Wie in Zeitlupe lief er auf mich zu. Dabei gingen seine Mundwinkel leicht nach oben. Wie damals. Nun musste ich auch schmunzeln. Aber umso näher er kam, umso schneller schlug mein Herz. Was war denn mit mir los? Es war ein ungewohntes Gefühl. Wieder einmal atmete ich schwerer. Er fing an mir eine Strähne hinters Ohr zuklemmen. Ich schaute kurz schüchtern nach unten, aber dann direkt wieder zu ihm. In seine Augen. Trotz der Dunkelheit, die mittlerweile eingetroffen ist, sah ich ihn ganz genau. „Ich habe dich vermisst", flüsterte er leise. Aber nach der Ansage vorhin, wunderte es mich. Ich bekam kein Ton raus. Wieder einmal machte er mich sprachlos. Ich konnte nicht anders, als ihn ganz fest zu umarmen. Meine Arme umschlingen ihn und mein Kopf lag auf seiner Brust. Mit geschlossenen Augen spürte ich, wie sein Herz raste. Für einen kurzen Momente war es still. Zu still. Man hätte eine Nadel fallen hören können . Langsam öffnete ich meine Augen, löste mein Kopf von seiner Brust und schaute ihn an. Tief in seine Augen. „Bist du mit dieser Pansy zusammen?", flüsterte ich ohne Zusammenhang ihn an . Warum ? Warum habe ich das jetzt gefragt?Innerlich regte ich mich darüber auf. Er löste meine Arme von sich und ging ein Schritt zurück. Ich habe es versaut, ganz klar ! Ohne mir eine Antwort zugeben, schaute er mich auf einmal ernst an. Sein Lächeln war verschwunden. Irgendwie sauer starrte er mich an. 10 Sekunden, vielleicht auch länger . Ich merkte wie er wütend schneller atmete . Gerade als ich wieder näher kommen wollte, ging er an mir vorbei und verließ den Turm.Ich blieb stehen. Kerzengerade, wie angewurzelt. Was war daran jetzt so schlimm ? Ich weiß, es war unpassend und ohne Zusammenhang, aber trotzdem verstand ich seine Reaktion nicht. Noch weitere 10 Minuten blieb ich so stehen. Schaute ins Leere. Irgendwann aber, beschloss ich auch zugehen.
Als ich im Slytherin- Gemeinschaftsraum ankam, traf ich jemanden, der mir mein Zimmer zeigte . Ich packte meine Koffer aus und beschloss wieder zum Gemeinschaftsraum zugehen. Ich ließ mich nieder auf die Couch und öffnete meine Buch. Nach und nach kamen Schüler rein, verschwanden dann aber wieder. Mittlerweile ist es schon spät am Abend. Als sich der Raum wieder füllte, viel es mir schwer mich auf das Buch zu konzentrieren. Kurze Zeit später viel mit auf, dass mein Bauch ständig knurrte, aber durch das lesen, habe ich das Abendessen verpasst. Gerade, als sich der Gemeinschaftsraum beinahe überfüllte, klappte ich das Buch zu und ging in Richtung Zimmer. Ich wollte irgendwie niemanden kennenlernen oder mich ein Gespräch anschließen. Ich war schon immer gerne alleine. „Außer mit Draco", flüsterten meine Gedanken, als ich langsam und nachdenklich, die Treppe hochging .
„Evans! Bleib doch noch bei uns!", rief Pansy lachend zu mir. Ich wusste, dass es wieder mal nur ein Spiel von ihr war. Eigentlich hatte ich vor es zu ignorieren, aber als ich Draco sah, überlegte ich es mir anders. Ohne zu antworten, ging ich lächelnd wieder die Treppe runter und setzte mich.
Schon wenige Minuten später bereute ich es. Pansy und Draco befummelten sich die ganze Zeit. Angewidert schaute ich mehrmals zu ihnen rüber. Irgendwie verletzte es mich.Warum auch immer. Die anderen redeten viel und lästerten über die anderen Häuser. Und ich? Ich saß die ganze Zeit da und sagte nichts. Hörte und guckte einfach nur zu. Irgendwann wurde der Raum leerer. Verständlich, denn es war ja auch schon halb 1 mitten in der Nacht. Was ? Ich schaute leicht panisch nochmal auf die Uhr. Shit ! Ich saß länger hier, als ich sollte und vor allem auch, als ich wollte . Ich nahm mein Buch und die Robe und verschwand. Im Zimmer angekommen, merkte ich, dass meine Zimmergenossin immer noch nicht hier war. Was mich aber nicht weiter störte. Eher freute. Es wurde immer später, aber ich konnte nicht schlafen. Ich schaute an die Decke und dachte an Draco. Mal wieder. Langsam ärgerte es mich, dass er ständig in meinem Kopf war. Er hatte sich wirklich verändert. Negativ. Er ist so kalt und gefühllos. Vorhin schaute er mich auch nicht einmal an, was sicher aber auch an Parkinson liegen könnte . Und genau in diesem Moment ging die Tür ruckartig auf. Sie waren es. Draco und Pansy. Schnell wurde mir klar, dass sie meine Zimmergenossin ist. Bei meinem Glück, hätte es mir aber auch schon früher einfallen können.
„Evans verschwinde.", motzte sie mich an. „Draco und ich haben noch etwas vor!", lachte sie flirtend und küsste ihn.
„Träum weiter Parkinson. Macht was ihr wollt, aber das ist auch mein Zimmer.", rief ich ihr genervt zu.
„Gut, dann guck halt zu.", rief Draco mir zurück.
Was ? Das war ein Scherz ! Bevor ich antworte konnte, zog er Pansy auf sein Schoß und küsste sie.
Das tat weh. Als würde jemand ein Messer in mein Herz rammen.
„Ihr seid unglaublich!", waren meine letzten Worte, bevor ich tatsächlich das Zimmer verließ. Ich konnte es einfach nicht mit anschauen.
Genervt setzte ich mich auf den Sessel im Gemeinschaftsraum und beobachtete wie das Feuer im Kamin tanzte. Was ein Tag.
Wieder in Gedanken versunken, starrte ich nun aus dem Fenster, bis ich die Tür knallen hörte . Ich blieb sitzen, wartete neugierig auf das Gesicht. Es war Draco. Ziemlich wütend ging er die Treppe runter. Sein Haar war zerzaust, was ich irgendwie echt süß fand.
„Was gibt es zu glotzen Evi?", maulte er mich an. Mittlerweile stand er schon vor mir. Irgendwie machte es mich wütend. Wütend wie er zu mir war. Was habe ich ihm getan verdammt?
Er merkte, dass ich nicht antworte.
Es gab auch keine Antwort . Wirklich nicht. Ich weiß doch selber nicht, warum ich ihn jedesmal so anguckte.
Als ich realisierte, dass er schon wieder weggeht, kam die Wut in mir hoch.
„Was ist dein scheiß Problem, Malfoy ?", schrie ich ihn an.
Er blieb stehen und drehte sich um.
„Malfoy?", sprach er auf einmal verletzt zu mir. (Foto)
Erst dann viel es mir auf. Ich hatte ihn noch nie mit Nachnamen angesprochen .
Das tat ich normalerweise nur, wenn ich wirklich sehr sauer war und das wusste er.
Auf einmal guckte ich selber verletzt. Und das war ich auch !
„Es tut mir leid.", flüsterte er mit Tränen in den Augen zu. Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, worauf es bezogen war.
Doch bevor ich antworten konnte, hielt er seine Hand raus. Was soll ich jetzt machen ? Ich war sichtlich überfordert.
„Komm mit." , sprach er etwas lächelnd zu mir. Ich zögerte erst, doch dann legte ich meine Hand in seine. Diesmal gingen wir in sein Zimmer. Ich schaute mich kurz um und war verwundert .
„Du bist alleine?", fragte ich nach, denn ein zweites Bett gab es nicht.- FORTSETZUNG FOLGT -