Lou bemerkt gar nicht wie sie für kurze Zeit gedöst hat, bevor sie die Augen öffnet und Hope auf der Lehne der Bank sitzen sieht.
Nicht nur sie sitzt dort, sondern auch Lucius. Er sitzt mit geradem Rücken und hat die Arme vor der Brust verschränkt. Mittlerweile hat er eine graue Weste und mit passender Anzughose an, mustert sie von oben herab ruhig.
„Gut geschlafen?", fragt er langsam, während eine seiner Hände auf ihren nackten Beinen höher wandert und sie streichelt.
Lou, die jetzt erst seine Berührungen bemerkt, nickt langsam, schwingt die Beine wieder auf den Boden, um dem zu entgehen. „Wie spät ist es?"
„Spät genug, um zu Abend zu essen.", erwidert er kurz angebunden, erhebt sich und reicht ihr seinen Arm zum Einharken.
Lou lässt sich von ihm aufhelfen und kommt seinem stummen Befehl nach. „Wie lange hast du dort gesessen und mich beobachtet?", fragt sie, während sie sich wegen dieser Vorstellung unwohl fühlt.
Er hebt nur eine Braue. „Eine halbe Stunde vielleicht. Mir kam es kürzer vor, weil ich dich betrachtet habe und ich dazu viel zu wenig Zeit hatte, Liebes... Wie es immer der Fall ist."
Lou schaut überrascht zu ihm. Das Kompliment, dieser Flirtversuch überrascht sie.
Als sie schweigend den Raum betreten, sieht Lou bei der langen Tafel zwei bedeckte Plätze.
Lucius rückt ihr den Stuhl zurecht, setzt sich und speist zusammen mit ihr. Nachdem sie eine Kartoffel eines aufwendigen Mahls geschluckt hat, schaut sie zu dem stillen Mann neben ihr an der Kopfseite auf. „Was meintest du vorhin? Das mit dem schönen Abend?", fragt sie, weil es ihr wieder in den Sinn kommt.
Hope liegt zusammengerollt auf dem Marmorboden vor dem Kamin und nimmt keine Notiz von den beiden.
Lucius lässt seine Gabel sinken. „Ein ganz normaler, schöner Abend. So wie es Eheleute für gewöhnlich haben sollten. Vielleicht werden wir ein Buch lesen, etwas trinken oder...", Er unterbricht sich, ehe er wieder zum Sprechen ansetzt. „...oder wir kuscheln."
„Wir... wir kuscheln?"
„So wie wir es schon öfters mal gemacht haben. Wenn ich schon keine geistliche Nähe von dir haben kann, dann möchte ich wenigstens körperliche. Außerdem ist es doch besser, als wenn du in deinem Bett liegst, angekettet."
Lucius sagt diese Worte in einem so sanften Ton, dass Gänsehaut auf ihrem Körper entsteht. Eigentlich ist sie nicht auf Körperkontakt mit dem Mann, der sie hier festhält, zwangsverheiratet und sie zum Oralverkehr zwingt, aus, aber solange es wirklich nur beim Kuscheln bleibt, hat sie nichts dagegen einzuwenden. Auch sie sehnt sich nach Nähe. Da spielt es manchmal eine untergeordnete Rolle von wem diese ausgeht.
So kommt es, dass sie nickt. „Aber nur kuscheln. Nicht mehr. Und das auch nur im anständigen Rahmen."
Lucius stimmt ihr sofort zu. Seltsam.
Sie schaut auf ihr Getränk hinab, welches sie bisher noch nicht angerührt hat. Eine bläuliche, etwas dickflüssige Farbe hat es. So etwas hat sie noch nie gesehen. Sie nimmt es in die Hand, riecht daran. Geruchslos. Kann es ein Zaubertrank sein? Sie schaut skeptisch zu Malfoy. Weshalb sollte es das sein? Er würde ihr den Zaubertrank nicht heimlich geben, der sie dazu bringt, ihn zu lieben. Schließlich ist das abgesprochen. Vielleicht ist es irgendein Getränk, welches nur die Briten trinken und sie noch nicht kennt. „Was ist das?", fragt sie zur Sicherheit nochmal nach.
„Blaubeersaft auf Zaubererart. Der Geschmack ist milder und bitzelt auf der Zunge.", erwidert er, hebt sein eigenes Glas, in dem die gleiche Flüssigkeit drin ist, und trinkt es bis auf den letzten Schluck aus. Lou, die jetzt vollkommen beruhigt ist, trinkt es wenige Sekunden nach ihm aus. Es schmeckt tatsächlich leicht nach Blaubeere. Das intensivere Gefühl ist aber das Bitzeln auf der Zunge. Es fühlt sich so an wie Brause, nur mit sehr viel stärkerer Wirkung. Lucius lächelt ihr zu.
Als sie zu Ende gespeist haben, geleitet Malfoy sie aus dem Esssaal in das Wohnzimmer. Die Katze lassen sie zurück, sie kommt ihnen nicht nach.
Von dort aus gehen sie in eine große Bibliothek. Als Lou diese erblickt, öffnet sich vor lauter Staunen ihr Mund. Sie ist über zwei Etagen erstreckt, sehr groß und in einem alten, hölzernen Stil gehalten. Es gibt Unmengen an Büchern. Viel mehr als die geringe Auswahl im Wohnzimmer. Gering im Vergleich zu dieser riesigen Menge an Büchern. Zu jedem Thema gibt es zur Genüge etwas. Selbst zu Themen, zu denen sie noch nie ein Buch gelesen hat. Vor allem aber interessiert sie die Abteilung der klassischen Literatur und anderer Weltliteratur. Die meisten Bücher davon sind von Muggeln geschrieben worden! Unfassbar, Malfoy liest etwas von Muggeln! Freiwillig!
Sie dreht sich ungläubig zu ihm um. „Darf ich mir eins aussuchen?", fragt sie zögerlich, denkt nicht einmal daran, einzelne teure, alte Bücher aus den Regalen zu ziehen, um sie zu betrachten.
„Solange es keine Romanzen sind, steht es dir frei alles zu lesen.", sagt er großzügig, lächelt arrogant.
Lou ignoriert das, geht umher und entscheidet sich schließlich für ein Buch über verbotene Verwandlungszauber. Genauso wie die Zauber darin, ist auch das Buch verboten. Da ist sie sich sicher. Dennoch interessiert es sie brennend, auch in Hinsicht auf ihr Studium. Sie studiert zwar Zauberkunst, aber Verwandlung ist auch eines der Hauptthemen der Uni. Es kommt gut an, mehrere Gebiete zu beherrschen. Falls sie nicht mehr in der Lage sein sollte, dort zu studieren, wenn ihre Flucht gelingt, kann es ihr noch nützlich sein. Zum Glück gibt es noch im Ausland viele Universitäten, die Malfoy hoffentlich nicht alle durchsuchen wird. Zur Not muss sie ein, zwei Semester warten, bevor sie wieder beginnen kann. Alles macht Malfoy ihr kaputt...
Selbst wenn das Buch verboten ist, könnte es ihr helfen. Wer weiß wozu sie bestimmte Verwandlungen noch gebrauchen kann.
Sie dreht sich um, wird zurück ins Wohnzimmer begleitet. Dort legt Lucius sich mit seinem Buch auf das dunkelgrüne Stoffsofa mit angezogenen Schuhen. Lou, die das von zuhause nicht so kennt, runzelt die Stirn, tut es ihm aber gleich. Sie zieht das Kleid herunter, legt sich neben ihn. Ein Arm fällt neben sie, schiebt sich unter ihren Kopf. Vorsichtig legt sie eine Hand auf seine Brust, stellt das Buch dort seitlich auf und beginnt mit dem Lesen, während ein schweigender Malfoy sie immer näher an sich zieht und sie mehr betrachtet als dass er seine Aufmerksamkeit ebenfalls auf das Buch lenkt.
So vergehen Stunden des entspannten Lesens, in denen die junge Frau abschalten kann, sich auf das Buch konzentrieren kann und die Ängste und Sorgen um sich herum vergisst.
Als es draußen dunkel wird spürt sie plötzlich, wie er sich bewegt. Zwei Arme rutschen unter ihren Bauch und ihre Knie und heben sie so hoch. Lou weitet müde die Augen, legt das Buch gerade noch so auf einem Tisch ab und wird von ihm anschließend aus dem Raum getragen. Wie sie so in seinen Armen liegt und er sie hoch zu seinem Schlafzimmer trägt, fällt ihr auf, dass er sie nicht einmal an brenzeligen Stellen berührt hat. Er kann sich also doch zusammenreißen.
Er legt sie auf seinem Bett ab, zieht ihr danach die Schuhe aus und danach seine eigenen. Dann reicht er ihr ein Nachthemd und legt für sich selbst eine weite Hose bereit. Ungeniert zieht er sich vor ihr aus und die Hose an. Nachdem auch Lou das mit rötlichen Wangen getan hat, über die Lucius streicht, weil er ihre Scham süß findet, legen sie sich ins Bett und schlafen ein.
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Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius Malfoy
Hayran KurguWenn Lucius Malfoy liebt, dann kann das für die geliebte Person nicht gut enden. Zumindest nicht, wenn er nicht lernt zu lieben; wenn er die Fähigkeit dazu nicht entwickelt. Kann aus einer kranken Liebe für beide Parteien wahre Liebe werden? Oder is...