18. Kapitel

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„Ich... ja.", beginnt sie, weiß nicht, was sie sonst sagen soll. Sie will seiner Wut nicht weiter ausgesetzt sein, seine Illusion nicht zerstören und in damit noch aggressiver machen. Sie fürchtet sich vor ihm, besonders weil er sie so auf sich hält und ihr das Ganze alles andere als geheuer ist.

Malfoy senkt seinen Kopf zu ihren Haaren, nimmt den Duft tief in sich auf und hält sie einfach nur weiter fest, scheint diesen Moment mehr als nur zu genießen. Irgendwie ist es auch beruhigend, ihn so zu sehen. Befände sie sich nicht auf seinem Schoß und wäre nicht so eng umschlungen von ihm, würde sie sich auch mehr entspannen und runter kommen.

Malfoy schweigt, sagt nichts. Er genießt einfach nur, während Lou ausharrt und bangt. Wann ist es endlich vorbei, wann lässt er von ihr ab?

„Darf ich gehen?", wispert sie, obwohl sie die Antwort schon kennt. Er hat es ausdrücklich formuliert. Lou fragt es nur, um sich selbst Mut zu machen und nicht in dem Gewissen leben zu müssen, dass sie nicht einmal den kleinsten Versuch gemacht hat.

Sie ärgert sich über sich selbst, will ausbrechen. Doch sie kann nicht. Sie ist gefangen. Und das weiß sie auch, ebenso gut wie er.

„Wie meinst du diese Frage? Räumlich gesehen werde ich dich nämlich früher oder später gehen lassen müssen. Ich weiß, dass du studierst. Zwar wäre es mir lieber, wenn du dauerhaft hier sein würdest, aber ich kann deinen Drang nach Bildung nachvollziehen und sehe es als wichtig an. Der Nachteil bei einem so großen Altersunterschied: Du hast noch mehrere Phasen des Lebens vor dir. Mit mir an deiner Seite, versteht sich. Ich möchte dir diesen Weg nicht vollständig verwehren.", sagt er und schon jetzt beunruhigen seine Worte sie. Lucius will sie als Hausfrau, wie es schient. Als Hausfrau. Lou versucht angestrengt nicht darüber nachzudenken und sich auf seine weiteren Worte zu konzentrieren. „Du kannst es als hohes Gut ansehen. Als ein Gut, das ich dir wieder entziehen werde, wenn du dir zu viel leistest und es nicht mehr verdienst. Also lege ich dir nahe, mich nicht zu verärgern. Denn von mir loskommen wirst du nie. Nicht heute, nicht morgen und nicht in dreißig Jahren. Nie.", sagt er und Lou spürt wieder seine Erektion an ihrem Hintern. Diese Vorstellung scheint ihm wohl sehr zu gefallen, ihr hingegen jedoch gar nicht. Für immer... Wie lange ist für immer? Bis er stirbt? Bis sie stirbt?

Lou verzweifelt. Sie ist doch noch so jung! Er zerstört ihr ganzes Leben. Soll sie sich das wirklich gefallen lassen? Aber wenn sie sich gegen ihn auflehnt, dann könnte sie ihren Traum von einem Job vollkommen vergessen. Sie weiß nicht, wie viel Macht er hat, kann es nur erahnen. Letztlich hat sie keine Ahnung. Und wenn sie nach dem geht, was ihr die Leute erzählt haben, ist es sehr viel Macht. Wenn er wollte, könnte er sie einsperren. Das hat er indirekt gesagt, als er ihr gedroht hat, ihr ihre Freiheiten zu nehmen. Malfoy wäre dazu in der Lage, alle Pläne zunichte zu machen und sie wird ihn nicht mehr los werden. Dazu ist er zu entschlossen und außerdem hat er es selbst gesagt.

Ihr Leben wird sich also verändern, sich aufzulehnen würde nichts bringen. Außer verschwendete Energien, Ärger, Streit, Schmerz, Trauer, Einschränkung und Zerstörung für sie. Auch wenn Lou vor kurzer Zeit noch anders gedacht hat und sie sich nicht unterkriegen lassen wollte, so hat sich das jetzt verändert, einfach weil ihr vieles klarer geworden ist und sich die Situation geändert hat.

Sie kann sich nicht mehr gegen ihn auflehnen. Um ihre Ziele und Pläne beizubehalten, muss sie kooperieren. Ansonsten wird sie gezwungen, sich komplett zu unterwerfen. Etwas, das sie nicht anstrebt.

„Und wenn du fliehen solltest, dann werde ich dich finden. Wenn du dich mir widersetzt, dann werde ich dich bestrafen. Entweder mit dem Entzug von Privilegien, die ich dir großzügig einräume, oder mit körperlichem Schmerz. Du wirst gegen mich nicht ankommen, wirst nie eine Rebellion gewinnen. Versuch es am besten gar nicht und zerstöre dir damit nicht dein Leben... Obwohl ich wohl eher eine Bereicherung für dein Leben bin als eine Zerstörung."

Als Lou das hört, dreht sie den Kopf ungläubig zu ihm. Bereicherung... ER! Waren die Eier, die er gefrühstückt hat, faul? Wie kann er nur eine so gestörte Wahrnehmung haben? Das obwohl er wieder ernster und nicht mehr so verträumt klingt. Ach, scheiß drauf: Was heißt hier ernster? Der Idiot schaut sie so an, als würde er damit drohen, sie auf einem Schaschlikspieß aufzuspießen und mit Soße zu überziehen, wenn sie nicht freiwillig in die Soße geht. Er ist in dieser Metapher die Soße, die ihr die Vollkommenheit, den Geschmack gibt und ohne die sie nichts ist. Und er braucht sie, um ebenfalls vollkommen zu sein, eins zu werden. Wenn sie nicht will, kommt die Soße schon noch irgendwie zu ihr. Ein doofer Vergleich, aber so in etwa stellt Lou sich vor, wie er sie beide sieht. Sie als kleinen Teil eines Spießes, alleine nichts und nackig und nur mit ihm ein Ganzes. Wie dieser Gedanke dieses wundervolle Essen doch zerstören kann...

Lou ist verwirrt über ihre eigenen Gedanken. Hat die Metapher eigentlich Sinn ergeben? Es ist ein Zeichen dafür, dass sie vollkommen fertig ist von ihm. Dieser Tag war zu viel für sie.

Sie spürt diesen Schmerz in sich, die Existenzangst. Lou kann nicht mehr, will nicht mehr. Ihr wird bewusst, dass sie, auch wenn sie sich ihm hingibt, viele Ziele nicht mehr erreichen kann. Sie wollte heiraten – aus Liebe und frei sein, sich wohl fühlen. Bei ihm bezweifelt sie, dass es so sein wird. Es schmerzt. Sie fühlt sich, als würde der Schaschlikspieß sie tatsächlich aufspießen. Mitten durchs Herz.

Ihr Blick wird wackeliger, verschwommener. Tränen entstehen, kullern ihre Wangen hinab und in ihren Mund. Der Geschmack ist salzig, doch anders als sonst, gefällt er ihr nicht.

Lucius sieht das, legt den Kopf schief, schaut ihr tief in die Augen und verliert diesen ernsten Ausdruck, wirkt plötzlich nicht mehr so gut gelaunt und entschlossen. Eine Hand löst sich um ihren Körper, geht zu ihrer Wange, wischt sanft die Tränen weg. Gänsehaut entsteht auf ihrem Körper.

„Weine nicht, Liebes. Alles wird gut.", sagt er sanft, erweckt die Vorstellung bei ihr, wie er zu einem Kind sprechen würde.

Doch sie weiß: Nichts wird gut. Absolut gar nichts.

Nicht solange er einen Narren an ihr gefressen hat.

Besitz, Liebe, Schmerz, Zweifel - Lucius MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt