32. Kapitel

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Severus

Wenige Sekunden, nachdem Lucius mit Miss Granger disappariert war, kam Severus mit dem bewusstlosen Weasley in seinem Haus in Spinner's End an. Schnurstracks ließ der Tränkemeister diesen vermaledeiten Verbrecher in seinen Keller schweben, den er im Handumdrehen in eine Gefängniszelle verwandelte. Durch starke Fessel-, Anti-Ausbruchs-, und Schutzzauber stellte Severus sicher, dass Weasley bis zur Übergabe an die Auroren nicht fliehen konnte. Anschließend schrieb er ein Pergament an Potter:

Sehr geehrter Mister Potter,

Bitte kommen Sie unverzüglich zu mir nach Spinner's End, am besten per Flohpulver. Es geht um Miss Granger. Kommen Sie zunächst alleine, damit wir das weitere Vorgehen besprechen können.

Severus Snape

Der Professor wusste, dass es nicht gerade eine Mitteilung war, die Potters Vertrauen wecken würde, aber er hatte jetzt keine Zeit, sich gewandtere Worte auszudenken.  Er schickte die Nachricht sofort los, sodass sie innerhalb von Sekunden auf Potters Schreibtisch landen würde. Hoffentlich war er gerade in seinem Büro!

War er wohl, denn wenige Minuten später rauschte es im Kamin in Severus' Arbeitszimmer  und Potter stieg aus den grünen Flammen heraus, nachdem er sich die Auroren-Uniform abgeklopft hatte.

"Guten Abend, Professor", sagte der junge Magier.

"Mr. Potter. Danke für Ihre schnelle Ankunft. Ich hätte Sie nicht hergebeten, wenn es nicht wirklich wichtig wäre, das können Sie mir glauben."

Potter nickte knapp. "Es geht um Hermine? Haben Sie sie gefunden?"

"Ja, heute Abend."

Potter sah sich hektisch im Raum und wollte schon in Richtung Tür stürzen, doch Severus hielt ihn am Arm fest.

"Nicht so voreilig, Mr. Potter. Lassen Sie uns das ganze erst einmal hier besprechen. Setzen Sie sich." Severus deutete auf einen der beiden Sessel vor dem Kamin und Potter ließ sich wachsam auf dem linken nieder.

"Kann ich... Ihnen etwas zu trinken anbieten?" Es viel Severus auch zwei Jahre nach Kriegsende schwer, höflich zu Potter zu sein, obwohl sie immer mal wieder miteinander zu tun gehabt hatten in der Zeit, und sich ihr Verhältnis im Vergleich zu Potters Zeit in Hogwarts merklich gebessert hatte. Severus schaffte es einfach nicht, nicht James Potter in dessen Sohn zu sehen. Wieso hatte er es bei Miss Granger geschafft, alte Vorurteile abzulegen, und bei Potter nicht? Warum war es da so schwer? Viel Zeit hatte der Professor nicht, darüber nachzudenken. Es war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um über die Vergangenheit zu grübeln.

"Nein, danke. Kommen wir gleich zur Sache. Wo ist Hermine? Wissen Sie, was ihr passiert ist?"

"Dazu muss ich ein wenig weiter ausholen. Ich warne Sie, einiges davon wird Sie schockieren, aber Sie müssen mir versprechen, bis zum Ende zuzuhören und nicht voreilig Schlüsse zu ziehen, verstanden?"

"Ich versuche es." Misstrauen lag in Potters Stimme, was Severus ihm nicht verübeln konnte.

Der Ältere begann also zu erzählen, das, was Lucius ihm erzählt hatte. Wie Miss Granger und er sich an Dracos Geburtstag wiedergetroffen hatten, wie Lucius und Narzissa sich hatten scheiden lassen und wie Lucius und Miss Granger schließlich zueinander gefunden hatten. Severus beobachtete Potter währenddessen ganz genau und sah, dass es dem Jüngeren ganz und gar nicht gefiel, was er da hörte.

"Malfoy senior und meine beste Freundin. Ich glaub's ja nicht. Bitte sagen Sie mir, dass er Hermine nichts angetan hat. Dass es jemand anderes war und sich die Vorurteile, die ich habe, nicht bestätigen", stöhnte Potter, bevor Severus mit dem Bericht über die Entführung fortfahren konnte.

"Lassen Sie mich eines sagen, Mr. Potter - wenn jemand Miss Granger liebt, dann ist es Lucius, so verrückt es für Sie auch klingen mag. Er würde ihr niemals etwas zuleide tun."

Fassungslos schüttelte Potter seinen Kopf. "Aber wer... wer war es dann?"

"Die Wahrheit wird Ihnen nicht gefallen." Severus legte eine kurze Pause ein. "Es war Ihr werter Freund, Ronald Weasley."

Potter starrte ihn an, als sei er verrückt geworden. "RON? Er mag sich ja verändert haben in den letzten Monaten, aber Mine zu entführen, dazu wäre er nie im Stande!"

"Inwiefern verändert?", warf der Tränkemeister scharf ein. "Diese Veränderungen werden wichtig im Prozess sein."

"Na ja, er hat angefangen, ein bisschen mehr zu trinken, hat sich seltener bei mir gemeldet und so, aber... nein, er ist kein Entführer, das weiß ich ganz genau!"

"Ich fürchte, doch. Ich zeige es Ihnen. Accio, Denkarium." Severus deutete auf den großen dunklen Holzschrank und das Denkarium kam herausgeflogen. Er zog sich sämtliche Erinnerungen bezüglich der Entführung mithilfe des Zauberstabs aus dem Kopf und legte sie im Denkarium ab. "Sehen Sie es sich selbst an. Sie wissen ja inzwischen, wie manipulierte Erinnerungen aussehen, und sagen Sie mir selbst, wenn Sie es sich angeschaut haben, ob das hier die Wahrheit ist."

Potter starrte ihn einen Augenblick lang an, dann versenkte er seinen Kopf im Denkarium und verschwand. Da die Zeit außerhalb des Denkariums schneller verging, tauchte Potter nach nur wenigen Sekunden wieder daraus auf, sein Gesicht voller Zorn.

"Ich glaube Ihnen, Professor. Dieses Schwein gehört eingesperrt."

Die PianistinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt