Evan
Ich streckte mich. Mein Rücken knackte hörbar. Alles in mir schrie nach Kippe. Ich brauchte eine Zigarette. Dringend.
,,Gib mir auch eine." ,,Ich dachte, du hast aufgehört", murmelte ich mit einer glühenden Zigarette zwischen den Lippen. Jonathan zuckte mit den Schultern, zog seine Maske unter das Kinn und nahm sich eine aus meiner Schachtel. ,,Ich bin Gelegenheitsraucher", meinte er trocken. Ich legte den Kopf in den Nacken und stieß ein Lachen aus. Jonathan und Gelegenheitsraucher? Das ist wie zwei verschieden farbige Turnschuhe an den Füßen. Im Augenwinkel bemerkte ich die Crew des Flugzeuges. Unteranderem auch die eine hübsche Flugbegleiterin, die mich ständig wegen meiner Maske ermahnt hatte. Nach der 7. Stunde Flug hat sie es dann einfach gelassen, weil man mich in solchen Dingen eh nicht belehren kann. Wenn ich Luft brauche, dann brauche ich sie. Und dann braucht mich auch niemand alle zwei Minuten daran zu erinnern, dass ich meine Maske über die Nase ziehen soll. Denn sobald die Person sich umdreht ist sie schon wieder unten. Apropos Corona... Fuck, gleich muss ich noch einen Test bei der Einreise machen...
,,Nase oder Mund?" ,,Nase", brummte ich genervt und zog meine Maske runter. ,,Kopf in den Nacken." Urghh. ,,Suchen Sie nach meinem Gehirn?", grunzte ich mit verzogenem Gesicht. Alter, war das ekelhaft. ,,Welches Gehirn?!", gaggerte Jonathan neben mir. Arsch. Ich zeigte ihm den Mittelfinger, weswegen der ältere Mann, der gerade das Innere meiner Nase vergewaltigte, nur amüsiert lachte. ,,Das war's schon." Verstört nickte ich nur und zog meine Maske hoch. Diesmal über meine arme Nase.
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,,Entschuldigung, wissen Sie, wo sich das Cheval Three Quays befindet?" Der Polizist sah mich wie ein Auto an. ,,Wie bitte? Ich hab Sie nicht verstanden?" Will der mich verarschen?! Okay, ich habe einen starken amerikanischen Akzent, aber dennoch spreche ich dieselbe Sprache wie er! ,,Können Sie uns verraten, wo das Cheval Three Quays sich befindet? Das Hotel direkt beim Tower?" Der dicke Mann nickte. ,,Sie gehen einfach geradeaus und nach etwa 300 Metern, biegen Sie links ein." ,,Danke."
Ich packte Jonathan am Arm, der bereits Fotos wie ein Touri schoss. Aber wir sind nicht aus Vergnügen hier. Wir sind hier wegen meinem Kind. Und meiner Rose. Die hoffentlich nicht auf diesen Idioten von David reingefallen ist... Der schwänzelt um sie herum, als hätte er es richtig nötig. Ich wette mit euch, der lullt sie total ein, wiederholt in Dauerschleife, was für ein Arschloch ich doch sei und schaut mit ihr Liebesschnulzen. Und tröstet sie, wenn sie heult. Aber irgendwann, das spüre ich, nein, ich weiß es, da kommt der Tag, an dem er sich so einschleimt, sodass Rose freiwillig ihre Beine für ihn öffnet. Er wird sie genau dann ausnutzen, wenn sie am schwächsten ist. Wie Jay... Dieser Bastard...
,,Bruder machst du einen auf Sherlock Holmes oder was?" Ich warf meinem besten Freund einem genervten Blick zu, während ich um die Ecke spähte. ,,Ich will nicht, dass sie uns sieht! Zeig mir nochmal den Snap." Jonathan reichte mir sein Handy. Warum snapt Rose eigentlich mit Jonathan? Zu sehen war ein Restaurant. Genau genommen die Speisekarte des Florentine Restaurant & Bar. Ich muss dahin! Ich muss sie sehen! Aber ich kann auch nicht einfach in das Restaurant schneien und sie mit meinem bloßen Anblick überwältigen. Nein, ich muss das geschickt gestalten... Irgendwie...
,,Kaffee?" ,,Sei mal leise", fuhr ich Jonathan zusammen, der sterbensgelangweilt war. ,,Da! Da ist sie!" Aufgeregt zeigte ich auf sie. Rose trat lachend auf die Straße. Zwei Männer folgten ihr. Und eine Frau. Die zwei Männer hätte ich unter Tausenden erkannt. Die zwei Junior Chefs des Verlags. Die andere, ebenfalls blutjunge Frau hatte den Arm um den Italiener Robinson Young geschlungen. Aha, ich hab zwar nur Gerüchte über sein wildes Liebesleben gehört, aber nun habe ich die Bestätigung, dass es stimmt. Wehe, dieser arrogante Schnössel wirft ein Auge auf meinen Engel. Ein Typ, der auf sie geiert, reicht mir schon.
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Faithful secrets
Teen FictionBand 3 Rose flüchtete nach London. Nachdem, was Evan ihr angetan hatte, musste sie weg von Amerika. Weg von ihm. Für sie stand fest, dass sie das Baby in ihrem Bauch, alleine großziehen würde. Denn sie wollte nie wieder etwas von Evan McBrowne hören...