Lou muss sehr tief schlucken. Was wird das? Ist es eine Verwechslung oder kann es sein, dass sie tatsächlich so viel Pech hat, Malfoy hinter sich zu haben? Stalkt er sie oder wie kann das sein? Und dann auch noch um diese Uhrzeit! Die Meisten, die hier arbeiten, mussten schon vor Stunden hier angekommen sein.
Sie schließt darauf, dass es Zufall sein muss, wenn es sich bei der Person hinter ihr wirklich um Malfoy handelt. Schließlich muss er, um hinter ihr zu sein, zuerst in diesem Aufzug gewesen sein und kann ihr so nicht nachgegangen sein.
Keine Panik, sagt sie sich und dreht dann doch leicht den Kopf, weil sie mit ihrer Ungewissheit nicht umgehen kann.
Hätte sie das mal nicht getan, denn graue Augen bohren sich direkt in ihre und sie zuckt zusammen, fürchtet sich davor. Sie schluckt ihren Kloß runter und versucht sich nicht noch mehr anzuspannen. Was sollen die Leute denken, wenn sie hier einen Aufstand macht und sie ihm ihre Meinung sagt? Wer weiß, vielleicht sind es wichtige Persönlichkeiten oder welche, mit denen sie noch Kontakt haben wird. Man kann nie wissen und sie ist schließlich in einem neuen Land mit neuen Menschen. Leider mit neuen Menschen in Hinsicht auf Malfoy.
Als sie ihn erkennt, dreht sie wieder blitzschnell den Kopf nach vorne, versucht die Panik in ihren Augen zu verbergen. Zum Glück stehen alle mit dem Rücken zu ihr und bekommen hiervon nichts mit. Obwohl es besser wäre, wenn es nicht so ist. Lou ist sich sicher, dass man ihr Unwohlsein erkennt und man ihr hoffentlich helfen wird. Hoffentlich? Glaubt sie ernsthaft daran? Wenn sie nach dem geht, was sie von ihm gehört hat, würde ihr wohl niemand helfen. Man verscherzt es sich mit einem Malfoy nicht, dafür hat er einfach zu viel Macht und Einfluss. Etwas das leider auch sie zu spüren bekommt. Doch hat sie es sich überhaupt mit ihm verscherzt? Was hat sie denn Falsches getan? Sich ihm widersetzt und nicht gleich in sein Bett gestiegen?
Wenn Lou könnte, würde sie jetzt hohl auflachen. Sie ist keine Nutte, kein billiges Flittchen, das nur existiert um nach der Nase eines Anderen zu tanzen. Das ist niemand, auch nicht wirkliche Prostituierte. Es ist eine Beleidigung gegen sich selbst, wenn sie das überhaupt in Erwägung zieht.
Ihre Hand ballt sich zur Faust. In den letzten Stunden hat sie es sich so oft gesagt: Sie wird nicht aufgeben. Sie wird sich ihm nicht beugen.
Statt Malfoy einen Fußtritt ins Schienbein zu verpassen, was er ohne Zweifel verdient hätte, bleibt sie ruhig. Sie spürt, wie die Anspannung langsam aus ihren Gliedmaßen weicht und sie ihre Hand entspannt.
Noch immer spürt sie den Atem an ihrem Nacken, doch daran hat sie sich mittlerweile gewöhnt. Jetzt wo sie wieder besser denken kann, ohne dass ihr Herz übermäßig schnell schlägt, nimmt sie auch seinen intensiven Geruch wahr. Er riecht nach Kräutern, nach welchen ist schwer zu beschreiben. Ebenso wie das Aftershave, das ihm die reine Haut an seinem abrasierten Bart ermöglicht. Die dennoch raue Haut an der Stelle spürt sie nun ebenfalls an ihrem Hals. Überrascht über die Berührung reißt sie die Augen auf. Er wird doch wohl nicht... was soll das bitte?
Sie spürt deutlich seine Lippen an ihrem Hals unter dem Haaransatz. Sie bereut es, sich die dunkelbraunen Haare ausnahmsweise in zwei Zöpfen geflochten zu haben. Lou wagt es wieder nicht sich umzuschauen. Diesmal liegt der Grund an seinen Zähnen, die sie deutlich an der Stelle spürt, an der er sie küsst und an der Hand an ihrer Taille, die sie zusätzlich zusammenzucken lässt. An ihrem Körper spürt sie zusätzlich, dass sie ihm nicht vertraut und Angst hat. Sonst würde sie nicht so reagieren.
Sie droht schon wieder in eine Schockstarre zu fallen und denkt angestrengt nach, was sie nun tun soll. Der Aufzug setzt sich in Bewegung, die Menschen vor ihr achten nicht auf sie und unterhalten sich teilweise angeregt. Niemand bemerkt die Beiden. Selbst wenn sie mit ihrer Stimme auf sich aufmerksam machen würde, würde es wohl nicht positiv für sie enden. Malfoy ist ein, in der Wirtschaft angesehener Mann, und sie weiß noch immer viel zu wenig über ihn. Wenn sie ihn beschuldigt sie zu belästigen, dann wird er dagegen sprechen. Aussage gegen Aussage. Und wem wird man glauben? Einem einflussreichen Mann, bei dem sich jeder gut stellen will oder einer jungen Studentin aus dem Ausland, die versucht Karriere zu machen. Vielleicht würden sie denken, sie wolle nur Aufmerksamkeit um aus der Masse herauszustechen. Diesen Ruf will sie nicht haben. Und selbst wenn die Hexen und Zauberer ihr glauben schenken und sehen was wirklich passiert, werden sie vermutlich nicht eingreifen. Sie hat dahingehend keinerlei Garantie und sie befürchtet eher, dass sie im Stich gelassen werden würde. Letztlich sind sie alle Egoisten und an ihre eigene Existenz interessiert. Soweit sie weiß hat Malfoy viele Existenzen und damit Leben zerstört. Es ist bekannt und niemand wird sich deshalb gegen ihn stellen.
So oder so, egal was es noch für Möglichkeiten gibt, sie ist auf sich allein gestellt. Selbst wenn sie ihn anzeigen würde, würde wie verlieren und für die Anklage, die auf sie zurückfallen würde, ihr ganzes Geld verschwenden müssen, was eigentlich für ihr Studium gedacht ist.
Lou beißt sich auf die Lippen, ihre Augenlider zucken gefährlich. Sie hat keine Wahl. Zumindest nicht in dieser Situation.
Sie spürt wie er beginnt an der Haut zu saugen und ärgert sich schon jetzt über den Knutschfleck. Am liebsten würde sie Malfoy packen, die Gitter aufzerren und ihn runter werfen. Wenn das nur so einfach wäre! Wieder verspürt sie den Drang aufzulachen, obwohl sie es eh nicht könnte, weil ihre Stimme versagen würde.
Der Griff um ihr Taille wird fester, ebenso wie der Druck seiner Lippen. Sie bekommt Gänsehaut am ganzen Körper, würde sich am liebsten Schütteln um das Gefühl loszuwerden.
Um ihn loszuwerden.
Aber sie weiß, dass das nicht funktionieren würde, höchstens für den Moment. Er wird nicht aufgeben. Diese Erkenntnis trifft sie hart und schickt einen weiteren Schauer über sie.
Sie hört das natürliche Zischen als er seine Lippen ein wenig löst, um neu und intensiver an ihrer Haut zu saugen.
Lou atmet wieder tief durch, ist mehr als erleichtert als er sich von der Stelle löst und sie nur noch die nasse Spucke spürt, die sie am liebsten wegwischen würde. Es ist ekelhaft von einem Mann, den sie nicht kennt und nicht mag.
DU LIEST GERADE
Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius Malfoy
FanfictionWenn Lucius Malfoy liebt, dann kann das für die geliebte Person nicht gut enden. Zumindest nicht, wenn er nicht lernt zu lieben; wenn er die Fähigkeit dazu nicht entwickelt. Kann aus einer kranken Liebe für beide Parteien wahre Liebe werden? Oder is...