63. Kapitel

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„J-Jack...", sagt Lou und unterbricht sich, weil sie sich so sehr freut, ihn wiederzusehen. Die Anspannung fällt von ihr, ein Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus und sie kann endlich die Situation mit Malfoy vergessen. Wenn auch nur für den Augenblick.

Jack lächelt verschmitzt, tritt näher an sie heran. „Jupp, das ist mein Name. Schön auch dich zu sehen, Lou. Endlich wieder ein schöner Anblick. Du siehst gar nicht mehr so verkrampft aus, gefällt mir.", sagt er und streicht sich durch die Haare, lächelt sie weiterhin an.

Lou runzelt die Stirn. Wann war sie denn verkrampft? Am Anfang, als Lucius begonnen hat, besessen von ihr zu werden, war sie schon angespannt, aber nicht verkrampft. Er sollte sie nicht verkrampft gesehen haben. Ihr Blick zeigt ihm wohl, dass sie verwirrt ist.

„Na komm, sag schon was du denkst. Wenn du es nicht sagst, kann es auch niemand hören und niemand dir zuhören. Außerdem möchte ich deine Stimme hören und sicher zu sein, dass es dir gut geht.", Jack zwinkert ihr zu, hat wieder den Ordner unter seinem Arm geklemmt.

Lou lächelt selbstsicherer, freut sich wirklich Jack wiederzusehen. Endlich jemand normales, mit dem sie sich unterhalten kann! Aber...

Ihr Lächeln verblasst augenblicklich, als sie ein Ziehen an ihrem Kleid spürt. Ihr Blick richtet sich nach unten, wo das Ziehen aufhört. Es muss der Hauself sein, der sie warnt.

Lou schluckt. Stimmt ja, die Regeln von Lucius, die sie kurzzeitig vergessen hat!

„Ämm... ich muss jetzt gehen. Tut mir leid.", sagt sie, ist diesmal tatsächlich vor Angst verkrampft. Ihre Finger schmerzen schon, sind stark angespannt.

Jack runzelt verwirrt die Stirn, als Lou sich umdreht, um zu gehen. Irgendwie muss sie den Weg alleine finden, wenn sie schon nicht fragen darf. Sie hält die Luft an. Hoffentlich, hoffentlich tut Malfoy ihm nichts an! Sie haben doch nur ein paar Worte gewechselt, mehr nicht! Ist Lucius das schon zu viel? Hoffentlich nicht. Der Hauself darf nichts davon sagen, muss es als unwichtig erachten! Wenn Flumpi mit ihr geht, ist es kein Problem, wenn sie sich mit jemandem unterhält, solange es niemand mitbekommt und es sich nicht herumspricht. Sonst hätten alle Beteiligten nämlich ein ziemlich großes Problem. Ein Problem, welches ihr alles zerstören kann.

So gerne Lou sich auch mit Jack unterhalten würde, jetzt ist der falsche Zeitpunkt dafür. Selbst wenn nur Flumpi da ist, ist der Zeitpunkt und die Situation noch immer nicht ideal. Es ist viel zu riskant.

„Ämmm... Lou?" Verwirrung ist aus der Stimme von Jack zu hören, der ihr nachgeht, als sie sich in Gang gesetzt hat. „Alles gut bei dir? Warum gehst du plötzlich? Wollen wir uns nicht mal treffen, du weißt sch-"

„Nein!", ruft Lou aus, ihr Herz rast immer schneller, ihre Augen sind vor Angst weit aufgerissen. Er soll weg gehen! Sofort! Sieht er denn nicht, was mit ihr los ist, welche Gefahr ihm ihre Augen signalisieren? Ist er so blind, so dumm, um es nicht zu erahnen? Aber woher sollte er auch wissen, was los ist? Es bringt nichts, ihn mit ihren Blicken anzuflehen, wegzugehen, wenn sie ihn noch nicht einmal anschauen darf.

Sie muss weg, ihm aus dem Weg gehen. Er muss es als Abschied sehen. Als Abschied, zu dem Lou gezwungen wird. Gezwungen durch Angst wegen Malfoy. So gerne sie ihn auch kennenlernen würde, sie darf nicht. Sie darf nicht frei sein!

Ihre Schritte beschleunigen sich, sie tritt laut auf dem Boden auf. Sie versucht, in ein Gebäude zu rennen, ihn dort irgendwie abzuhängen.

Sie hört seine Schritte hinter sich. Warum gibt er denn nicht auf, verdammt? Ist ihm das so wichtig?

„Ist es wegen ihm?", dringt eine keuchende, traurige Stimme an ihr Ohr. Sie lässt ihre Schritte verlangsamen, Lou weiß nicht mehr, was sie tun soll.

„Wegen wem?", fragt sie, beißt sich selbst als Bestrafung auf die Lippen. War das schon zu viel?

„Lucius Malfoy", sagt Jack, plötzlich sonderbar gleichgültig.

Lou bleibt verwirrt stehen, dreht sich zu ihm um. Woher weiß Jack davon? Hat er gesehen, wie Lucius sie geküsst hat? Oder ist das bereits von anderen zu ihm durchgedrungen?

Sie schluckt, weicht den Blick zu ihm aus, als er vor ihr zum Stehen kommt. „Ich muss gehen. Bitte rede nicht mehr mit ihr.", sagt sie, die Worte kommen ihr schwer über die Lippen. Ihre Augen werden wässrig. Sie weiß nicht, ob sie die Tränen zurückhalten kann. Aber sie muss, verdammt! Wenn sie bei diesem Abschied weint, wird der Hauself wissen, dass dieser Mann ihr wichtig ist und es Malfoy sofort melden.

Schweren Herzens dreht sie sich um, rollt die Schulter nach hinten, während sie nichts mehr hinter sich hört. Jack scheint sprachlos zu sein und ihr nicht mehr nachzueilen.

Sie senkt den Kopf. Es tut ihr leid. Aber was soll sie denn tun? Sie muss ihn schützen! Der radikal ehrliche Jack hat ihr gesagt, er würde auf sie stehen. Er darf das niemals mehr wieder tun, es niemals mehr zu ihr sagen. Er muss sie vergessen. Es geht nicht. Nichts geht!

In zügigen Schritten geht sie zum Hauptgebäude, sucht nach einer Rezeption oder Schilder, die sie weisen können. Die ganze Zeit über ist ihr Puls noch sehr hoch und sie atmet schnell.

Nachdem sie sich zurechtgefunden hat und hofft in die richtige Richtung zu laufen, geht sie durch eine geöffnete Tür in ihren Kurs.

Überall sitzen schon ihre Kommilitonen und schauen zu ihr, als sie den Hörsaal betritt. Ob sie zu spät ist? Sie schaut sich um, sieht hinter sich eine riesige Tafel, die vollkommen sauber ist. Darüber hängt eine Uhr. Der große Zeiger steht nur zwei Stellen vor der 12. Gerade noch rechtzeitig, denkt sie sich und entspannt sich mehr.
Nachdem sie sich auf einen freien Platz gesetzt hat, der sich weit entfernt von den anderen befindet, lehnt sie sich zurück und wartet auf den Professor, der ihr nun etwas beibringen soll.

Nachdem er sie und die anderen mit ein paar Worten begrüßt und einen Einblick in den Lernhorizont dieses Semesters gibt, fordert er auf, die Zauberstäbe herauszuholen.

Lou, die sich erst jetzt wieder an das Problem mit dem fehlenden Zauberstab erinnert, schluckt, als sie das von ihrem alten Professor hört.

Sie schaut hinunter in ihre Tasche, wühlt darin herum. Ihr ist klar, dass dort nichts ist. Sie braucht es nur zusätzlich, um sich zu vergewissern. Sie schluckt erneut und greift immer mal in die Luft, um den Haufelfen zu packen zu bekommen. Vielleicht kann der ihr weiterhelfen, wie auch immer das funktionieren soll. Doch sie findet ihn nicht und er offenbart sich auch nicht vor ihr. Wie konnte sie vergessen, Lucius nach dem Zauberstab zu fragen? Ist es die Aufregung? Wäre das vielleicht die Möglichkeit, an den Zauberstab zu kommen? Vielleicht kann sie ihn so überreden, ihn mitzunehmen. Warum ist ihr diese naheliegende Idee nicht eingefallen? Zu viel schwirrt momentan in ihrem Kopf herum!

Vor allem die Frage was sie nun tun soll, so ganz ohne Zauberstab

Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt