„D-du willst mich für immer bei dir behalten?", haucht sie, tief berührt von seiner Erzählung. Noch weiß sie nicht, ob sie ihn bemitleiden soll oder zuerst an sich denken soll. Dass er nie etwas wie Liebe erfahren hat, tut ihr leid.
Jedoch ist genau das eine Gefahr für sie, wenn er sie liebt. Er wird nicht auf Lou verzichten können. Es fällt ihr schwer, sich das selbst einzugestehen, aber sie hat nur eine geringe Chance, ihn für immer loszuwerden. Wenn sie in sein Gesicht sieht, dann wird sie sich der Wahrheit seiner Worte noch mehr bewusst. Es gibt kein Entkommen für sie.
„Aber... Das ist doch...", sie weiß nicht, was sie dazu sagen soll.
„Das ist Liebe, ja."
„Nein, ist es nicht! Wenn dann, ist sie nur einseitig!", ruft sie aus und denkt gar nicht daran, dass es etwas ist, das Malfoy sicherlich nicht hören will.
Er hebt eine Braue, faltet die Hände auseinander und erhebt sich langsam und bedrohlich. Vor ihr macht er halt, schaut auf sie hinab. Seine Augen funkeln. Ist es immer noch Besessenheit oder doch eher Wut?
Lou weiß es nicht und egal was es ist, es wird nicht gut für sie sein.
Lucius betrachtet sie erst aus dieser Position, greift dann blitzschnell unter ihre Achseln, hebt sie hoch, setzt sich auf den Sessel und sie auf seinen Schoß. Es geht so schnell, dass Lou sich gar nicht wehren kann. Sie ist der Gnade dieses Mannes ausgeliefert. Von dem Mann, auf dessen Schoß sie gerade sitzt und der sie näher zu sich zieht. Eine seiner Hände liegt an ihrer Hüfte, hat sie eng umschlungen. Der andere fährt ihren Arm nach oben zum Hals und streicht sanft darüber.
Lous Puls beschleunigt sich wieder, sie hat Angst. Wird er das tun, was er eben schon getan hat?
Sie atmet erleichtert aus, als er weiter nach oben fährt, in ihre Haare greift und den Kopf schmerzvoll zurückzieht, sodass er direkt neben seinem ist und er, wenn er denn wollte, seine Zähne in ihren Hals rammen könnte. Warum auch immer man das wollen sollte und warum auch immer sie gerade daran denkt.
Ihr Blick verliert deshalb auch nicht an Angst und Panik, viel mehr ist Lou noch unruhiger als zuvor, will zappeln und sich seinem Griff entwinden, doch es geht nicht. Nichts geht, er ist einfach zu stark, ihr zu überlegen.
„Weißt du... es ist nicht schön,...", beginnt er in ihr Ohr zu hauchen und sie spürt seinen Atmen an ihrer Haut. „...wenn die Person, die man liebt, einem ins Gesicht sagt, dass sie ihn hasst.", knurrt er zum Ende hin gefährlich und lässt nicht von ihr ab, zieht sie nur noch näher an sich.
Es schmerzt.
Sie wagt es nicht, etwas zu sagen. Selbst wenn sie wissen würde, was sie sagen sollte, wäre es schwierig in dieser Position.
„Du zerstört eine Illusion... Noch ist es zu früh für...", Ein beunruhigendes Lächeln bildet sich auf seinen Lippen, das wohl die Vorfreude in ihm auszudrücken versucht. Er beginnt neu mit dem Sprechen, führt den alten Satz nicht zu ende. „Wenn du mich nicht liebst, dich mir nicht hingibst, dann zwinge ich dich eben dazu."
Lou läuft es eiskalt den Rücken runter.
Der Typ ist verrückt!
St. Mungos sollte ihn mal gründlich untersuchen und länger bei sich behalten. Nicht nur länger – für immer!
Er will sie zwingen... Wie soll das funktionieren? Wie soll man durch Zwang jemanden lieben können? Seine Geschichte tut ihr zwar leid und erklärt auch einiges, doch das hier ist nicht damit zu vergleichen. Sie hat Todesangst. Wie soll sie ihn da bitte lieben können? Das ist nicht möglich, nicht für ihn. Für ihn wird sie keine positiven Gefühle entwickeln können.
„Wie?", krächzt sie mit aller Mühe heraus, spürt die Stimmbänder und das Bedürfnis zu schlucken. Aber sie kann nicht. Sie kann im Moment gar nichts außer auszuharren.
„Wie? Hmmm... lass mich überlegen.", er kratzt mit seinem abrasierten Kiefer über ihren, befindet sich sehr nahe an ihr. Lou kann ihm nur ängstlich in die Augen sehen, was ihm zu gefallen scheint. Zumindest lächelt er wieder. Welch Widerspruch wenn man bedenkt, dass er ihre Liebe und nicht ihre Angst will. Obwohl... wer hat das gesagt? Vielleicht will er ihre Liebe durch Angst. Am Ende macht er noch Gebrauch vom Stockholm-Syndrom. Immerhin will er, laut seiner Aussagen, sie nicht mehr gehen lassen.
Lou kann nicht mehr, schließt die Augen, um ihn nicht mehr zu sehen.
„Wenn es nicht anders geht, habe ich keine Scheu davor, Gewalt anzuwenden.", sagt er und beschert ihr schon wieder ein Kribbeln. „Also lass es nicht so weit kommen."
Ist es nicht bereits so weit gekommen? Schließlich hat er sie eben schon gewürgt und jetzt das hier. Das ist nicht nur scharf an der Grenze zur Gewalt: das ist Gewalt.
Sie will sich nicht so von ihm behandeln lassen. Nicht mit Gewalt und Angst leben. Der Gegensatz dazu, um das zu vermeiden ist aber wohl, sich ihm hinzugeben und ihm ihr Leben zu... verschreiben. Lou verzieht das Gesicht bei dem Gedanken.
„Hast du Angst, Liebes? Das solltest du auch besser haben." Er gibt ein raues Lachen von sich. „Angst ist gut... es macht dich gehorsam. Und jetzt: Sag mir, dass du mich liebst!", befiehlt er in einem strengeren Ton, vom Lachen ist nichts mehr zu sehen.
Lou öffnet die Augen und sieht unter Schmerzen zu ihm, ihr Blick ist wehleidig. Sie will es nicht sagen, kann es auch gar nicht. Es wäre eine Lüge. Nicht dass sie sich schwer tun würde zu lügen, viel eher kann sie es nicht sagen, weil ihr Kopf so weit nach hinten gedrückt wird.
Malfoy lockert den Griff in ihren Haaren ein wenig und lässt ihr mehr Freiheiten, sodass sie es besser sagen kann.
Abwartend, so als könnte er es nicht erwarten, sieht er sie an. Sein Blick ist warnend, bedrohlich im Fall, dass sie es nicht tut.
„Ich...", Lou schluckt ihren Kloß im Hals herunter. „Ich liebe dich, Lucius."
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Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius Malfoy
FanfictionWenn Lucius Malfoy liebt, dann kann das für die geliebte Person nicht gut enden. Zumindest nicht, wenn er nicht lernt zu lieben; wenn er die Fähigkeit dazu nicht entwickelt. Kann aus einer kranken Liebe für beide Parteien wahre Liebe werden? Oder is...