Chapter 19 - Die Hoffnung stirbt zuletzt

40 6 0
                                    

Evan

Ich schluckte schwer. Mein Herz wurde schwerer. Es rutschte mir fast in die Hose und knallte auf dem harten Boden auf und zerbarst in tausend Teile. Es war ein Schlag ins Gesicht. Sie mit ihm zu sehen. Bedrückt stand ich am Herd. Rührte besorgt das Ei um, so schnell und hektisch, dass aus Rührei eher ein Eischleim wurde. Es juckte mir in den Fingern. Alles in mir schrie danach meine Hand in eine Wand zu hauen. Oder auf Holz....das knackt so schön... Aber ich muss mich konzentrieren. Tief durchatmen und zählen. So wie es mein Therapeut mir geraten hat. Meist hilft diese Technik sogar, ich komme runter. Doch dieses Mal? Es machte mich nur noch nervöser. Ich wollte sie aufhalten. Und gleichzeitig auch nicht. Immerhin hat sie mir verheimlicht, dass sie einfach einen Bruder hat!!

,,Soll ich helfen?" Meine Stimme war kaum hörbar. Mein Hals war staubtrocken. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Er hatte meine Rose. Sie war seins. Ich habe sie verloren. Ich habe die Mutter meines verstorbenen Engels verloren. Ich habe die erste und einzige Frau verloren, die ich je, mit ganzen Herzen liebte. ,,Nicht nötig", presste Rose teilnahmslos heraus, während sie ihre Sachen im Wohnzimmer einsammelte. David schleppte bereits volle Umzugkartons. ,,Rose..." ,,Was?"

Sie schwang herum. Blickte mich erwartend an. ,,Was ist denn?" Nein, ich konnte sie nicht anflehen. Oder? Ich will nicht alleine sein... Denn wenn sie weg ist... Oh Gott, ich will gar nicht daran denken, was mir die Stimmen in meinem Kopf diesmal zuflüstern und raten... Und dann tat ich etwas, was ich noch nie tat. Ich sank direkt vor ihr auf die Knie. Und bettelte tatsächlich unwürdevoll.

,,Rose, ich verzeihe dir. Ich wollte dich nicht anschreien, geschweige denn rausschmeißen. Du kennst mich doch gut... Du weißt, dass ich Scheiße labere, wenn ich wütend bin, so bin ich eben... Bitte, ich will nicht, dass du gehst. Nicht zu ihm. Bleib bitte bei mir, wir finden einen gemeinsamen Weg, ich verspreche es dir. Ich werde meine Gewohnheiten ändern. Alleine bin ich dazu nicht imstande, aber mit deiner Hilfe, können wir zusammen..."

Sie unterbrach mich. In dem sie unbeeindruckt meine Hände von ihrer Taille versuchte zu schieben. Ergebnislos. Ich krallte mich um so fester an sie. ,,Evan, lass mich los, ich muss runter zu David", murmelte sie entnervt. ,,Rose ich bitte dich... Mit dir ist alles so bunt, hell. Aber ohne dich ist es in meinem Kopf so unendlich dunkel und kalt..."

Nun seufzte sie nachsichtig, laut auf. Sie strich pragmatisch durch meine Haare, als würde das irgendwie meinen Schmerz lindern können. ,,Evan ich muss gehen. Ich kann dir nicht mehr helfen. Wir haben das oft genug durchgespielt, wir wissen immer ganz genau, wie es endet. Nur die Wege, wie wir zum jehen Ende kommen, sind divers. Ich habe keine Kraft mehr es erneut zu versuchen. Ich möchte einen Partner, der mich nicht nach dem Sex am nächsten Morgen anschreit oder mir Vorwürfe macht, zu einem Thema, von dem er keinerlei Ahnung hat. Ich möchte, dass du dich in Zukunft von mir und David fernhälst. Wir alle brauchen Abstand, okay? Ich habe Mitleid mit dir, ja, das stimmt, aber ich kann dich nicht retten, das kannst nur du selbst. Ich war nie dazu verpflichtet dich zu retten und dennoch habe ich es oft genug getan, das ist jetzt vorbei. Leb wohl Evan."

Sie entzog sich meinem Klammergriff. Ich versuchte noch, wie ein kleines Baby seine Mama, nach ihr zu greifen, doch sie hatte sich bereits zu weit von mir entfernt. Sie entglitt mir. Ganz knapp. Ich sah ihr noch hinterher. Sie betrat den Fahrstuhl, in dem ihr neuer Freund bereits stand. Heiße Tränen bahnten sich ihren Weg in meine Augen. ,,Rose..." ,,Evan..." Sie schluckte schwer, verdrückte sich ebenfalls Tränen, doch behielt ihre eiskalte Maske weiterhin auf. Solange, bis sich die Fahrstuhltür schloss und unsere Gesichter zu bloßen Erinnerungen im Kopf des jeweils anderen wurden.

Faithful secrets Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt