15 - Der Deal

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Lias' POV

Um ehrlich zu sein habe ich absolut keine Ahnung, ob das, was ich gerade tue, überhaupt erlaubt ist.

Darf ich einen Menschen mit in den Himmel nehmen?

Leider gibt es kein Regelwerk, in dem ich die Antwort auf diese Frage nachlesen könnte, weshalb ich gezwungenermaßen meinem Bauchgefühl vertrauen muss. Dieses Gefühl sagt mir, dass es richtig war, Viana mitgenommen zu haben.

So traurig und verletzt wie sie war, hätte ich sie unmöglich alleine lassen können.

„Wo-Wo sind wir hier?", stammelt die Brünette verwirrt, als sie wenige Minuten später wieder zu Sinnen kommt. Vorsichtig setzt sie sich auf und reibt sich über die Schläfen. „Mein Kopf brummt wie ein Presslufthammer. Das fühlt sich gerade schlimmer als Migräne an", stöhnt sie.

„Ich bringe dir ein Glas Wasser", biete ich sofort meine Hilfe an und eile in die kleine Küche, die an meiner Kommandozentrale angrenzt.

Vermutlich sind die Kopfschmerzen eine Nachwirkung von der Reise in den Himmel. Sicherheitshalber habe ich Viana ein Schlafmittel verabreichet, da ich nicht genau wusste, wie und ob sie diese Reise überstehen würde. So lange es aber nur bei den Kopfschmerzen bleibt, ist alles okay.

„Hier." Ich reiche Viana das Glas und beobachte sie dann dabei, wie sie das Wasser in nur zwei Zügen leert. „Bekomme ich noch ein Glas?"

„Natürlich."

Kopfschmerzen und Durst sind eine merkwürdige Kombination an Nebenwirkungen. Na ja, wenigstens sind das zwei Symptome, die man gut behandeln kann. Würde Viana zum Beispiel ein dritter Arm wachsen, wären meine Fähigkeiten deutlich mehr gefordert.

Mit dem aufgefüllten Wasserglas in der Hand gehe ich zu der Brünetten zurück. Anders als noch vor ein paar Minuten hockt sie nicht mehr im Schneidersitz auf dem Boden, sondern hat es sich auf meinem Schreibtischstuhl bequem gemacht. Angetrieben von der Neugierde wirft sie nun einen Blick auf meinen Computer, der alle drei Sekunden einen neuen Liebeswunsch ankündigt.

„Was ist das?", möchte Viana daraufhin mit einer Mischung aus Interesse und Skepsis wissen. „Etwa eine Dating-App?" Sie runzelt die Stirn. „Ganz ehrlich? Das hast du nicht nötig, Lias. Du bist schließlich verdammt attraktiv. Vielleicht auch verrückt, aber trotzdem hübsch."

Moment mal! Soll das ein Kompliment sein?

Mit meinen blonden Locken, den grasgrünen Augen und den vielen Sommersprossen habe ich mich selber nie als verdammt attraktiv wahrgenommen. Um ehrlich zu sein war mir mein Aussehen auch immer egal, da mich sowieso niemand zu Gesicht bekommen hat.

Viana ist demnach der erste Mensch, der mich als attraktiv bezeichnet.

Vermutlich sollte ich mir nicht allzu viel auf ihr Kompliment einbilden, aber irgendwie fühle ich mich dennoch geschmeichelt.

„Lias?" Bei der Erwähnung meines Namens zucke ich zusammen. „Hm?", grummele ich dann und hebe den Blick. Die Braunäugige starrt misstrauisch auf den Computerbildschirm, ehe sie mit verstellter Stimme säuselt: „Ich habe mich in den Freund meiner Schwester verliebt. Auch wenn es mich vielleicht zu einem schlechten Menschen macht, wünsche ich mir, dass er meine Gefühle erwidert."

Solche Wünsche sind keine Seltenheit. In all den Jahren, in denen ich nun schon der Gott der Liebe bin, bestand tatsächlich der Großteil der Sehnsüchte darin, dass sich eine bereits verliebte Person entliebt und dann wieder neu in den jeweiligen Wunschabsender verliebt.

„Das ist keine Dating-App, oder?" Viana schaut mich aus großen Augen an. „Du hast die Wahrheit gesagt. Du-Du bist-" Sie schafft es nicht, ihren Satz zu Ende zu bringen, weshalb ich diesen Part übernehme. „Ganz genau. Ich bin Amor – der Liebesgott", bestätige ich ihre Vermutung lächelnd.

Amor mit BasecapWo Geschichten leben. Entdecke jetzt