11. Kapitel

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Lou steigt selbst aus dem Aufzug, ist froh Malfoy nirgends entdecken zu können. Besser gelaunt als davor setzt sie ihren Weg zu den Kaminen fort, um von dort aus zu flohen.

Um sie herum sind immer noch viele Menschen, obwohl die Stoßzeit von der Mittagszeit schon fast vorbei ist.

Den ganzen Weg dorthin versucht sie Männern mit langen blonden Haaren auszuweichen. Glücklicherweise gibt es nicht so viele davon, doch als sie gerade in den Aufzug steigen will, sieht sie einen schwarzen Umhang und fast weiße Haare in dem Kamin verschwinden. Sie fragt sich, ob das Malfoy gewesen ist. Sie hat die Person nur flüchtig gesehen und spürt Unsicherheit in sich. Am liebsten würde sie einen anderen Kamin benutzen, doch vor diesen stehen die Leute Schlange und nur der vor ihr ist frei. Selbst wenn Malfoy mit diesem Kamin gefloht ist, was macht das für einen Unterschied? Er ist weg und fertig. Weshalb sollte sie ihn dann nicht benutzen?

Außerdem kann es auch sein, dass er das gar nicht war. Schließlich ist er eben auch erst gekommen und warum sollte er dann schon nach einer Stunde wieder gehen? Das würde keinen Sinn ergeben, wenn er hier arbeitet. Oder irgendetwas anderes hier tut. Worum auch immer es sich handelt.

Lou ist der Überzeugung, dass sie sich das nur eingebildet hat und sie unter einem Verfolgungswahn leidet. Es wundert sie nicht bei der Ausstrahlung von Malfoy. Sie versucht angestrengt den Gedanken beiseite zu schieben, doch es gelingt ihr nicht. Lucius Malfoy wütet noch immer in ihrem Kopf, da bringt es auch nichts, sich an das Gespräch mit Jack zu erinnern.

Sie ballt ihre Hand zu Faust. Hatte sie nicht gesagt, dass sie sich nicht unter kriegen lässt? Ungläubig über sich selbst schüttelt sie den Kopf. Das darf sie nicht mit sich machen lassen!

Entschlossen sich von so etwas Dummen nicht aufhalten zu lassen, steigt sie in den Kamin und nimmt das Pulver in die Hand, das sich irgendwie ein wenig feiner als sonst anfühlt. Doch noch bevor sie überprüfen kann, ob es sich auch wirklich um das Flohpulver handelt, ist es bereits zu spät und es befindet sich über sie. An sich kein Problem, dann kann sie einfach nichts sagen und das Pulver nochmal über sich werfen. Doch gerade als sie nach der Schüssel greifen will, um es nochmal zu probieren, spürt sie, wie sie vom Kamin eingezogen wird. In ihrem Kopf stehen viele Fragezeichen, sie fragt sich, was hier passiert und hat Angst. Was war das bitte? Sie hat doch den Ort, an den sie will, gar nicht genannt! Nichtmal gedacht!
Wie kann sie dann trotzdem flohen und vor allem: wohin?

Wo wird sie landen und funktioniert das überhaupt? Ihr Innerstes zieht sich zusammen und könnte sie es, würde sie sich irgendwo abstützen. Aber da ist nichts außer den grünen Flammen! Rein gar nichts! Es ist, als sei sie in einer Zwischendimension, zumindest würde sie sich eine so vorstellen. Sie kann sich nicht bewegen und alles was sie sieht, hört, fühlt und schmeckt sind die Flammen.

Sie bekommt immer mehr Panik, ist kurz davor einen tonlosen Schrei abzugeben, als es vorbei ist.

Um sich herum sieht sie die Wände eines Kamins und sie atmet erleichtert aus. Lou ist in irgendeinem Kamin gestrandet und kann von dort aus weiter reisen. Wenn sie das denn noch will. Schließlich sitzt der Schock tief und sie muss ihre Atmung noch immer kontrollieren, um nicht zu hyperventilieren.

Vom Kamin aus kann sie einen prachtvollen Raum entdecken. Wo auch immer sie gerade ist, es muss sich wohl um ein Anwesen einer reichen Reinblutfamilie handeln. Sie sieht nicht viel aus dem Kamin heraus, nur ein paar Sofas und einen Sessel, worauf eine Person sitzt. Lou überlegt, ob sie hervortreten und sich entschuldigen soll, schließlich hat die Person sie sicherlich bemerkt.

Ihr Blick gleitet über den Unterkörper, den sie geradeso sehen kann und sie muss schlucken, als ihr ein Detail auffällt.

Ein Gehstock mit einer Schlange als Kopf.

Sie stützt sich an der Kaminwand an, merkt wie ihr Atem sich beschleunigt und wie ein Roboter greift sie automatisch nach dem Pulver, um hier schnell wieder weg zu kommen. Die Pause ist vollkommen vergessen.

Doch als sie gerade die Finger danach ausstrecken will, ist die Schale mit einem Plopp verschwunden. Sie schluckt, versucht sich zu konzentrieren und zu apparieren. Anders als im Ministerium sollte das Apparieren hier nicht blockiert sein. Sie versucht es immer wieder, aber es klappt nicht. Malfoy scheint es doch eingeschränkt zu haben, sehr zum Leidwesen von Lou.

„Guten Tag.", sagt Malfoy ölig und sie kann sich das schelmische Lächeln schon vorstellen. Sie möchte gar nicht aus dem Kamin treten um ihn zu sehen.

„Ist es in meinem Kamin wirklich so gemütlich? Willst du nicht lieber rauskommen?", fragt er weiter und lehnt sich leicht vor, sodass sie sein Gesicht sehen kann und die Haare, die auf seinen Schoß fallen. Er legt den Kopf leicht schief, hat die Lippen wie so oft zu einem lustvollen Lächeln verzogen und mustert sie.

Lou kaut sich auf der Lippe herum, zieht einzelne Hautfetzen ab und überlegt, was sie tun soll. Ohne seine Hilfe kommt sie hier wohl nicht weg. Er war wirklich der Benutzer des Kamins vor ihr. Vermutlich hat er dieses Pulver ausgewechselt und damit bewirkt, dass sie zu ihm floht und nirgendwo anders hin. Wie auch immer das funktioniert hat. Es macht für sie mal wieder keinen Sinn. Sollten dann nicht diejenigen nach ihr, die auch etwas von diesem sonderbaren, vermutlich schwarzmagischen Mittel nehmen, auch direkt zu ihm gelangen? Warum steht sie dann noch immer alleine im Kamin?

Sie muss den Kamin auf jeden Fall verlassen. Aber was soll sie denn jetzt tun? Ihre Hand findet den Weg zu ihrer Stirn. Scheiße, jetzt kann nur noch ein Wunder geschehen. Was will Malfoy von ihr, kann sie ihn vielleicht irgendwie austricksen und vom Grundstück wegrennen und dann apparieren?

Sie hat gar keine Zeit für das hier, muss noch so viel erledigen. Obwohl das ihr kleinstes Problem ist.

„Zuhause war es gemütlicher.", murmelt sie nur vor sich hin, weil sie nicht weiß, was sie tun oder sagen soll. Sie befindet sich in der Falle. Als Beute des Jägers.

Malfoy lehnt sich wieder zurück und steht auf. Lou sieht wie er näher zu ihr kommt und augenblicklich muss sie schlucken.

„Aber, aber...", sagt er weiterhin gespielt sanft, was sie beunruhigt. Ihre Finger beginnen zu schwitzen und alles an ihr schreit danach, die Flucht zu ergreifen. „Das hier ist doch dein Zuhause."

Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt