Chapter 5 - Bruder, Bruder, Bruder

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Rose

,,Setzen Sie sich Miss Peterson." Mit pochendem Herzen, trockenen Mund und schwitzigen Handinnenflächen setzte ich mich in den weichen, hellgrauen Designersessel, der vor Mr. Williams gläsernen Schreibtisch stand. Er lehnte sich mit verschränkten Armen gegen den Tisch. Er starrte eine Sekunden auf meinen kleinen Bauch. Es waren zwar nur wenige Augenblicke, doch für mich fühlten sie sich wie Ewigkeiten an. Ich hasse es. Die Leute werten mich sofort ab. Wenn sie meinen kleinen Bauch sehen. Weil ich schwanger bin und jung bin. Ich kann auch nichts dafür, ich hab mir das nicht ausgesucht, okay?! Ähh... Irgendwie kann ich schon was dafür, aber ihr wisst bestimmt, was ich meine! Für meine frühe Schwangerschaft musste ich mir im Büro schon viele gemeine, besserwisserische Ratschläge anhören. Und ab und zu habe ich einen auch echt verletzenden Spruch gedrückt bekommen.

,,Ich bin froh, dass Sie es einrichten konnten Miss Peterson. Tee? Wasser?" ,,Nein, danke..." Verdammt. Meine Stimme klang wie die eines eingeschüchterten, kleinen Schulmädchens. Vielleicht lag das daran, dass ich quasi noch ein kleines Schulmädchen und eingeschüchtert war. Immerhin stand ein millionenschwerer Verlagschef vor mir. ,,Gut, ich sehe, Sie wollen zur Sache kommen. Kein Problem. Ihr Amerikaner wollt immer alles sofort wissen, wir Briten sind da entspannter", lachte er amüsiert. Er nahm einen Stapel an Papiere in die Hand, die er möchte. ,,Wie Sie wissen, geht im Dezember Ihr Jahrespraktikum zu Ende. Wahrscheinlich haben Sie sich auch schon gefragt, was jetzt kommt. Stimmt's?" Er hob grinsend eine graue Augenbraue. Ich nickte leicht. Rieb die Hände an meinem Wollkleid trocken.

,,Ich denke, Sie wissen, dass ich weiß, dass Sie schwanger sind. Und ja, ich bin ehrlich, Sie hätten nach dem Jahr Ihre Sachen packen müssen..." Er machte eine Pause. Fuck. Ich glaube, ich entsprach gar nicht seinen Erwartungen so wie es klingt... Mir wurde ganz schwummrig. Will ich wissen, was er nun als Nächstes sagt?

,,Unter Ihren Umständen... Es wäre unverantwortlich Sie nun auf die Straße zu setzen. Ich weiß, es wäre normalerweise nicht meine Aufgabe Sie zu betreuen, aber Sie sind so jung und meinem Sohn so unendlich wichtig..." Er wirkte etwas melancholisch. ,,Deswegen habe ich mich dazu entschieden Ihnen eine Ausbildung anzubieten. Sie sind sehr gut. Nicht nur laut David, der Sie in den höchsten Tönen lobt, sondern auch von Ihren Noten und Referenzen. Das wäre quasi ein Duales Studium. Sie verdienen mehr, als im Praktikum, was Ihnen vielleicht wenigstens eine Last nimmt, immerhin..." Er zeigte mit dem Blick auf meinen Bauch. ,,Außerdem sind Sie sehr qualifiziert für den Job. Sie würden ab sofort nicht mehr als Assistentin arbeiten, sondern Manuskripte lesen, rezensieren, Inhaltsangaben schreiben und diese dann an Ihren Vorgesetzten schicken. In dem Fall wäre das mein Sohn. Und wenn ihm eine Zusammenfassung anspricht, besprechen wir dieses Manuskript in den Meetings. Wie wäre das? Die Studienkosten werden bei unserem Dualen Studium zur Hälfte übernommen. An Ihrer Stelle würde ich es vorziehen hier zu bleiben, aber Sie können jederzeit, wenn Sie nach der Geburt zum Beispiel bei Ihrer Familie sein wollen, wegen Hilfe aufgrund der Kinderbetreuung, können Sie auch ruhig zurück nach New York. Wir sind da flexibel. Was sagen Sie dazu Miss Peterson? Passt Ihnen das? Sind Sie bereit für diese Konditionen weiterhin für uns zu arbeiten?"

Mr. Williams konnte sein Grinsen am Ende nicht mehr verstecken. Denn je breiter meines würde, desto stärker war seines zu sehen. ,,Ja! Oh mein Gott, Mr. Williams, ich habe keine Ahnung, wie ich Ihnen danken soll... Ich hatte schlaflose Nächte wegen dem Praktikum und meinem Baby..." Mir kamen fast die Tränen. So glücklich war ich. ,,Mein Sekretär geht dann mit Ihnen den Vertrag durch. Okay?" Ich stand langsam auf. Er begleitete mich noch zur Tür. ,,Ich weiß wirklich nicht, wie ich Ihnen danken soll..." Mr. Williams lachte auf. Er legte eine Hand auf meine Schulter. ,,Danken Sie mir, in dem Sie meinen Sohn weiterhin so gut den Kopf waschen. Er stellt viel weniger an, seit er Sie kennt. Und eine Bedingung habe ich noch." ,,Ja...?" Ich sah ihn ängstlich an. Was kommt denn jetzt noch? Irgendein schlimmes Aber? ,,Sie müssen mir mal Ihr Kind zeigen, wenn es auf der Welt ist. Ich will sehen, wie die Patentochter meines Sohnes aussieht." Ich lachte auf. Ein Stein fiel von meinem Herzen. Wenn's nur das ist. ,,Auf jeden Fall, mach ich!"

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