Lucius sieht auf. Es macht nicht den Anschein, als dass er darüber reden wollen würde. Seufzend setzt er sich neben sie auf die Bettkante. Seine Haltung ist nicht mehr so gerade wie sonst. Ganz im Gegenteil, er sackt in sich zusammen.
Er sieht auf seine Hände, setzt dann doch zum Sprechen an. „Flumpi?"
Fast augenblicklich erscheint die Hauselfe. Lou runzelt die Stirn. Was soll das? Warum verschließt er sich noch immer vor ihr? Immerhin scheint er sich zu entspannen. Schließlich sitzt er dort immer noch so. Sie möchte ihn in den Arm nehmen. Sie weiß nicht genau, warum. Liegt es daran, dass sie in ihm gerade nur den gebrochenen Mann sieht oder daran, dass sie selbst gebrochen ist und eine Umarmung benötigt?
„Zauberstab", raunt er leise. Die Hauselfe appariert schnell wieder zurück und bringt ihm seinen Gehstock. Lucius streckt die Hand danach aus. Flumpi reicht es ihm mit einem Zittern und verschwindet mit einer Handbewegung ihres Herrn erneut.
Lou und Lucius sind wieder alleine. Der blonde Mann streicht gedankenverloren über den Schlangenkopf seines Gehstocks. Als er seinen Zauberstab endlich herauszieht, hält Lou die Luft an. Was hat er nur vor? Will er sie verzaubern? Warum hat sie keine Angst vor ihm?
Lucius erhebt sich wie in Zeitlupe und dreht sich dann zu ihr um. Er vollführt eine Zauberstabbewegung.
Mit dem unausgesprochenen Zauber lösen sich die Seile an Lous Gelenken, sodass sie wieder frei sind. Verwirrt schaut sie zu ihm.
Sie erwartet eine Erklärung, wagt es nicht, sich zu bewegen oder zu fragen. Was soll das alles?
Lucius legt den Zauberstab eher beiläufig auf den Nachtisch. Würde Lou sich nur ein wenig bewegen, dann könnte sie ihn nehmen. Eigentlich eine verlockende Möglichkeit, aber immer noch unmöglich für sie. Er kommt näher zum Bett, setzt sich wieder darauf. Diesmal bleibt er aber nicht sitzen, sondern lehnt sich zurück. Lou, deren Arme ausgestreckt sind, nimmt sie schnell wieder zu sich und mach etwas Platz für ihn. Es ist toll, sich wieder bewegen zu können. Sie spürt, wie das Blut durch ihre Adern schießt. Fragend schaut sie ihn an. Er sieht jedoch nicht zu ihr, streckt seine Hände zu ihrer Hüfte aus.
Ohne dass es Lou will, zieht er sie an seine Brust und legt seine Arme um sie. Zu ihrer Überraschung achtet er darauf, nicht die Stelle von der Wunde zu berühren.
Seinen Kopf legt er auf ihrem ab. Lou hört seinen schnellen Herzschlag. Sie bleibt so zu ihm gewandt an der Brust liegen, sagt und tut nichts. Es würde ja sowieso nichts bringen. Wenn Lucius gerade mal wieder so ist, ist es nämlich irgendwie auch schön. Sie braucht diese Nähe. Nicht unbedingt zu ihm, aber sie braucht einfach jemanden, der sie hält. Wie im Bad.
So kommt es, dass sie ihre Arme von sich aus um seinen Bauch schlingt und drückt.
Lucius atmet gegen ihren Nacken. Sie merkt, wie sein Atem und Herzschlag sich langsam wieder beruhigen.
Alleine diese Tatsache beruhigt sie schon.
Lou wartet ab. Wenn er erzählen will, dann wird er es von sich heraus tun. Wenn er es nicht will, dann ist es so. Sie kann ihn nicht dazu zwingen. Obwohl sie es gerne wüsste. Vielleicht könnte sie es ja verstehen.
„Ich habe so viele Fehler gemacht.", murmelt er. Sie hört, wie er ihren Duft einatmet. „Fehler, die ich damals nicht als solche betrachtet habe. Du weißt, dass ich reich bin..."
Lou nickt langsam, schließt die Augen. Sie hat überhaupt keine Angst in diesem Moment. Jetzt kann er ihr nichts antun, er würde das nicht tun. Nicht jetzt, wo er wieder so emotional und süß ist.
„Ich bin der reichste Mensch der Welt. Ich habe im Grunde alles was ich will. Und was ich nicht habe, das hole ich mir für gewöhnlich."
„So wie mich?", wagt sie flüsternd zu fragen. Sie möchte diese Frage eigentlich nicht stellen und ihn von sich aus erzählen lassen, doch es rutscht ihr einfach so heraus. Lucius' Atem beschleunigt sich zum Glück nicht. Stattdessen zieht er sie noch näher an sich und legt seine Beine um ihre.
„Nein. Dich kann ich durch Reichtum nicht bekommen. Genau das ist der Punkt. Ich dachte, Geld würde glücklich machen, ich wäre damit unbesiegbar. Aber das bin ich nicht. Wegen Geld werden Menschen böse. Aus der Gier nach Geld.
Aber es schützt dich nicht vor deinem Leben. Es hat mich nicht vor dem dunklen Lord geschützt... nicht vor deinem Hass.", sagt er und wird zum Ende hin immer leiser.
Lou fühlt sich schlecht, bei dem Gedanken, ihn zu hintergehen. Wäre es wirklich richtig, jetzt noch zu flüchten? Wo Lucius doch gerade erst Erkenntnisse sammelt...?
„Geld hat mich erst dahin gebracht. Du-weißt-schon-wer hat mich nur zum Todesser gemacht, damit er Geld für seine... Projekte hatte. Du hasst mich. Warum? Weil Geld mich zu diesem... Arschloch und Versager gemacht hat. Ich bin damit aufgewachsen. Als reiches Kind, das sonst nie Sorgen hatte. Wir sehen uns als besser an, wollen immer die Macht haben. Ich habe ja auch viel Macht durch meinen Reichtum. Aber das macht mich zum Monster. Ich habe eine Verantwortung, der ich nie gerecht werde. Ist es das, was du an mir hasst?" Sein Herzschlag schlägt wieder schneller, seine Brust hebt und senkt sich. Es muss ihm viel Überwindung kosten, das zuzugeben.
„Im Grunde ja. Es ist eher, weil du mir keine Freiheiten lässt. Ich fühle mich nicht wie ein Mensch bei dir.", murmelt sie, drückt ihn fester, was das Beben aufhören lässt.
„Jeder muss auf mich hören. Nur der dunkle Lord hatte mir etwas zu sagen. Ich bin damit nicht zurechtgekommen."
„Ich würde ja auf dich hören. Nur nicht in allem. Eine Beziehung ist ein Geben und Nehmen. Ich kann dir nicht einfach so alles von mir geben, nur weil du es willst. Ich höre auf dich, wenn du mir wichtig bist. Aber ich lasse mich nicht vollkommen ohne Rechte unterwerfen. Also... eigentlich habe ich sowieso keine Wahl, aber ich möchte es nicht."
Malfoys Hände gleiten etwas höher zur Mitte ihres Rückens und ziehen Kreise auf ihrer Haut unter dem hochgerutschten Pullover. Es lässt den Moment noch so viel mehr intimer werden.
„Das stimmt nicht. Ich würde dir alles geben. Mein Herz, mein Leben und meinen Besitz.", sagt er ganz ernst in einer Tonlage, die keinen Widerspruch zulässt. Lou fühlt sich ein wenige geschmeichelt. Sie liegt wohl wirklich richtig in ihrer Annahme, er wäre netter, wenn sie sich ihm hingegeben würde. Das hat er ihr auch schon so oft gesagt... Warum fällt es ihr dann so schwer, sich zu bemühen und sich darauf einzulassen?
„Nur musst du es auch tun. Ich gebe dir alles und dann will ich auch alles von dir. Du gibt mir alles und dann bekommst du auch alles von mir. Aber wenn du mir nicht alles gibt, kann ich dir auch nicht alles geben.", murmelt er.
„Aber einer muss anfangen.", wirft sie ein, woraufhin er einmal tief Luft holt. „Das stimmt. Aber ich kann es nicht. Ich kann zwar ein Gentleman sein, aber ich bin nicht der nette Freund von nebenan, der dich mit seiner lieben Art umwirbt und dir alle Zeit lässt, die du brauchst. Ich kann dir auch zuhören, aber eben nicht von Anfang an. Ich bin dominant. Ich brauche diese Macht, um mich besser zu fühlen. Das heißt, auch wenn wir uns einmal besser verstehen sollten, wirst du immer den Kürzeren ziehen, immer unterworfen werden."
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Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius Malfoy
FanfictionWenn Lucius Malfoy liebt, dann kann das für die geliebte Person nicht gut enden. Zumindest nicht, wenn er nicht lernt zu lieben; wenn er die Fähigkeit dazu nicht entwickelt. Kann aus einer kranken Liebe für beide Parteien wahre Liebe werden? Oder is...