Lous Miene hellt sich auf und sie gibt ihm ein sanftes Lächeln. „Danke, Jack. Das ist das, was ich jetzt brauche.", sagt sie ehrlich und erhält dafür ein liebevolles Lächeln von ihm.
„Ich habe dich wirklich sehr gerne, Lou...", sagt er gedankenverloren und sieht ihr in die Augen.
Das mulmige Gefühl - jetzt nur in einer anderen Weise - kehrt zurück und sie nickt bloß. Lou möchte nichts sagen, um ihn nicht zu verletzen. Nach Lucius will sie sich nicht noch weiter mit Gefühlen von jemandem für sie herumschlagen.
Jack seufzt. „Aber du magst mich nicht so wie ich dich, oder?", fragt er frei heraus, eben radikal ehrlich.
Lou schüttelt automatisch den Kopf. „Doch, doch ich mag dich. Du bist nett und hilfsbereit. Du bist das Gegenteil von Lucius und ich mag dich auch."
„Könnte es mehr werden?", fragt er unentwegt und sieht ihr unablässig in die Augen.
Lou seufzt und senkt den Kopf. „Ich weiß es nicht, wirklich nicht. Im Moment möchte ich eine Pause vom Liebeskram haben, verstehst du?"
Jacks Körper spannt sich an und er nickt steif. „Wie ich schon einmal gesagt habe: Ich werde warten. Du bist bei mir willkommen, vergiss das nicht."
Lou überbrückt den Abstand zwischen den beiden und nimmt ihn vorsichtig in den Arm. Sie drückt nicht zu fest und nicht so vertraut, wie sie es früher bei ihren Freunden gemacht hat. Ihr Bedürfnis nach körperlichem Kontakt hat wegen Lucius abgenommen.
Lucius...
Sie senkt den Kopf auf Jacks Brust. Lucius wäre sicherlich eifersüchtig, wenn er das hier sähe. Er würde ihn töten, so wie er John töten wollte.
„Wann hast du vor zu flüchten?", fragt er und legt seine Arme um sie. Seine Stimme ist weich und er streicht ihr durch die Haare. So wie es Lucius manchmal gemacht hat...
„Noch heute. In der Mittagpause, also zwischen zwei Vorträgen.", erwidert sie.
„Dazwischen? Denkst du, das wäre gut?", fragt er sie zweifelnd.
„Warum sollte es schlecht sein?"
„Die Hauselfen, die dich bewachen, müssen doch etwas davon merken... Ich wundere mich schon, wie du sie abschütteln konntest. Sie begleiten dich trotz des Verbots dieser Universität, nicht wahr?"
Lou nickt langsam. Jack hat recht. Gut, sie macht sich keine Sorgen darüber, dass Flumpi etwas davon erfahren könnte – schließlich weiß sie bereits alles darüber. Aber Lucius wird es bald auffallen, wenn Flumpi nicht auf seine Befehle hört und deshalb misstrauisch werden. Zusätzlich drei Stunden zu warten erschwert alles.
„Stimmt. Du hast recht. Ich sollte jetzt gehen, einfach weit weg." Lou umgreift fest ihren Zauberstab und nickt Jack zu.
„Warte!, ruft er aus und schlingt seine Arme fester um sie. „Du willst jetzt einfach so gehen? Wohin? Hast du dir keine Gedanken gemacht, hast du dir keinen Plan gemacht?", fragt er fassungslos.
„Ich werde mir in einem Wald ein Lager für die Nacht aufbauen und danach schauen, was ich mache. Er wird mich vermutlich nicht finden. Es ist nur für ein paar Nächte, bevor ich mich endgültig entscheide."
Jack atmet tief durch und löst sich dann langsam und sichtlich widerwillig aus der Umarmung. „Ich werde dich dorthin begleiten. Mein Vortrag hat sowieso schon begonnen und die Türen sind bestimmt schon geschlossen, sodass ich nicht mehr hinein kann. Ich werde dich begleiten, damit ich weiß wo du bist. Ich werde dir jeden Tag Essen und andere Sachen bringen. Lass mich das für dich tun, das ist das Mindeste.", sagt er und spricht vor Aufregung immer schneller.
Lou lächelt ihn dankbar an und nickt. „Ich danke dir. Nur gib auf dich ab und mach es unbemerkt Vielleicht überwacht er dich ja... bei ihm kann man nie wissen."
Jack nickt. „Ist gut, ich passe auf. Aber nur wenn du versprichst, auch auf dich aufzupassen."
Lou ist gerührt über seine Sorgen, die er sich macht. Wie kann ein Mensch schon nach so kurzer Zeit, nach ein paar Gesprächen, bereits sein, so eine Last auf sich zu nehmen? Gut, eine ähnliche Frage könnte sie auch bezogen auf Lucius stellen. Wie kann ein Mensch sich vom ersten Blick an in jemanden verlieben? Wie soll das möglich sein?
Lou weiß es nicht. Erst Lucius und nun Jack... Vielleicht liebt er sie noch gar nicht und ist auch noch nicht in sie verliebt... Es wäre realistisch, wenn er nur auf sie stehen würde und hofft, daraus könnte sich mehr entwickeln. Irgendwie glaubt sie daran nicht.
„Ich passe auf mich auf und ich versuche mein bestes."
„Versuche es nicht, Lou."
Lou schmunzelt. „Ist gut. Und mache dir keine Sorgen wegen der Hauselfen. Sie sind momentan nicht hier.", sagt sie und überlegt. Eigentlich macht es doch keinen Sinn, Flumpi zu verschweigen. Sie sitzt mir ihr in der Schweiße und wenn Lucius Lou findet, findet er auch Flumpi. Ihm fällt sowieso auf, dass er nicht mehr der Herr von ihr ist, wenn sie ihm nicht mehr gehorchen muss. Obwohl er sie bis heute Mittag nicht zu sich rufen sollte, weil sie ja bereits einen Auftrag hat. Aber wer weiß, wie oft der Hauself gestern zu ihm musste um zu erstatten. Sie weiß davon nicht, aber es könnte sein... sicher ist sicher. „Gut okay, bis auf eine Hauselfe. Aber sie steht auf meiner Seite und hilft mir. Wie du."
„Also werde ich jetzt schon mit einer Hauselfe gleichgesetzt.", scherzt Jack und tut dabei so, als wäre er beleidigt und schmollt.
Lou muss lachen. „Du weißt, wie ich es meine.", Es ist erfrischend, wie er versucht die Atmosphäre aufzulockern und die ernsten Themen ein Stück nach hinten zu verschieben. Aber ernste Themen haben einen Grund, weshalb sie ernst sind. „Lass uns gehen. Erst beim Eingang können wir wieder apparieren.", schlägt Lou vor und Jacks anbahnendes Lächeln verblasst.
Er nickt und die beiden verlassen mit Flumpi hinter sich die Ecke und gehen quer über das Gelände. Es ist mehr Ruhe eingekehrt, nicht so viel Trouble wie noch vor ein paar Minuten.
Beim Eingang angekommen, streckt Lou eine Hand aus, die er sofort ergreift. „Bitte appariere uns in einen Wald, in dem du einmal warst und den du kennst. Ich kenne hier in England noch keine Wälder."
Jack nickt und drückt ihre Hand, um ihr Mut zu machen. Lou muss über die süße Geste schmunzeln. Das hat Lucius nur selten gemacht...
Noch bevor sie den Gedanken, den sie loszuwerden versucht, zu Ende bringen kann, spürt sie bereits dieses Ziehen in sich und ist mit ihm und Flumpi, die sich an ihrem Bein festhält, appariert.
Sie öffnet die Augen, als sie die frische Luft um sich spürt und das Rascheln der Blätter hört.
Sie sieht sich um. Überall um sie herum sind Bäume, eben wie in einem Wald. Sie schaut auf alle Seiten, um einen Weg nach draußen zu finden. Aber da ist kein Pfad, kein Blick durch die Bäume auf eine freie Landschaft. Sie ist im tiefsten Wald, überdeckt mit einer beachtlichen Decke aus Baumkronen von hohen Nadel- und Laubbäumen.
„Wow...", murmelt sie. „Was ist mit den wilden Tieren in so einem Wald? Ich meine, Wildscheine, Rehe und Füchse sind nicht selten in so einem großen, tiefen Wald, der offensichtlich von den Menschen unberührt geblieben ist."
„Nicht ganz unberührt.", sagt er und öffnet die Augen, die er genussvoll geschlossen hat. Jack sieht auf die Hauselfe hinab, die sich nun wieder sichtbar gemacht hat und sich von Lous Bein entfernt hat.
„Ich war hier oft mit meinen Brüdern, musst du wissen."
„Warum?"
„Nun ja... Ich war hier oft wegen meiner zwei älteren Brüder. Lange Geschichte."
„Willst du mir darüber erzählen?", fragt Lou mit einer leisen Stimme und sieht ihn besorgt an. Jacks Mundwinkel zucken, aber nicht weil er lächeln will, sondern weil er sein Gesicht vor Schmerz verzieht.
„Es gibt auch Grenzen von radikaler Ehrlichkeit, Lou.", murmelt er leise vor sich hin und schaut auf den Waldboden.
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Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius Malfoy
FanfictionWenn Lucius Malfoy liebt, dann kann das für die geliebte Person nicht gut enden. Zumindest nicht, wenn er nicht lernt zu lieben; wenn er die Fähigkeit dazu nicht entwickelt. Kann aus einer kranken Liebe für beide Parteien wahre Liebe werden? Oder is...