Vianas POV
*Zwei Jahre zuvor*
Als ich an jenem Tag nach Hause kam, spürte ich sofort, dass etwas anders war. Ich wurde nämlich weder von einem bellenden Flocke noch von meinen streitenden Adoptiveltern empfangen.
Im Laufe der Zeit hatte ich mich daran gewöhnt, dass mich Layla und Thomas nur adoptiert hatten, um in dem Ansehen ihrer reichen Freunde zu wachsen. Mit elterlichen Gefühlen oder gar der Liebe hatte das nichts zu tun gehabt.
Nichtsdestotrotz war ich ihnen dankbar dafür, dass ich ein Dach über dem Kopf hatte, mit Essen versorgt wurde und mir sogar ein Haustier aussuchen durfte.
„Layla? Thomas?", rief ich lauthals durch das Haus. „Ich bin wieder da!"
Es folgte keine Antwort.
Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend tapste ich in die Küche. Anders als gewöhnlich war alles blitzeblank aufgeräumt. Selbst der rote Weinfleck auf dem weißen Teppich war nicht mehr da.
„Layla? Thomas?", versuchte ich es erneut.
Hatte ich etwa einen wichtigen Termin verpasst? Schnell warf ich einen Blick auf den Kalender, der neben der Tür hing, doch alle Spalten waren leer. Wenigstens hatte ich nicht wie letztes Jahr Thomas' Geburtstag vergessen. Ein zweites Mal würde er mir das sicherlich nicht verzeihen.
Ich ging weiter in das Wohnzimmer. Irgendwo mussten mir meine Adoptiveltern doch eine Nachricht hinterlassen haben. Alles andere wäre untypisch für ihr kontrollmäßiges Verhalten.
Tatsächlich fand ich auf dem Wohnzimmertisch einen abgerissenen Papierfetzen. Mit leiser Stimme las ich: „Hallo, Viana. Wir haben beschlossen, Flocke wieder in ein Tierheim zu geben. Er stinkt einfach zu sehr. Spar dir bitte die Mühe und versuch erst gar nicht, nach ihm zu suchen, denn du wirst ihn nicht finden. Ach ja, wir werden übrigens spontan für eine Woche in die Karibik fliegen und Urlaub machen. Geld liegt im Flurschrank. Bis bald. Layla und Thomas."
Nein! Das konnten sie mir nicht antun! Sie konnten mir doch nicht einfach meinen einzigen Freund wegnehmen!
Zum gefühlt hundertsten Male an diesem Tag brach ich in Tränen aus.
Wie viel Schmerz musste ich denn noch aushalten, bis dieser Albtraum enden würde?
„Flocke", schluchzte ich verzagt den Namen meines Hundes. Er konnte nicht weg sein – das ging nicht!
Geplagt von der Verzweiflung irrte ich durch das ganze Haus, doch von Flocke war weit und breit keine Spur. Nicht einmal sein Körbchen oder seine Futternäpfe konnte ich finden. Es war, als hätte er niemals existiert.
Und das war der Moment, in dem mir wieder einmal schmerzlichst bewusst wurde, dass ich alleine war.
DU LIEST GERADE
Amor mit Basecap
FantastikEr ist der Gott der Liebe. Sie ist ein Mädchen, das der Liebe abschwören möchte. Kann Lias es schaffen, Viana ganz ohne seine Pfeile zurück zur Liebe zu verhelfen? 💘Cover: kaynothanks