Prolog

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Rose

,,Wir denken selten an das, was wir haben, aber immer an das, was uns fehlt."
Arthur Schopenhauer

Erst heute habe ich verstanden, was Herr Schopenhauer damit ausdrücken wollte. Ich musste etwas verlieren, elendig leiden, mich Tag für Tag durchquälen, um zu verstehen, was dieser Satz wirklich bedeutet. Denn es ist wahr. Ich denke täglich an den Menschen, den ich nicht haben kann. Täglich, stündlich, minütlich, denke ich darüber nach, wie es wäre, diesen Menschen um mich zu haben. Wie es wäre seine Lache, die ozeanblauen Augen zu sehen. Die weiche Haut zu berühren. Die Wärme zu spüren, die er ausstrahlt. Das Schlagen seines Herzens unter meinen Fingerspitzen zu spüren. Doch dies blieb mir alles vehement verwehrt. Denn dieser Mensch lebt nicht mehr. Dieser Mensch ist gestorben. In meinen Armen.

Aber in dieser Geschichte gibt es noch einen weiteren Menschen. Neben dem, den ich euch gerade erzählt habe. Es gibt noch eine weitere Person, die im Schatten steht. Sie schwebt über allem. Wie ein dunkler, gefährlicher Schatten, der mich, uns alle verfolgt. Auf Schritt und Tritt. Eine Person, die ich über alles liebe. Und dennoch über alles hasse.

Ich denke, ihr werdet von mir enttäuscht sein. Geschockt. Genauso wie er. So sehr, dass er mich verlassen wird. Aber das ist in Ordnung. Er weiß nicht, dass ich es weiß. Ich weiß nicht wie, ich weiß nicht wann, aber ich weiß, dass er mich verlassen wird. Die Umstände sind mir eigentlich schnurzpiepegal. Ich will nur noch, dass er es durchzieht. Damit ich endlich wieder diesen stumpfen, betäubenden Schmerz verspüren, der mich durchgehend daran erinnert, dass ich noch am Leben bin. Und nicht ein gefühlsloser Zombie bin. Ich muss dafür bestraft werden. Für dieses Geheimnis. Wie ich einst gesagt habe gesagt. Evan hat Geheimnisse. Ich habe Geheimnisse. Vielleicht sind seine Geheimnisse größer als meine. Vielleicht aber auch nicht.

Meins ist größer. Meins ist riesig. Es ist so riesig, dass es ein wahres Wunder ist, dass es so lange unentdeckt bleib. Denn meines ist ein echter, lebendiger Mensch. Mit schlagendem Herzen, pulsierenden Adern und zutiefst verletzten Gefühlen. Ein Mensch mit einer vergewaltigten Seele. Und wisst ihr, wer seine Seele vergewaltigt hat? Ja....

Ich. Ich war es. Ich habe ihn ausgenutzt. Ich habe ihn verletzt. Ich habe ihm bei lebendigen Leibe das Herz aus der Brust gerissen und dieses zerstückelt. In tausend Teile. Ich bin daran Schuld. Ich bin Schuld an der Version, die er heute ist. Ich bin Schuld an dem Monster, was Logan heute ist. Ihr fragt euch, in welcher Beziehung ich mit Logan stehe? Und was zwischen uns geschehen ist? Lest! Lest doch einfach los! Niemand hindert euch daran!

Doch lässt euch gewarnt sein. Durch diese, etwa 50.000 Wörter werdet ihr mich in einem anderen, völlig veränderten Licht sehen. Ihr werdet die Hülle des braven, süßen Mädchens durchschauen und das wahre, gemeine Monster darunter erkennen...

Faithful secrets Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt