.", gehe ich zurück in die Küche. Julian schaut auf mein Handy und ich scrolle die vielen neuen Aktivitäten durch. Er schmunzelt und küsst meine Stirn. "Gut oder schlecht?", fragt er dann. "Naja, weiß ich nicht. Ich finde das eher komisch. Ich meine, ich bin doch keine besondere Person.", grinse ich. "Doch, bist du.", sagt Julian nur und ich strahle. "Du bist echt süß. Weißt du das eigentlich?", küsse ich seine Lippen und setze mich an den Tisch. "Du musst nur aufpassen, was du postest. Ist es eine Kleinigkeit, welche die Leute zerfetzen können, werden sie es tun.", stellt er fest. "Damit kann ich leben.", sage ich sicher. Ich bin schon immer relativ selbstbewusst gewesen. Die Leute, die mich nicht kennen, sollen sagen was sie wollen, aber sollte eine wichtige Person in meinem Leben eine blöde Meinung über mich haben, nehme ich es mir sofort zu Herzen.

"Möchtest du das wir unsere Beziehung, so gut wie nur möglich, aus der Öffentlichkeit raushalten und möchtest du nicht mit mir in Verbindung gebracht werden oder sollen wir es langsam angehen oder wie möchtest du es?", fragt Juli dann vorsichtig und ich überlege etwas länger. "Ich glaube, ich möchte das die Öffentlichkeit weiß, dass ich zu dir gehöre, damit sie dir nicht jede Woche eine neue Frau an den Hals dichten, aber ich möchte nicht jeden Tag in die Öffentlichkeit gedrängt werden.", schaue ich ihn unsicher an. "Also posten wir ein Bild zusammen und machen damit offiziell, dass wir zusammen sind und einmal im halben Jahr kommt ein Foto nach, ansonsten möchtest du dich in den Hintergrund stellen?", fragt er nach. Ich nicke und überlege weiter. "Ich habe keine Lust die ganze Zeit auf der Straße angesprochen zu werden.", fange ich an den Tisch zu decken. "Lass das. Hinsetzen! Ich mache das.", schiebt mich Juli zurück auf meinen Hintern. Ich muss lachen. "Kora, wenn wir ein Foto zusammen posten und bestätigen, dass du meine Freundin bist, dann musst du damit rechnen auf der Straße angesprochen zu werden.", schmunzelt er. Ich seufze. "Du hast wahrscheinlich recht." "Ja. Wir posten bald ein Foto zusammen, posten dann zu Weihnachten mal wieder eins und zu einem Geburtstag oder so und dann renkt sich das schon. Und wenn du im Hintergrund bleiben willst, dann poste keine Scheiße, sei lieb, nett und bodenständig und dann lieben dich alle.", lächelt er. "Ich denke, das kriege ich hin.", lache ich. "Gut. Es wäre übrigens auch nicht nur für dich blöd, wenn du scheiße baust, sondern auch für mich und den BVB. Also da steckt einiges hinter.", nimmt er mich wieder in den Arm. "Wenn du unsicher bist, dann kannst du mir auch vorher erst alles zeigen, bevor du auf posten drückst.", überfordert er mich langsam. Ich kuschele mich an seine Brust und nicke. "Ok. Ich liebe dich Maus.", schaue ich ihn grinsend an. "Ich liebe dich Maus.", grinst er ebenfalls breit.

Foul! - Julian Brandt Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt