3. Kapitel

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Die Verkäuferin führt sie weiter in den Laden hinein, sodass sie Malfoy nicht weiter sehen muss und noch wichtiger: dass er sie nicht weiter beobachten kann. Kaum ist sie aus seinem Blickfeld gelangt, atmet sie erleichtert aus.

„Alles gut bei Ihnen Miss?", fragt die Verkäuferin und dreht sich dazu sogar extra um, mustert sie besorgt. Lous Atem muss so laut sein, sodass sogar sie es bemerkt hat. Nervös wirft sie ihre Haare zurück und lächelt ihr leicht zu.

„Natürlich, ich bin nur froh aus der Menschenmasse raus zu sein, Platzangst, Sie verstehen?", nimmt sie schnell als Ausrede, obwohl es ja eigentlich auch ein kein Problem gewesen wäre, wenn sie die Wahrheit gesagt hätte. Dass sie sich unwohl in der Gegenwart dieses Mr Malfoys fühlt ist doch nur allzu verständlich. Anderen Menschen muss es sicherlich genauso gehen wie ihr. Also warum hat sie gelogen? Weil sie fürchtet, dass er sie hört? Oder weil sie fürchtet, dass er, wie sie es sich vorstellt, viel Einfluss hat und sie sich ihren Neuanfang nicht zerstören will?

Lou schüttelt den Kopf über ihre Gedanken. Sie wird sich nicht einschüchtern lassen, immerhin wird sie ihn nie wieder sehen oder höchstens mal im Ministerium. Darüber ist sie auch mehr als froh, denn auf solche Gesellschaft kann sie mehr als nur verzichten.

Die etwas molligere Frau führt sie zu einem kleinen Podest und bittet sie, ihre Arme auszustrecken, um die genaue Maße zu nehmen. Folgsam, um ihr die Arbeit zu erleichtern und schneller hier raus zu kommen, geht sie ihrer Bitte nach und die Verkäuferin, auf deren Brust „Miss Jenkins" in goldenen Lettern steht, holt ein Maßband.

Lou schüttelt über sie den Kopf, lässt die Arme sinken, weil es ihr doch anstrengend wird, als jemand neben sie tritt. Der Umhang bauscht auf und weht ihr einen Luftzug entgegen, sodass sie ihren Kopf dreht. Mit einem unterdrückten Aufseufzen nimmt sie neben sich den gleichen seltsamen Mann von eben wahr, dessen Mundwinkel immer höher zucken. Es sieht so aus, als seien seine Mundwinkel Treppenstufen und mit jedem Schritt kommt man ein Stück höher. Gruselig wie viel Kontrolle er darüber hat. Oder aber es ist eine Unsicherheit, die seine Mimik so zucken lässt. Doch wenn Lou ihre Augen auf die seinen richtet, verwirft sie den Gedanken wieder. Unsicherheit und dieser Mann würden wohl nie zusammenpassen und sie fragt sich ernsthaft, wie es ihr gerade noch in den Sinn kommen konnte.

„Na, vermisst, Miss Flinker?", fragt er arrogant und so, als sei er das Wichtigste auf der Welt und diese würde sich nur um ihn drehen. Einfach ekelhaft, so ein Ego. Zwar hat Lou gegen selbstbewusste Menschen nichts einzuwenden, aber das hier übersteigt das gesunde Maß um Längen. Alleine schon die Betonung ihres Namens lässt sie die Nase rümpfen.

Sie schaut ihm nochmals in die Augen und irgendwie schafft er es mit seiner Aura eine tiefe Unsicherheit in ihr auszulösen. Vielleicht ist sie nicht viel besser als er und einfach zu voreilig? Sie sollte weiterhin höflich zu ihm sein, eventuell gibt es ja einen Grund, weshalb er sich so aufführt und den sie nicht verstehen kann.

„Sagen wir, ich habe damit abgeschlossen.", sagt sie und weiß nicht, ob das nicht doch ein wenig zu frech gewesen ist.

„Abgeschlossen? Womit wenn ich fragen darf?", hackt er interessiert nach und kümmert sich gar nicht um den jungen Mann, der Malfoys Arme auszustrecken versucht, um ebenfalls Maße zu nehmen. Anders als die Frau, die sich um Lou kümmern soll, hat er sein Maßband dabei. Dafür trifft der Mann auf ein anderes Problem, da Malfoy alles andere als kooperativ ist und seine Arme immer wieder sinken lässt. Den, in dem er den Gehstock hält, lässt er nicht einmal hochgehen und hält ihn mit aller Kraft unten. Alles in allem ein doch recht seltsames Bild.

„Nun...", beginnt sie und weiß einen Moment nicht, was sie nun sagen soll. Die Wahrheit? „Ich habe mit unserer Begegnung abgeschlossen."

„Inwiefern?", fragt Malfoy ernst und sieht ihr dabei direkt in die Augen. Das Zucken seiner Mundwinkel hat aufgehört.

Lou spürt, wie er sie nervös macht und sie kaut sich auf der Unterlippe herum, wie sie es manchmal tut, zieht die einzelnen Hautschichten ab. Der leichte kurze Schmerz beruhigt sie und lässt sie klarer denken.

„Naja... eigentlich ganz simpel. Ich habe nicht damit gerechnet, Sie heute noch zu sehen.", gibt sie von sich und fühlt sich schon in dem Moment, in dem sie es ausspricht, doof.

Der unergründliche Mann scheint das ähnlich zu sehen, denn er gibt ein raues Lachen von sich. Lou kann nicht heraushören, ob es ehrlich ist oder nicht. Aber es ist ihr auch egal, denn die Tatsache, dass er sie auslacht, lässt sie die Hand zur Faust ballen. Ob das bewusst oder unbewusst geschieht, spielt da auch keine große Rolle mehr.

Kurz danach öffnet sie sie wieder und damit verfliegt auch die Wut in ihr.

„Sehr amüsant.", sagt er nur, klatscht einmal in die Hände und eine Hauselfe in einem Vorhang gehüllt ploppt auf. Sofort verbeugt sie sich, was Lou kritisch beäugt. Zwar sind Hauselfen von Natur aus sehr unterwürfig, aber so übertrieben machen sie es nur bei Herren, bei denen sie wirklich schlecht behandelt werden. Denn das scheint wirklich der Fall zu sein, so wie sie ausschaut. Den Blick nach unten gerichtet, die Augenlider halb über die großen Augen gestülpt, was ihnen einen traurigen Anblick verleiht. Dann noch die krummen Gliedmaßen und die, von Narben und Wunden übersäte Haut, lassen Lou mitleidig werden. Wie kann man das diesen armen Kreaturen nur antun?

Es ist jetzt nicht so, dass sie sonderlich an diesen Kreaturen hängen würde, aber sie ist wirklich kurz davor Malfoy eine reinzuhauen. Das obwohl sie Gewalt jeglicher Art ablehnt und Gewalt nicht mit Gewalt gelöst werden sollte, ihrer Meinung nach. Das Verlangen es bei dem Anblick zu tun ist jedoch groß.

„Flumpi für Sie bereit Sir.", sagt die Hauselfe vorsichtig und fängt sich dafür einen abschätzigen Blick von Malfoy ein.
„Natürlich, dafür existiert du auch.", erwidert der Herr der Elfe, was Lou schnauben lässt. Wie kann er es nur wagen? Auch noch so undankbar zu sein, wenn doch diese Wesen den Dreck für ihn wegräumen und ihm ein angenehmes Leben bescheren? Weiß er denn nicht, was er an ihnen hat? Malfoy soll mal ohne sie und einen Zauberstab auskommen, dann sieht er, wie aufgeschmissen er ist.

Die Hand ballt sich erneut zur Faust und diesmal treten ihre weißen Knöchel hervor.

„Halte meinen Gehstock. Und wage es nicht, ihn fallen zu lassen.", sagt Malfoy ohne eine Spur von Emotion in der Stimme und lässt den Stock einfach selbst fallen. Die Hauselfe muss glatt einen Hechtsprung nach vorne machen, um ihn zu fassen zu bekommen und ihn halbwegs gut halten zu können.

Lou kann nicht anders und ihr entfährt ein lauteres Schnauben, was Malfoy die Augenbraue hochziehen lässt. „Gibt es ein Problem, Miss?"

Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt