22. Kapitel

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Damit wandern seine Hände bis zu ihrem Hinterkopf, halten sie. Wie in Zeitlupe drückt Malfoy seine Lippen auf ihre. Lou kann nichts anderes tun als zu verharren und zu hoffen, dass er schnell wieder aufhört. Sie ist in seinem Griff gefangen, vollkommen wehrlos.

Als die Lippen der Beiden sich berühren, gibt Malfoy ein Brummen von sich, das wohl seine Zufriedenheit ausdrücken soll.

Er bewegt seine Lippen auf ihren, sie sind warm. Lou riecht sein Aftershave und schaut ihm tief in die Augen. Da ist es wieder: Dieser liebevolle Blick für sie. Nur für sie. Es schmeichelt ihr wieder, so hat noch niemand sie angesehen.

Es gibt ein schmatzendes Geräusch, seine Hände streichen über ihre Haare und er legt den Kopf schief, um sie besser zu küssen und die Nase nicht im Weg zu haben.

Seine Zunge stupst an ihre Lippen und sie weiß, was er vorhat. Sofort öffnet sie ihre Lippen. Wenn sie es nicht tun würde, dann würde das Konsequenzen geben, das ist ihr bewusst.

Er nutzt die Chance und dringt gleich in ihre Mundhöhle ein, fährt über die geraden Zähne, die jedoch ein wenig Verfärbungen aufweisen.

Er kämpft mit ihrer Zunge, obwohl die von ihr nur schlapp im Mund liegt. Lucius zwingt sie dazu, dass sie nicht mehr so bewegungslos liegt.

Lou muss sich ein Lächeln verkneifen, blendet alles um sich herum aus. So schlimm findet sie es gar nicht mal. Es hört sich verrückt an, weil er derjenige ist, der ihr das hier alles antut. Aber irgendwie sehnt sie sich nach Zärtlichkeiten. Zwar ist oder war sie vor England keine Person, die alleine gewesen ist, sich aber einsam gefühlt hat. Unverstanden, ungewollt. Nur gemocht, weil sie einfach da war und mit ihr Zeit verbracht wurde, weil viele nicht wussten, wohin mit ihrer.

Bei Lucius ist das anderes. Er kümmert sich um sie, auch wenn es eine Art und Weise ist, die ihr nicht gefällt. Auch nicht, dass er so besitzergreifend ist und sie dazu zwingt.

Würde er das mit der Dominanz und mit dem Zwingen weglassen und es stattdessen langsamer angehen lassen, sie wüsste nicht, ob sie ihm widerstehen könnte. Sie hasst ihn, ja. Aber vielleicht ist der Grund dafür nur seine gelegentliche harte und egoistische Art.

Denn irgendwie, wenn er gerade so zu ihr ist, fühlt sie sich geborgen, kann alle Sorgen, die wegen ihm entstehen, ausblenden.

Lucius streicht sanft über ihre Wange, hält sie weiter und küsst sie inniger, legt all seine Gefühle in den Kuss. Lou hat das Gefühl, es würde ihm schwer fallen, die Augen offen zu halten. Er tut es nur, um sie zu beruhigen und sie von der Ernsthaftigkeit seiner so verschiedenen, widersprüchlichen Handlungen zu überzeugen.

Lou vergisst die Zeit, kann nicht einschätzen, wie lange es gedauert hat, bis sie den Kuss erwidert und auch ihre Lippen bewegt. Wärme durchströmt sie.

Irgendwann löst er sich dann langsam von ihr, hält aber noch immer ihren Kopf in seinen Händen. Er legt seinen auf den ihren und hält sie fest in den Armen, so als wolle er sie nie wieder loslassen. Lou ist noch viel zu betäubt, um überhaupt etwas zu sagen.

Lucius brummt noch einmal, streichelt sie weiter. „Das war doch... schön", beginnt er und Lou ist kurz davor zu nicken, bevor sie innehält. Sie möchte nicht, dass er sich etwas darauf einbildet. Auch wenn es ihr tatsächlich gefallen hat.

„Du riechst gut...", schwärmt er, nimmt ihren Duft auf.

„Wonach?", fragt Lou mit zittrigerStimme, muss erst mal auf das Geschehene klar kommen.

„Ich weiß nicht... Ich habe keine so feine Nase. Es riecht einfach nach dir."

Na danke, das hilft mir auch sehr gut weiter. „Verstehe"

Lucius nickt und hält sie weiter. „Das Essen ist vorbereitet. Wir haben heute viel zu tun. Geh duschen.", befielt er ein wenig strenger, aber immer noch mit seidener Stimme.

Lou seufzt, obwohl sie eigentlich ganz froh ist, mal einen Moment für sich zu haben.

Malfoy steht auf, streicht ein letztes Mal ihre Seiten und geht dann zur Tür. Er hat bereits seine normale Kleidung an, ein teurer, verzierter Anzug. An sich sieht er so aus, als wolle er gleich auf ein Geschäftstreffen oder ähnliches gehen. Bis auf die langen, verstrubbelten Haare. Sie hängen ihm teilweise ins Gesicht und es gefällt ihr mehr, als wenn sie geordnet auf seinem Rücken liegen. Es steht ihm, so wie es gerade ist, besser, weil er entspannter und lässiger, nicht so formell wirkt.

Als er sich gerade umdrehen will, um aus dem Zimmer zu gehen, befeuchtet sie ihren Mund um etwas zu sagen. „Lucius?"

„Ja?", fragt er entspannt, vermutlich überrascht wegen ihres zarten Tons und dreht sich sofort um. Dazu benutzt er ausnahmsweise mal nicht seinen Gehstock, den er sonst immer bei sich hat, jetzt aber für sie unauffindbar ist.

„Lass die Haare bitte so.", sagt sie, ist kurz davor rot im Gesicht zu werden. Wie peinlich.

Doch Lucius lächelt nur, fährt sich durch die Haare, verstrubbelt sie ein wenig mehr und nickt ihr zu. „Wie du wünschst, meine Liebe." Er verbeugt sich leicht vor ihr, was Lou doch schon sehr überrascht und verlässt dann den Raum.

Diese Stimmungsschwankungen... sie hält das kaum mehr aus. Hoffentlich wird sich das ändern. Anders als seine Haare.

Lou schüttelt über sich selbst den Kopf, verwirft den Gedanken schnell wieder und steht auf, geht aus dem Zimmer. Immer noch in der Hose, die er ihr gestern gegeben hat.

Auf dem Flur sieht sie sich um. Wo soll bitte das Bad sein?

Sie probiert ein Zimmer nach dem Anderen aus, jedes sieht so aus wie ihres. Nur am Ende des Ganges verbirgt sich ein großes Badezimmer. Seltsam. Wenn Lucius Gäste hat, müssen die alle ein Bad benutzen. Naja, wie sie schon gelernt hat, ergibt bei Malfoy nicht alles einen Sinn.

Sie schließt ab, geht sich in der luxuriösen Freiraumdusche waschen und macht sich dann fertig, stellt sich vor den Spiegel. Ihre Haare sind noch nass, sie will nach ihrem Zauberstab greifen, der ihr, ihres Wissens nach, noch nicht abgenommen wurde.

Doch als sie an ihre Hosentasche packt, wo er eigentlich immer am Bund steckt, findet sie dort nichts. Klar, er hat gestern ihre Hose gewechselt. Anscheinend dabei unauffällig ihren Zauberstab mitgehen lassen. Sehr schön, wirklich.

Lou verzieht das Gesicht. Das ist nochmal ein großer Minuspunkt. Hat er Angst, dass sie ihn angreift oder flüchtet? Wie traurig ist das denn?

Ihre Laune ist wieder im Keller. Offenbar darf sie hier nicht mal mehr eine Hexe sein.

Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt