9. Kapitel

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Lou steht wie versteinert da, kann sich kaum regen. Hat er gerade wirklich gesagt, dass sie ihm gehören würde?

Sie hofft inständig, dass es nur Einbildung ist, doch das bezweifelt sie. Er hat es wirklich gesagt und vor allem ernst gemeint. Was soll sie denn jetzt machen? Sie gehört ihm... Ist das nicht die Bestätigung von dem, was sie bereits gedacht und befürchtet hat?

Was soll sie denn jetzt machen? Er wird die Finger nicht von ihr lassen! Wie kann sie dem entkommen?

Diese Art wie er mit ihr spricht, sich aufführt... Es beängstigt sie. Und sie vermutet, dass das nur der Anfang von etwas Großem ist. Was es ist, will sie gar nicht wissen.

Ihre Gliedmaßen tauen langsam wieder auf und sie setzt sich in Bewegung, will schnell weg von ihm. So als würde sie fürchten, er stünde noch immer um die Ecke und würde nur warten, bis sie hervorkommt und er sich auf sie stürzen kann.

Sie geht in eine der Toiletten, betrachtet sich im Spiegel. Als sie ihr Spiegelbild sieht, erschaudert sie. Die helleren Haare haben nichts genützt und er hat sie nicht einmal darauf angesprochen und nun mal doch erkannt. Dann kann sie sie auch wieder dunkler zaubern.

Als sie wieder das gewohnte Dunkelbraun annehmen, streicht sie die Haare auf die Seite und verrenkt sich, um den Knutschfleck zu betrachten. In einem dunklen Lila sitzt er dort, sichtbar für alle. Lou kann Glück haben, dass sie lange Haare hat und sie es damit verdecken kann oder es einfach mit einem Zauber unsichtbar machen kann.

Doch das muss auch Malfoy wissen. Zählt er den Knutschfleck als sein Zeichen? Als Zeichen dafür, dass sie ihm gehört? Aber was macht das für einen Sinn, wenn niemand es sehen kann?

Sie versteht es nicht.

Sie versteht ihn nicht.

Ein Blick auf die Uhr, ein mulmige Gefühl weil sie fürchtet sich zu verspäten und sie eilt aus dem Raum. Sie hält ihre Tasche fest und lugt immer mal wieder um die Ecke, um sicherzugehen, dass er nicht dahinter lauert. Es ist fast so, als würde sie unter Verfolgungswahn leiden und das nur wegen ihm. Obwohl es doch sehr übertrieben ist, jetzt schon davon zu reden.

Endlich erreicht sie einen Gang mit mehreren Menschen, die vor einer Bürotür Schlange stehen. Ein Blick auf das Schild und sie beruhigt sich und stellt sich hinten an. Vor ihr befindet sich der Mann mit der Aktentasche, der so eine positive Ausstrahlung auf sie hatte.

Er steht wieder mit dem Rücken zu ihr, sodass sie sein Gesicht nicht sehen kann und wartet geduldig hinter ihm bis sie dran kommt.

Nach etlichen Minuten befindet sie sich nun endlich im Raum, sieht wie der junge Mann vor ihr abbiegt und ihr ein leichtes Lächeln schenkt, als er sie sieht. Eine angenehme Gänsehaut entsteht, ganz anders als bei Malfoy. Sehr viel wohler fühlt sie sich und muss wie automatisch ebenfalls lächeln.

Ihr Blick huscht über sein Gesicht, was ein paar Pickel aufweist, und ansonsten blass ist. Er hat eine große Statue, ist aber nicht übermäßig muskulös. Er hat hellbraune, wuschelige Haare und ebenfalls braune Augen und dreht sich wieder schnell um. So, dass sie ihn nicht fertig mustern kann und nur einen Blick auf die beschriftete Akte in seiner Hand werfen kann.

Jack Ralstone, steht dort in einer ordentlichen Handschrift und sie schaut ihm kurz nach, ehe sie sich der Frau am Empfang widmet und sich die Papiere für die Universität geben lässt und Fotos macht.
Als sie fertig mit allem ist, geht sie wieder durch die Gänge und achtet sehr darauf einer bestimmten Person nicht zu begegnen. Als sie wieder im Aufzug ist, kommen die Erinnerungen an die vergangene Stunde hoch und sie hofft inständig, dass er nicht wieder zusteigt.

Stattdessen kommt der Mann von vorhin wieder in den Aufzug und lächelt ihr erneut leicht zu, stellt sich mit Abstand neben sie und mustert sie von oben bis unten.

„Sie müssen wohl auch eine Studentin sein, nicht wahr?", fragt er in einem höflichen Ton und deutet auf ihre Akte in der Hand, wo ein Blatt leicht hervortritt mit dem Wappen ihrer Universität. Lous Blick fällt wie automatisch dorthin und sie nickt leicht, zu nervös um etwas zu sagen.

Als der freundliche, ein wenig verpeilt wirkende Mann seine Hand ausstreckt, braucht sie nicht lange zu überlegen und ergreift sie. Er hat anders wie Malfoy keinen festen Händedruck und lächelt ehrlich dabei. „Ich bin Jack.", sagt er und entblößt dabei gerade Zähne, die teilweise gelbliche Flecken vorweisen.

„Das weiß ich schon.", sagt sie und bereut es im selben Moment, wie sie es sagt, schließlich möchte sie versuchen möglichst höflich zu wirken. Ihr ist die Meinung Anderer wichtig, auch wenn sie offen zu sich steht und eben nicht immer Teil der Masse ist und sein will.

„Ach", sagt er nachdenklich und mustert ihr Gesicht weiter, zuckt dann mit den Schultern und schaut an sich hinab. „Sieht man mir so sehr an, dass ich ein Jack bin?", fragt er und lächelt dabei verschmitzt, dass das das Bild des jungen, ehrgeizigen Geschäftsmannes ein wenig zerstört.

Lou muss sich ein nervöses Auflachen unterdrücken und versucht wieder möglichst normal zu wirken. Dass Jack ein solcher Witzbold ist, hätte sie nicht erwartet, obwohl er wirklich sympathisch auf sie wirkt. Zumindest ist das der erste Eindruck auf sie. So wie er äußerlich ausschaut, stellt sie sich jedoch keine Person mit dem Namen Jack vor. Auch wenn diese Vorstellungen dumm sind, weil man Namen nur mit Personen verbindet, die man kennt. Und wenn ein Dennis einem Dennis, den man bereits kennt, ähnlich sieht, dann passt der Name für einen automatisch. Wenn das nicht der Fall ist, dann eben nicht. Ein Mensch schafft nun mal Verbindungen zu ihm bekannten.

„Nein, nein, daran liegt es nicht."

„Woran dann? Ich mag übrigens dein Lachen.", sagt er vollkommen ernst mit einem leichten Lächeln aber nicht so, dass es schleimerisch wirkt.

Wie bei fast jedem Kompliment, solange es nicht von Malfoy stammt, fühlt sie sich geschmeichelt.

„Danke. Es steht auf deiner Akte.", sagt sie kurz und ihre Finger zucken. Sie ist kurz davor zu fragen, weshalb er sie auf ihr Lachen angesprochen hat, lässt es dann aber lieber.

„Achso...", sagt er verstehend und schaut kurz darauf, ehe er sich wieder ihr widmet und sie sofort lächeln muss, den Grund dafür nicht einmal weiß und versteht.

„Das ergibt natürlich Sinn.", sagt er und deutet dann auf ihre Haare. „Deine Frisur gefällt mir nicht so, aber du bist wirklich hübsch."

Lou legt den Kopf leicht schief, fragt sich ernsthaft, ob er gerade ziemlich schlecht versucht mit ihr zu flirten oder irgendetwas genommen hat. Sie kennen sich nicht einmal seit fünf Minuten und er bewertet schon ihr Aussehen! Ist er auch einer dieser oberflächlichen Typen? Scheint so. Es überrascht sie, lässt sie aber auch leicht auflachen. Sie kann es nicht mehr in ihrem Mund behalten und schließlich bricht es aus ihr raus. „Warum sagst du mir das?", fragt sie ihn nach einer kurzen Sprechpause und hebt abwartend die Augenbraue, schon fast wie dieser Malfoy.

„Oh...", sagt der junge Mann vor ihr und zeigt wieder ein kleines Lächeln. „Ich bin radikal ehrlich."

Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt