Rose
Ich nahm einen Schluck von Tee. Beobachtete scharf die Bewohner dieses Apartments beim Frühstück. ,,Und du brauschst wirklich nischts?", fragte Evan nochmal mit vollem Mund. Nur deine Hände auf mir und die Zunge zwischen meinen Beinen, aber ja, sonst geht es mir gut. Ich schüttelte den Kopf, stellte die leere Tasse in die Spülmaschine und verschwand das letzte Mal auf dem Klo. Verdammt, ich hätte echt nicht so viel Tee vor der Abfahrt trinken dürfen...
,,Ich muss los. Mein Taxi kommt gleich. Schönen restlichen Sonntag euch allen!" Ich winkte Aiden, Lukas, Evan und Cassidy zu, ehe ich durch die Tür schlüpfte.
Kaum war ich draußen, da atmete ich tief die kühle Septemberluft ein. Die Blätter fielen, der Wind wurde frischer und es sind schon die ersten Zierkürbisse auf den Fensterbänken zu sehen. Es ist eindeutig Herbst. Meine liebste Jahreszeit. Ich liebe es einfach. Eingemummelt, in einer dicken, flauschigen Decke, aus dem Fenster zu sehen. Den Regen gegen das Fenster prasseln zu hören, dabei einen warmen Tee zu trinken und Halloween Kürbisse zu schnitzen. Oder einfach die goldenen Herbsttage mit langen Spaziergängen ausgiebig zu genießen. Vorzugsweise mit einem Mischlingshund, der nicht genug von Blätterhaufen bekommt und sich darin liebend gerne wälzt, bis sein Fell nur noch aus den buntesten Blättern besteht. Kaum zu glauben, dass ich in weniger als 5 Monaten ein Baby in meinen Armen halten werde. Dann, wann die ersten Bäume anfangen Blätter zu bekommen, die Sonne den letzten Schnee schmilzt und darunter tapfere, lebenswillige Krokusse hervorkommen. ,,Rose, warte!"
Ich schnellte augenblicklich umher. Ein braunhaariger Wischmopp stürmte auf mich zu. Und kam gerade, im letzten Moment, vor mir zum Stehen. Tiefes, schnelles Schnaufen, sturmgraue, erwartende Augen und unsicher zuckende Augenbrauen zwischen dem rauem Brummen des Motors meines Taxis.
,,Ich...ich..." Evan spielte verlegen mit den Bändeln seines grauen Hoodies mit großen Print. ,,Ich will dich nach New York fahren." Was ist jetzt in den gefahren? War irgendwas im Müsli, das er noch soeben genüsslich gekaut hatte? War das ernst? Oder wieder eine seiner leeren Versprechungen und am Ende würde ich dann doch mit einem Taxi fahren müssen? Nur mit einer Laune, die sich im Keller befindet? ,,Ich will dich etwas begleiten. Dich und Zea", murmelte er ruhevoll. ,,Mich und Zea?" Meine Stimme war erstaunlich gelassen. Nein, stopp, ich war generell erstaunlich gelassen. Evan nickte. ,,Ich meine, auch wenn ich in einer Beziehung bin, können wir ja Freunde bleiben... Für Zea. Dann hat sie wenigstens eine Mum und einen Dad, die miteinander auskommen. Naja, ansatzweise..." ,,Okay." ,,Okay?" ,,Okay."
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,,Und wo genau?" ,,Da abbiegen." ,,Wo da?!" Evan sah mich entnervt an. Je näher wir an die Kreuzung kamen, desto panischer wurde er. ,,Roseeeeee! Wohiiiiin?!" ,,Nach rechts!", kreischte ich grinsend zurück. Puh. Zum Glück hat er die richtige Einfahrt genommen. Wir bogen nach rechts, in die Seitengasse ein. Evans schwarzes Auto kam zum Stehen. Sein Auto, in dem drei Duftbäume am Rückspiegel bendeln, die bei rasanterer Fahrt unglaublich nerven. ,,Vielen lieben Dank für's Fahren." ,,Darf ich noch kurz mit hoch?", kam unverblümt, wie aus der Pistole geschossen von ihm. ,,Wenn du willst..."
Ich ließ mich lachend auf das große, weiche Hotelbett fallen. Evan landete nur wenige Sekunden ebenfalls mir Gelächter neben mir. Und so lagen wir da. Rücken gebettet auf den teuersten Laken, die Fingerspitzen leicht berührend, den Blick an die hohe, weiße Decke gerichtet.
,,Weißt du, manchmal spüre ich sie schon treten." ,,Wirklich?" ,,Mhm" machte ich stolz. Dafür, dass ich nie Kinder wollte, verspürte ich nun fast die ganze Schwangerschaft über die größten Muttergefühle. Ich meine, nach dem mir ausführlich erklärt wurde, wie eine Abtreibung abläuft, da war mir klar, dass ich das nicht durchziehen kann und werde. Also ließ ich mich darauf ein und siehe da? Ich liebe meine Tochter, jede ihrer Bewegungen macht mich stolz wie Wonne und pure, ungefilterte Glückshormone jagen durch meinen Körper, sobald sie gegen die Bauchdecke tritt.
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Faithful secrets
Teen FictionBand 3 Rose flüchtete nach London. Nachdem, was Evan ihr angetan hatte, musste sie weg von Amerika. Weg von ihm. Für sie stand fest, dass sie das Baby in ihrem Bauch, alleine großziehen würde. Denn sie wollte nie wieder etwas von Evan McBrowne hören...