85. Kapitel

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Am nächsten Morgen dreht sie sich unter Rückenschmerzen um. Diese Matratze ist wirklich unangenehm... Muss die nicht extrem teuer gewesen sein?

Sie öffnet die Augen in Erwartung, die Decke des Raumes zu sehen, indem sie immer aufwacht.

Da ist keine Verzierung an der Decke. Da ist ein Netz aus Baumkronen.

Oh nein, stimmt ja. Sie ist ja gar nicht mehr bei Lucius! Ihre Laune fällt sofort um einiges. Sie wäre gerne neben ihm aufgewacht. Nebenbei bemerkt ist ein Waldboden mit seinen Unebenheiten wirklich unangenehm. Wenn sie an Lucius' Brust lehnt, ist es nicht ungemütlich...

Bei Merlin, was denkt sie da? Sie muss aufhören ihn in ihrem Gedächtnis zu behalten! Flumpi und Jack werden jetzt zum wichtigsten Teil ihres Leben werden, nicht Lucius. Am Besten ist, wenn sie ihn in Gedanken wieder Malfoy nennt. Vielleicht entfremdet sie sich dann mehr von ihm, wie sie es unbewusst immer getan hat, wenn er es versaut hat.

Aber er hat es diesmal nicht versaut. Sie hat es...

Lou kneift die Augen zusammen und setzt sich dann mit Schwung auf. Sie schlägt sich mit der Hand gegen die Stirn. Sie soll ihn vergessen, verdammt!

Sie öffnet die Augen wieder und sieht sich um. Flumpi ist bereits wach und betrachtet sie schweigend. Lou nickt ihr zu und merkt, wie ihr Kopf wieder zu pochen beginnt. Sie hat seit fast 24 Stunden nichts mehr getrunken... Wo bleibt Jack? Sie kann ihn nirgends entdecken! Er ist immer noch nicht da!

Lou kaut sich auf ihrer trockenen Unterlippe herum.

„Morgen Flumpi.", sagt sie mit krächzender Stimme, die sie erst einmal unter Kontrolle bringen muss. „Wir müssen uns etwas zu trinken besorgen. Jack ist noch nicht zurückgekehrt."

Die Elfe nickt langsam und lässt die Ohren hängen. „Hat Mr Jack Master und Flumpi verlassen?", fragt die Hauselfe und streicht sich ihr T-Shirt glatt.

Lou weiß nicht, was sie antworten soll. Sie kann sich nicht vorstellen, dass er sie im Stich lassen würde und nie mehr zurückkommt.

So muss sich Lucius fühlen...

Lou verzieht vor Schmerz das Gesicht. Es ist grauenhaft, andauernd darüber nachdenken zu müssen.

„Wir werden uns Wasser in einer Stadt besorgen."

„Was ist mit dem Geld?", fragt die Hauselfe mit gleicher, trauriger Miene.

Lou verharrt in der Position. Ach, stimmt. Da war ja was... Bei Lucius hätte sie genug zu trin...

Nein, sie verwirft den Gedanken schnell wieder. Sie will es verdrängen, aber es kommt immer wieder in ihr hoch.

„Dann suchen wir uns einen Bach oder Fluss oder sonst etwas. Das wird schon.", sagt Lou zuversichtlich.

„Was ist mit dem Filtern? Das Wasser ist dreckig."

„So dreckig auch wieder nicht. Können Hauselfen das nicht?"
Flumpis Gesicht erhellt sich. „Natürlich kann Flumpi das." Die Hauselfe springt auf und ist voller Tatendrang. Stimmungsschwankungen wie sie nur denen von Lucius ähneln... Sie soll ihn Malfoy nennen, verdammt!

Lou nickt ihr ernst zu und die beiden machen sich auf den Weg. Sie hat weniger Angst vor dem tiefen Wald, weil Flumpi sie begleitet. Obwohl es noch in den Morgenstunden sind.

Nachdem sie zurückkommen und in einer Schüssel das Wasser tragen, welches Lou und danach Flumpi schon fast leergetrunken haben, sieht Lou eine Gestalt bei ihrem Lager, welches von Außen unsichtbar ist.

Die Person müsste sich, von der Position her, vor dem Lager befinden. Es müsste Jack sein, weil nur Lou, Flumpi und er von den Bannen ausgenommen sind und er gerade verschwindet – er hat die Barriere übertreten.

Etwas beruhigt geht sie dorthin und achtet darauf, nichts von dem durch Zauberei gereinigten Wasser zu verschütten.

Mit Erleichterung stellt sie fest, dass es wirklich er ist nachdem sie die Schüssel auf die Decke, die seit sie den Radius betreten hat wieder sichtbar für sie ist, abgelegt hat.

Sie legt ihre Arme um ihn, froh, dass er sie nicht verlassen hat. Er dreht sich um und tut es ihr gleich. Irgendwie fühlt Lou sich unwohl dabei. Es ist keine vertraute Umarmung, zumindest nicht aus ihrer Sicht. Gegen Lucius' Umarmungen hatte sie in der letzten Zeit nichts mehr einzuwenden...

Lou löst sich schnell wieder von ihm und geht auf Abstand. „Wo warst du? Ich habe mir schon Sorgen gemacht!" Und um Lucius, fügt sie in Gedanken hinzu.

Jack lächelt schief. „Tut mir leid, der ist ausgerastet und hat mich aufgehalten."
Lou weiß sofort was er meint und deutet auf die Decke als Zeichen, sich hinzusetzen. Auf der liegt nun deutlich mehr. Neben Taschen befindet sich darauf nun auch ein gefaltetes Zelt.

„Was ist passiert?", fragt sie monoton und fühlt den Stich im Herzen. Lucius ist sauer... Und es ist ihr Schuld!

„Als deine Kurse zu ende wären, haben auch meine aufgehört. Dementsprechend bin ich zum Ein- und Ausgang gegangen, wo dieser Malfoy stand. Ich hatte Verspätung, weil ich noch etwas mit einem Dozenten besprechen musste wegen einer Hausarbeit. Deshalb war er eben schon aufgebracht und ist wütend im Kreis herumgelaufen. Er hat mehrmals Flumpi gesagt und danach geflucht. So heißt doch die Hauselfe, oder?"

Lou nickt stumm, bleich geworden. Eigentlich möchte sie nicht hören, wie er leidet und verzweifelt.

„Gut, also liegt es wirklich daran. Er hat danach noch mehr geflucht und geschimpft, Leute angekackt und einen anderen Hauselfen zu sich bestellt. Die Leute um ihn herum hatten Angst, ich auch. Da war nichts mehr von dem Stolz, für den er doch so bekannt ist. Er hat rumgebrüllt, diesen Hauselfen mit einem komischen Namen – irgendetwas mit G, glaube ich – befohlen zu überprüfen, ob Flumpi noch in seinem Dienst ist. Als der Hauself wieder kam, muss ihm klar gewesen sein, was passiert ist. Er hat die Hand zur Faust geballt, sodass es geknackst hat. Ich wusste nicht, dass das überhaupt möglich ist. Dann hat er böse etwas vor sich hin gemurmelt. Ich meine deinen Namen gehört zu haben. Ich habe am Tor gestanden und ihn still beobachtet und so getan, als würde ich auf etwas warten.

Als Malfoy dann dem Hauselfen befohlen hat zu sagen, wer der Mann von neulich war, wusste ich, dass ich gemeint bin."

„Natürlich, schließlich bist du seine Konkurrenz und könntest mich beeinflussen.", gibt Lou von sich. Obwohl sie den letzten Teil sarkastisch gesagt hat, meint sie es vollkommen ernst. Vielleicht... vielleicht hätte sie sich nicht beeinflussen sollen. Wegen des Problems mit Flumpi hatte sie zum Beispiel keine andere Wahl mehr. Anderseits hat sie auch damit angefangen...

„Ja, er ist nicht ganz knusper. Er kam auf mich zu, als er herausgefunden hat, wer ich bin, hat mich am Kragen gepackt und ist mit mir in eine enge Seitengasse appariert."

Lou hält die Luft an und sieht Jack entschuldigend an. Dieser macht daraufhin nur eine wegwerfende Handbewegung. „Hat er dir weh getan? Ist er verletzt?", fragt sie zögerlich, beinah zitternd.

„Nein. Er hat mich bedroht, mir ein paar Ohrfeigen gegeben und gefragt, wo du bist. Ich habe natürlich gesagt, dass ich nicht weiß was er meint und ich dich nur kenne, weil du so... nett... in dem Zeitungsartikel ausgesehen hast und ich mit dir befreundet sein wollte. Das hat er nicht ganz geglaubt. Als ich aber gesagt habe, ich wüsste, dass du ihm gehörst und ich dich nie anrühren würde, hat er sich beruhigt. Ich habe schön unwissend getan – es ist schwer zu lügen, weil ich es nicht mehr gewohnt bin. Irgendwann hat er mich gehen lassen. Ich musste ihm alle Daten geben. Danach wollte ich eigentlich zu dir, aber ich hatte das Gefühl beobachtet zu werden. Deshalb habe ich gewartet und erst heute morgen etwas zusammengepackt. Es tut mir leid, dich so lange warten zu lassen.", endet Jack.

Lou weiß nicht, was sie sagen soll. Ihre Gefühle spielen verrückt! Luci... Malfoy... scheint sich wirklich schlecht zu verhalten, so wie früher. Und das hat Auswirkungen auf andere. Es ist ihre Schuld...

Es ist ihre Schuld, dass Lucius sich so fühlt und so reagiert. Sie fühlt sich verantwortlich für ihn. Außerdem ist es ihre Schuld, dass Jack in Gefahr war und noch immer ist.

Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt