89. Kapitel

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Jacks Mund klappt auf. „Das kann doch niemals funktionieren...", versucht er weiterhin sie zu retten.

Lou sieht ihn flehend an. Jack soll zu Seite treten und verschwinden! Er soll sein Leben nicht vollkommen sinnlos für sie riskieren!
„Nein? Oh doch, ich denke, das kann es sehr wohl. Und das wird es auch. Willst du sie in einem Monat wiedersehen? Bis dahin ist sie mir vollkommen verfallen, unterworfen, gefügig. Ich versuche es nicht mehr auf die nette, verständliche Art. Diese Zeiten sind vorbei. Es gibt Mittel und Wege wie beispielsweise den Trank, den du, Lou, einmal selbst vorgeschlagen hast. Du bist näher daran, ihn einzunehmen als dein Freund an dir." Er dreht den Zauberstab und bohrt so noch tiefer in ihren Hals. Lou beginnt zu schwitzen.

„Das ist doch keine echte Liebe!"

„Na und? Solange sie handelt und mir das Gefühl gibt, braucht es keine echte zu sein. Es muss sich nur echt anführen. Und das wird es, glaube mir." Lucius ist so entschlossen, so unglaublich kaltherzig und egoistisch. Es ist ihm nun vollkommen egal was sie will, denkt und fühlt. Lou dachte, sie seinen darüber hinweg! Sie hat alles noch tausendmal schlimmer gemacht.

„Und nun geh mir aus den Augen, wenn du nicht willst, dass ich dir dein ganzes Leben zerstöre. Ich kann es dir mit einem Schnipsen meiner Finger nehmen, selbst ohne Zauberstab. Du könntest deinen Platz an der Universität verlieren... deinen Respekt... deine Unterkunft... deine Familie und Freunde... Ich könnte dich zu einem nichts-habenden Bettler machen, wenn ich es möchte. Ich bin ein paar Nummern zu groß für dich, Ralstone! Sieh es ein."

Lous Augen gehen zu Malfoy, der Jack mit tief gelegtem Kopf und Hass in den Augen anschaut.

Einen Moment lang scheint Jack zurückzuweichen. Aus Angst, Malfoys Worte könnten wahr werden.

„Mische dich nicht in Angelegenheiten ein, die dich nichts angehen, Junge.", legt Lucius nach und bringt Jack dazu, zweifelnd zu Lou zu sehen. Diese sammelt die restliche Spucke und bringt unter Schmerzen wegen des Drucks seines Zauberstabs: „Lauf, leb dein Leben." heraus.

Malfoy grinst diabolisch und schaut abwartend zu Jack.

„Du hast sie gehört. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.", drängt er weiter. Der arme Junge scheint hin- und hergerissen zu sein. Er lässt den Zauberstab unentschlossen sinken und geht einen Schritt zurück.

Malfoy schiebt Lou mit sich vor. Jack tritt währenddessen auf die Seite, sodass die beiden an ihm vorbeilaufen. Lucius' Griff ist alles Andere als sanft und zart. Es bringt Lou dazu aufzustöhnen. Diese Grobheit tut so weh.

„Spar dir das Gemecker!", flüstert er ihr bedrohlich ins Ohr.

Lucius schaut sich nicht mal nach hinten um. Es scheint, als wäre er sich vollkommen sicher, Jack besiegt zu haben. Als stünde der Junge keinerlei Gefahr mehr dar! Lous Herz klopft schnell.

Rasch zieht der starke, große, mächtige und dominante Mann das kleine, dünne und schwache Mädchen mit sich.

Von Jack ist nur noch das laute Ausatmen zu hören, ansonsten nichts. Auf dem Parkplatz, der an das Lager angrenzt, stehen viele Wägen. Lucius steuert nicht auf einen davon zu sondern auf das große Tor.

Während des Laufens hat Lou Angst, er könne den Zauberstab zu fest in ihren Hals bohren und etwas verletzen. Flehend schaut sie ihn von der Seite an.

Lucius' entschlossener Blick gleitet kühl über ihren. Seine Kiefer mahlen unnachgiebig aufeinander. In ihm ist keine Rücksicht und kein Mitleid mehr. Nichts!

Am Tor angekommen vernimmt Lou ein Heulen von Sirenen, welches immer lauter wird.

Der Griff von ihrem Peiniger wird immer stärker und angespannter. „Verdammt!", flucht er vor sich hin und nimmt den Zauberstab von ihrem Hals. Er macht eine Bewegung und schon entsteht ein Loch in dem Zaun vom großen Doppeltor, welches für gewöhnlich von LKWs benutzt wird.

Er steigt mit ihr durch das erschaffene Loch, hält aber nicht mehr den Zauberstab an ihren Hals.

Stattdessen sucht er mit den Augen die Umgebung ab. Ein Polizeiwagen fährt auf der Straße und hält einige Meter von ihnen an.

Lou sieht hilfesuchend zu ihnen. Die könnten ihre Rettung sein! Es war klar, dass Jack sie im Stich lassen würde, schließlich hat er auch ein eigenes Leben, aber die Polizei dürfte es nicht! Anderseits... Lucius kann diese Polizisten mit Leichtigkeit besiegen. Es würde nichts als ein Blutbad bringen. Sie sollten nicht auch noch darin eingemischt werden.

Sie muss Lucius irgendwie davon abhalten, das zu tun. Besonders gefährlich ist es auch, weil er wütend und voller Adrenalin ist.

Zwei Polizisten, ein Mann und eine Frau, steigen aus dem Wagen und kommen auf die beiden zugerannt. Lucius hebt unbeeindruckt die Braue. Mit einem Schwung seines Zauberstabs erstarren sie und fallen zu Boden. Ein paar Spaziergänger, die an ihnen und auf der anderen Straßenseite vorbeilaufen, bekommen einen Schock und wollen wegrennen. Doch wie die Polizisten zuvor, macht er sie mit Leichtigkeit bewegungsunfähig. Anschließend zaubert er sie alle bewusstlos und nimmt ihre Erinnerungen an die letzten Minuten.

Lou steht still daneben und betrachtet das. Er hält sie weiterhin an ihrem Oberarm fest.

Luicus ist so ein guter Zauberer... Gegen ihn hat sie keine Chance! Alleine das ist die Bestätigung dafür. Es ist schon eine Meisterleistung sie überhaupt zu finden. Er hat ein viel größeres, breiter gefächertes Wissen als sie. Wie dumm sie doch gewesen ist zu glauben, eine Flucht könnte überhaupt funktionieren. Malfoy hat sie immer vorgewarnt. Und sie hat nicht auf ihn gehört...Dafür müssen nun andere Menschen leiden.

Ein letztes Mal murmelt Lucius eine Formel, ehe er den Zauberstab sinken lässt.

Lou dreht den Kopf nach hinten um zu schauen, ob Jack noch da ist.

Ihr Herzschlag verlangsamt sich, als sie ihn mit hängenden Schultern unschlüssig auf dem Parkplatz stehen sieht. Sie würde sich so gerne von ihm verabschieden... schließlich wird sie ihn nie wieder sehen!

Es ist zu spät für einen Abschied. Sie spürt das Gefühl des Apparierens in sich und hat nicht mehr das Bild von dem Supermarkt, dem Parkplatz und Jack vor sich, sondern das vom Malfoy Manor.

Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt