Schuss 23

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Am nächsten Tag reisen wir wieder ab. Vor dem Hotel treffen sich alle und verabschieden sich. Ich finde es sehr schade, weil ich gerne noch mehr von allen kennengelernt hätte. Nach unserem Versöhnungssex gestern, sind Julian und ich wieder ein Herz und eine Seele. Julian hält mich an der Hand. Sein Unterschenkel ist in einer dicken Bandage. Die Jungs wollen gar nicht abfahren und reden noch miteinander. Ich finde es richtig schön und gut, dass sich alle so super verstehen und friedlich miteinander sind. Alle sind auch super drauf, weil wir gestern gewonnen haben. Juli unterhält sich gerade mit Mo Dahoud und ich schaue mich um. Es ist wirklich wie eine große Familie. "So, Jungs ab in den Bus. Wir fahren!", ruft Kloppo plötzlich und die Bayern verabschieden sich und umarmen alle. Als Gnabry mich umarmt, spanne ich mich an. Es ist vielleicht normal für mich mit Fußballern zuarbeiten, mit einem Fußballer liiert zu sein und mit Fußballern gemeinsam zu grillen, aber einen meiner liebsten Fußballer zu kennen, wird wohl nie normal werden. Sie steigen danach in ihre Autos und fahren vom Gelände. Alle anderen steigen nach und nach in den Bus. Zumindest die, die keine Frauen hier haben. Julian muss trotz meiner Anwesenheit alleine zurück fahren. Ich bringe Henri zurück nach Köln und ich muss mich mal wieder bei meinem Chef blicken lassen. Julian wird dann von Jannis am Treffpunkt abgeholt. "Bis später mein Schatz.", lächelt er mich an. Ich gebe ihm einen Kuss und winke den anderen. Marco, Mo, Kai und ein paar andere winken mir zurück und ich gehe mit Henri zu Julians Auto. "Kora?", ruft mir Julian hinterher. "Ja?", drehe ich mich um. "Bitte sei vorsichtig mit meinem Baby.", nuschelt er. Ich rolle mit den Augen. "Mein Baby ist auch verletzt. Darauf hast du auch nicht geachtet.", haue ich knallhart raus und die Jungs prusten los. Ich spiele auf seine Verletzung an, denn schließlich ist Juli mein Baby. Julian grinst mir nur hinterher und ich stecke ihm die Zunge raus. Ich muss grinsen. Dann steige ich ein und schmeiße die Autotür extra hart zu. Julians Kopf dreht sich blitzschnell wieder zu uns und ich muss kichern. Männer und ihre Autos. Henri setzt sich neben mich und wir fahren ab.

Er erzählt mir endlich von seiner Busfahrt gestern, wie Mo rumgealbert hat und Marco fast vom Sitz gefallen ist, weil er so lachen musste. Gnabry hat entspannt geschlafen. Timo Werner hat die ganze Zeit den Sieg gefeiert und gesungen und Kai Havertz hat sich den Kopf an der Scheibe gestoßen. So erzählt er mir zu fast jedem Spieler etwas und ich schaue ihn immer wieder belustigt von der Seite an.

Wir machen eine Pipi Pause und essen noch etwas an der Raststätte. "Oh, schau mal Kora.", kichert Henri mit vollem Mund. Er hat sich an einem Zeitungsstand die Klatschblätter angeguckt und hat dann anscheinend etwas interessantes gefunden. "Henri, mich interessiert das nicht. Ich will sowas nicht lesen.", murre ich. "Das ist wirklich hoch interessant.", er hat sich das Klatschblatt schon genommen und schlägt eine Seite auf. Es geht scheinbar um Fußball. "Nach einem Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Island feiert die Mannschaft auf unterschiedlichen Wegen.", liest Henri schon vor und am liebsten würde ich meine Ohren zuhalten. "Einige Spieler wie Marco Reus, Kai Havertz und Manuel Neuer feierten im Mannschaftsbus ausgelassen. Julian Brandt, Emre Can und Leon Goretzka feiern mit ihren Frauen.", ich werde sofort hellhörig. "Ach, ist doch ganz interessant oder?", kichert Henri mich an. "Lies weiter!", jammere ich. "Ist ja gut. Die neue Freundin von Julian Brandt feierte zuerst in der Menschen Menge den Sieg und danach alleine mit ihrem Freund. Sie selbst hat schon Fußball gespielt, musste dann aber aufgegeben, weil sie eine schweren Verletzung erlitt. Vor kurzem stand Kora B. als Linienrichterin auf dem Platz vom BVB. Dort lernten sich die beiden wohl kennen.", er schaut mich nun grinsend an. "Naja, der Rest ist uninteressant. Schade, dass nichts von mir drin steht.", setzt er sich zurück an unseren Tisch. "Also ich finde das nicht lustig.", stütze ich meinen Kopf auf meine Hände. "Guck, hier sind wir in der Menge zusehen.", lächelt er. Es sind noch einige andere Bilder abgedruckt, aber ich bin rot umkreist und es ärgert mich. Wie kann man einen zwischen tausenden Menschen finden? Vor allem wie haben die so schnell, so viele Infos über mich gefunden. Ich stöhne und packe meine Sachen zusammen. "Warte kurz, ich kaufe diese Zeitung noch.", springt Henri auf. "Ich bin schon im Auto.", maule ich und gehe raus. Warum freut man sich so darüber? Dort nehme ich mein Handy und schreibe Julian diese tollen Neuigkeiten.

Zurück in Köln parke ich vor Henris Haus. "Kommst du noch mit rauf?", fragt er vorsichtig. Er weiß genau, wann ich schlechte Laune habe und wann nicht. Wir haben die restliche Fahrt nichts mehr geredet und das ist auch besser so. "Nein, ich fahre jetzt noch zu Arbeit und dann zurück nach Dortmund.", schaue ich ihn an. "Ok, danke das du mich mitgenommen hast. Und danke für das Trikot. Wir sehen uns dann am Wochenende.", lächelt er. Ich nicke und umarme ihn so gut wie es geht, über die Konsole hinweg. Dann steigt er aus, holt sich seine Tasche und ich fahre wieder los.

Im Keller angekommen, hält mich mein Chef sofort auf. Er redet mit mir über die nächsten Bundesligaspiele und mit seinen komischen neuen Ideen zum Dienstplan macht er mir noch mehr schlechte Laune. Ich nicke nur immer wieder und gehe zu meinem Computer. Nur wenige Kollegen sind hier und ich begrüße alle höflich.

Julian hat mir geantwortet und teilt mir mit, dass er jetzt in Dortmund angekommen ist und wir nachher darüber reden. Ich arbeite zwei Stunden an unserem neuen System und packe dann zusammen. Ich bin die Letzte heute und ich schließe alles ab. Dann fahre ich gerädert zurück nach Dortmund und schließe mit Julians Schlüssel auf. Im Wohnzimmer sitzen Juli und Jannis vor der Klotze und zocken Fifa. Ich sage gar nichts, sondern lasse mich einfach nur neben den beiden fallen. Jannis zuckt heftig zusammen und Julian schreit kurz auf. "Kora...", lacht er dann. "Du hast dich aber angeschlichen.", er pausiert das Spiel und lehnt sich zu mir rüber. "Oje, dein Tag war beschissen.", sagt er und küsst meine Wange. "Ja war er. Er hat gut angefangen, aber letztendlich war er richtig scheiße.", sage ich trocken. Julian legt eine Hand auf meine Wange und zieht mein Gesicht vor seins. Dann gibt er mir einen Kuss und ich gebe mich diesem hin. "Ich lasse euch mal alleine.", lächelt Jannis und geht in die Küche und zieht die Glaswand zu. "Danke.", zwinkert Julian. Ich atme tief durch. "Ist es wegen dem Zeitungsartikel?", legt Julian seinen Controller auf den Tisch und zieht mich auf seinen Schoss und umschlingt mich. "Damit hat alles angefangen. Henri fand das total toll und freute sich total und war sogar enttäuscht, dass ihn niemand erwähnt hat. Dann bin ich in den Keller gefahren und mein Chef kommt mit neuen Arbeitszeiten um die Ecke. Es gibt absofort 8 Uhr Schichten. Das heißt ich muss mindestens um 6 Uhr aufstehen, wenn ich hier bei dir bin. Und wenn Spiele sind, dann muss ich 5 Stunden vorher da sein, weil wir jetzt ein neues System haben und es anders bedient werden muss. Ich könnte im Strahl kotzen. Wirklich!", lasse ich meiner schlechten Laune Luft. Julian schaut mich die ganze Zeit nur an und streichelt ab und zu meine Wange oder Haare aus meinem Gesicht. Ich lehne mich dann an seine Brust und umschlinge ihn.

"Kora?", sagt er dann irgendwann und ich richte mich wieder auf, um ihn anzuschauen. "Was hälst du davon, wenn du meinen Schlüssel behälst und... also für immer...", stottert Julian. "Und ihn täglich benutzt. Also morgens wenn du zur Arbeit fährst und Abends wenn du wieder nachhause kommst.", beendet er seinen Vorschlag und ich schaue ihm in die Augen. "Du möchtest das ich hier einziehe?", frage ich überrascht. Er nickt vorsichtig und schaut mich lieb an. "Aber das ändert doch nichts an der Situation. Wohnen tue ich doch schon inoffiziell hier.", grinse ich. "Unser Stadion sucht momentan einen Manager zur Vermittlung zwischen den verschiedenen Abteilungen. Also der z.B. zwischen dem Social Media Team und der Mannschaft steht und Termine ausmacht und Kontakt aufbauen kann. Oder zwischen den Physiotherapeuten und Ernährungsberatern vermittelt. Du bist dann praktisch Mädchen für alles.", hat er sofort eine Lösung. "Aber bin doch kein Manager.", stelle ich fest. "Stimmt. Das war auch nur Vorschlag eins. Ich habe mich in letzter Zeit immer mal wieder umgehört, weil ich wusste, dass dieser Moment kommt, an dem wir mit dem hin und herfahren ein Problem haben werden.", er nimmt meine Hände in seine. "Jetzt kommt mein Joker. Im Stadion haben wir doch einen festen Stadionsprecher. Nobby Dickel. Oder Norbert Dickel. Vielleicht sagt der Name dir etwas. Unsere Assistentin ist abgesprungen und jetzt brauchen wir eine Neue. Du bist dann für die Infos zuständig, die Nobby durchsagt. Zum Beispiel wenn jemand eingewechselt wird.", lächelt er mich breit an und meine Augen leuchten auf. Julian grinst. "Ich wusste, dass ich ins schwarze Treffe.", kichert er. "Wann fahren wir ins Stadion?", grinse ich. "Ich mache einen Termin aus und sage, dass wir eine potentizielle Kandidatin haben und daß noch keiner eingestellt werden soll, solange sie noch nicht wissen wer du bist, okay?", lächelt er. Ich nicke sofort und strahle. Eigentlich bin ich nicht der Freund von unfairen Vorteilen, aber heute nutze ich sie mit Freude. Die Vorstellung meinen offiziellen Wohnsitz hier in Dortmund zu melden, finde ich richtig schön.

Foul! - Julian Brandt Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt