29 - Drei Engel für Viana

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Lias' POV

Eine Woche lang verkriecht sich Viana zu Hause in ihrem Bett. Ihre Augen sind von den vielen Tränen so rot angeschwollen, dass man meinen könnte, sie würde durchgängig unter dem Einfluss von Drogen stehen.

Natürlich versuche ich währenddessen die ganze Zeit, die Brünette zu trösten und ihr Mut zuzureden, doch leider scheitere ich kläglich. Es erweckt fast schon den Anschein, als würde Viana es genießen, sich in ihrem Selbstmitleid zu suhlen.

Um die Braunäugigen dennoch ein bisschen von ihrem Kummer abzulenken, schauen wir uns von morgens bis abends gemeinsam Liebesfilme an. Während sich Viana alle drei Sekunden die Tränen von den Wangen wischen muss, halte ich sie fest in meinen Armen umschlossen und vermittele ihr das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.

Über das, was auf der Party von Betty passiert ist, reden wir jedoch kein einziges Mal.

„Muss ich wirklich gehen, Lias?", reißt mich Viana mit ihrem niedlichen Hundeblick in die Realität zurück. Eigentlich wollte sie heute erneut die Schule schwänzen, aber ich habe sie dazu gezwungen, den Hintern aus dem Bett zu bewegen. Sie kann schließlich nicht ewig vor ihren Problemen weglaufen und muss stattdessen lernen, sich ebendiesen zu stellen.

„Ja, musst du!", erwidere ich deshalb streng. „Du hast eine ganze Woche im Bett verbracht. Das war eindeutig lange genug!"

Außerdem muss ich endlich an meinem Plan, Viana zurück zur Liebe zu verhelfen, weiterarbeiten. Wegen dieser sieben Tage, in denen wir uns bloß schweigend Filme angeschaut haben, fehlt mir ziemlich viel Zeit, um der Brünetten zu helfen.

Eigentlich wäre es nur gerecht, wenn wir diese Woche dann nachholen, aber diesen Vorschlag hebe ich mir lieber für einen anderen Tag auf. Jetzt gerade ist es nämlich viel wichtiger, Viana dazu zu bringen, über ihren Schatten zu springen und den Schulhof zu betreten.

„Die Leute werden reden, Lias", versucht die Braunäugige erneut, aus dieser Situation zu fliehen. „Über mich und sicherlich auch über uns."

„Na und?", frage ich sie verständnislos. „Dann sollen sie halt reden. Komm jetzt!"

Ich greife nach Vianas Hand und verflechte ihre kalten Finger mit meinen. Sofort kann ich das Zittern ihres Körpers spüren.

„Hey." Vorsichtig lege ich einen Finger unter ihr Kinn, damit sie mich wieder mit ihren süßen Teddybäraugen anschaut. „Du bist nicht alleine. Ich bin bei dir, Viana", versuche ich ihr Mut und Rückhalt zu vermitteln. „Zusammen schaffen wir das. Versprochen!"

Zwar lässt das Zittern ihres Körpers nicht nach, aber wenigstens heben sich ihre Mundwinkel minimal an.

„Oh mein Gott! Habe ich das gerade richtig gesehen?", frage ich sie erstaunt – und auch eine Spur zu übertrieben. „Du kannst noch lächeln? Das ist ja der Wahnsinn!" Mit jedem Wort, das meine Lippen verlässt, wird Vianas Grinsen breiter.

Sie ist so wunderschön, wenn sie lacht.

„Hör auf damit!", beschwert sich meine Gegenüber einen Atemzug später bei mir. Gleichzeitig versucht sie, mit Mühe und Not ihr Grinsen vor mir zu verbergen. „Ich mache doch gar nichts", behaupte ich und setze einen unschuldigen Blick auf, was zur Folge hat, dass die Brünette leise kichert.

In diesem Moment wird mir zum ersten Mal richtig bewusst, dass ich Viana vermissen werde, wenn dieser eine Monat zu Ende ist.

Ich habe mich schon so daran gewöhnt, sie zu trösten oder mit ihr herumzualbern, dass ich das eigentlich gar nicht mehr missen möchte. Auch ihre Nähe, ihre Berührungen und vor allem ihr Lächeln werden mir fehlen.

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