Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius Malfoy

84. Kapitel

Lou tut es ihm gleich und schaut ebenfalls auf den Waldboden. Sie hätte nicht fragen sollen! Es scheint einen Grund zu geben, weshalb er es ihr verschweigen möchte. Es tut ihr leid, ihn an etwas scheinbar Schmerzvolles erinnert zu haben.Trotz dass sie es versteht und akzeptiert, fühlt sie sich enttäuscht. Bringt Jack ihr nicht das Vertrauen entgegen, das sie ihm gibt? Sie weiß nichts über Jack, außer dass er Verwandlung studiert. So wie Kira und die anderen jungen Frauen, die sie am ersten Tag kennengelernt hat... Sie wird sie nie wieder sehen...

Lous Gedanken schweifen weiter zu ihren Eltern. Ist es möglich, Kontakt zu ihnen aufzunehmen? Zumindest durch Briefe? Lucius könnte davon erfahren...

Sie braucht Geduld. Jetzt einen Brief an sie zu schreiben wäre töricht, Lucius würde ihn bestimmt bekommen. Hoffentlich tut er ihren Eltern nichts, wenn er dorthin geht, weil er sie da vermutet!

„Ich...", Jack seufzt und fährt sich durch die braunen Haare. „Ich studiere nicht grundlos Verwandlung, musst du wissen." Der junge Mann hadert mit sich selbst. Er schüttelt den Kopf und deutet dann auf eine Stelle, die mit Gras und teilweise auch mit Moos bewachsen ist. „Ich würde dir empfehlen, dort deinen Platz aufzubauen. Die Äste von den Bäumen, die eventuell herunterfallen könnten, werden dich dort nicht erschlagen. Gegen die Tiere helfen Schutzbanne."

Lou nickt mit einem sanften Lächeln und fragt nicht weiter über das Persönliche nach.

„Ich werde zurück zur Universität gehen, es fällt auf wenn ich für heute fehle. Schließlich wäre das ausgerechnet der Tag, an dem du flüchtest. Ich werde heute Nachmittag wiederkommen und noch einige Sachen bringen.", murmelt er vor sich hin. „Hast du wenigstens eine Decke oder ähnliches?"

Lou schüttelt den Kopf. Sie hat Klamotten und andere Dinge, die ihr aber nicht beim Überleben helfen. Ein Pluspunkt ist ihr Zauberstab, der ihr beim vorübergehenden Leben hier helfen kann. Obwohl sie diesen nicht gern einsetzen möchte. Wer weiß, vielleicht bekommt Lucius irgendwie den Standort heraus, aufgrund ihrer Zauberei. Wie es bei den jungen Hexen und Zauberer funktioniert, die in Hogwarts zur Schule gehen und sofort eine Meldung bekommen, wenn sie außerhalb davon zaubern. Sie hat über dieses Prinzip im Buch über Hogwarts gelesen und dieses könnte ihr noch zum Problem werden, wenn Lucius daran denkt. Sie kann nicht behaupten, dass sie hofft, er würde es nicht tun. Ganz sicher ist sie sich nicht. Vielleicht... Vielleicht sollte sie das Risiko eingehen. Die Konsequenzen werden so schlimm nicht sein. Sie wird ihn besänftigen können. Hoffentlich.

„Na gut, auch kein Problem." Jack zieht seinen eigenen Zauberstab hervor und verwandelt einen Teil eines umgefallenen Baumes zu einer Decke. Darauf folgt eine weitere, die er ihr gibt. Als Lou am Boden sitzt und zu ihm hoch schaut, hüllt sie sich in dieser wegen des kalten Schattens und der Jahreszeit ein. „Danke, Jack."

Er lächelt sie an. „Kein Problem. Ach ja, nicht zu vergessen sind die Banne. Hilfst du mir mal?"

Lou wühlt sich sofort wieder aus der Decke und kümmert sich zusammen mit ihm und Flumpi um alle möglichen Banne, die sie im Kopf hat und in den letzten Tagen in Lucius' Bibliothek nachgelesen hat.

Ist das erledigt, verabschieden die beiden sich und Jack appariert weg. Lou fühlt sich wohl bei ihm. Auf eine andere Weise als bei Lucius.

Sie seufzt und legt sich auf der rot-weißen Decke zurück, schaut nach oben in die Baumkronen und hört die Geräusche der Vögel. Flumpi sucht in ihrer Tasche nach einem T-Shirt, welches sie sich anziehen kann und darf. Lou legt die Arme unter ihren Kopf und versucht sich zu entspannen. Sie kann es nicht. Die Gedanken an Lucius quälen sie. Was er wohl gerade macht... Hat er es schon bemerkt? Was wird er unternehmen? Lou versucht an etwas Anderes zu denken, aber es funktioniert einfach nicht. Es ist so verdammt frustrierend. Sie hat nichts zu tun und liegt hier schon seit ein paar Stunden. Ein Spaziergang durch den Wald wäre eine Möglichkeit, allerdings eine schlechte. Sie möchte keinen Tieren begegnen, obwohl es Tag ist. Dieser Wald ist so dicht, tief und belebt, dass die Tiere hier auch bei Tag zu sehen sind. Lou ist sich nicht sicher, ob sie dazu in der Lage wäre, schnell zu reagieren. Ihre Gedanken sind schließlich weit, weit entfernt. Flumpi sollte auch nicht mit, da Lou einen Spaziergang bräuchte, um den Kopf freizubekommen und einfach mal alleine zu sein.

Andauernd hat sie sein Gesicht vor Augen, wie es sie enttäuscht und gebrochen anschieht... Lou dreht sich zur Seite und zieht die Decke höher. Das kann doch nicht wahr sein!

Weitere Stunden vergehen. Wie soll sie hier Tage, gar Wochen aushalten? So ganz ohne Beschäftigung! Hoffentlich kommt Jack bald...

Flumpi liegt halb auf der Wiese, in einem schwarzen T-Shirt und sieht sie mit ihren großen Augen an.

„Wann kommt er denn endlich?"

„Flumpi weiß es nicht, Master. Er sollte schon längst wieder da sein."

Lou nickt zustimmend und schaut auf die Nachttischuhr, die sie aus Lucius' Schlafzimmer geklaut hat.

Es ist bereits 6 Uhr nach Mittag!

Stunden später, als es schon fast stockdunkel ist, taucht er immer noch nicht auf. Lou beginnt sich Sorgen zu machen. Was hat das zu bedeuten? Wo ist Jack? Wollte er nicht direkt danach zu ihr, um ihr noch Sachen zu bringen?

Er wird nicht mehr kommen... Es ist schon nach Mitternacht.

Lou ist enttäuscht. Was hat ihn aufgehalten? Lucius?

Sie beginnt sich große Sorgen zu machen. Während Flumpi bereits schläft, wirft sie sich von einer zur anderen Seite. Sie vermisst Lucius Arme, die sich um sie schlingen und das Bewegen unterbinden...

Eine Träne tropft auf die Decke, auf der mittlerweile viele Ameisen und andere Insekten ihren Platz gefunden haben.

Egal was Lou tut, sie kann nicht einschlafen. Ein Grund dafür ist vermutlich auch ihr knurrender Magen. Seit dem Morgen hat sie nichts mehr gegessen. Das kann doch nicht gesund sein! Ihr Kopf schmerzt. Sie braucht etwas zu trinken und zu essen. Aber vor allem Trinken.

Den Übergang zu einem schlafenden Zustand in den Morgenstunden merkt sie nicht.