Chapter 25 - Zu Füßen liegende Rose

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Rose

Ich rollte mich auf die Seite. Beobachtete den schlafenden Evan genau. Fuck, er ist so schön... Ich zückte mein Handy und schoss von diesem Mann ein Foto. Ehe ich mich aufsetzte. Kai sprang miauend auf's Sofa, auf dem wir geschlafen hatten. Er tapste unruhig hin und her. Der arme Kerl schien Hunger zu haben. Na gut... Ich stand auf und befüllte dem kleinen Racker seinen Napf. Genauso wie Cookies. ,,Rose?" Huh?

Ich drehte mich um. Evan hatte sie aufgesetzt. Rieb sich gähnend über die Augen. ,,Was machst du?" ,,Ich hab unsere Haustiere gefüttert." Ich krabbelte zu ihm. Setzte mich neben ihn. Ey, das ist so unfair. Warum kann ich nicht nach dem Aufwachen so heiß aussehen? Ich sehe da immer wie ein Scheißhaufen aus. Evan's Haar fiel perfekt, die leicht müden Augen wirkten geheimnisvoll. Dazu seinen umwerfenden, tätowierten Körper und die nicht zu übersehende morgendliche Erektion. Er strich mir eine Strähne hinters Ohr. ,,Morgen übrigens", grinste er frech und drückte einen Kuss auf meinen Mund. Warum kann er so küssen? So gefühlvoll? So innig? So leidenschaftlich? Seine Hand fuhr durch mein Haar. ,,Kann es sein, dass du...geil bist?" Er zuckte kühl mit den Schultern. ,,Schon. Gestern wollten wir ja, aber wegen meinen Kreislaufproblemen ging es ja nicht.'' Pfff, gutes, starkes Argument auf jeden Fall. ,,Wollen bedeutet aber nicht können." ,,Warum denn das?" Er sah mich fragend an. Legte den Kopf schräg. ,,Ich hab meine Tage. Und sterbe vor Bauchschmerzen." ,,Oh nein, oh mein Engelchen..." Evan zog mich sofort in eine warme Umarmung. ,,Weißt du was? Du bleibst liegen und ich mache dir eine Wärmeflasche und Frühstück im Bett?" ,,Okay, aber vorher gehe ich ganz schnell duschen. Ich bin in 5 Minuten fertig!"

,,Tatata!" ,,Oh vielen Dank. Richtiger Service." Evan reichte mir zuerst die Wärmeflasche und dann das Tablett voller Essen. Er ließ sich neben mich auf das Bett fallen, auf das ich umgezogen war. Rollte sich auf den Bauch und stützte den Kopf auf den Händen ab. Die Beine baumelten in der Luft. ,,Guten Appetit." ,,Willscht du nischt?", nuschelte ich mit vollem Mund. Gott, war der vegetarische Speck gut... Richtig knusprig! Ich bedankte mich bei ihm mit einem Kuss. ,,Hast du toll gemacht." ,,Freut mich, dass ich dir eine Freude machen konnte. So sehr ich mir wünschte, dir weiter beim Essen zuzusehen, ich muss zur Arbeit. Warum bist du eigentlich nicht schon längst arbeiten?" ,,Und warum gehst du Sonntagnachts feiern, wenn du am nächsten Tag arbeiten musst?! Ich dachte, du hast frei! So wie ich!", rief ich geschockt. Das kann doch nicht Evans Ernst sein! Der kann doch nicht noch zur Arbeit, wenn er die ganze Nacht auf war! Okay, er hat zwar den ganzen Alkohol, den er bestellt hat, nicht getrunken, aber trotzdem! Evan lachte trocken auf. Sprang vom Bett. ,,Für diesen beschissenen Job könnte ich sogar stoned sein, das würde nicht auffallen. Wenn du Lust hast, kannst du mich ja in der Mittagspause um 12 besuchen. Dieses Mal sorge ich dafür, dass du reingelassen wirst." ,,Ist auch besser für dich!"

,,Hallo?" Ich klopfte zaghaft gegen Evans Bürotür, ehe ich meine Hand schon auf die Türklinke legte, um diese nach unten zu drücken. Doch ich würde zurückgehalten. Und zwar von dem afroamerikanischen Sekretär. Er sprang panisch auf. ,,Nicht!" ,,Warum...? Hat er eine Besprechung?" Hä? Was war denn los? ,,Mr. McBrowne hat mir die Anweisung gegeben Sie nicht reinzulassen." ,,Und warum? Gibt es dafür einen Grund?" ,,Der Senior Geschäftsgeführer unterhält sich mit ihm. Mr. James McBrowne", flüsterte den junge Mann ängstlich und schob nervös seine runde, schwarze Brille höher auf die Nase. Oh nein! Ich weiß ganz genau, wer nach diesem Gespräch wieder schreckliche Albträume haben wird und in meinen Armen heulen wird, weil es ihm so beschissen geht! Nein, das mache ich nicht! ,,Nicht!" Ich drückte entschlossen die Türklinke herunter und schritt durch die Tür.

,,Was zur Hölle...?"", entfuhr mir geschockt, als ich den Raum betrat. Warum waren hier alle Stühle umgeschmissen und Schubladen ausgeleert? Und was macht James McBrowne mit hochrotem Kopf hinter Evans Schreibtisch? Und durchsucht Schubladen, in denen er nichts zu suchen hat? Und wo zur Hölle ist überhaupt Evan?!

,,Darf ich fragen, was Sie hier machen?" James sah auf. Der Mund fiel ihm fast auf den Boden. Er wurde noch röter. Ich hatte ihn also bei irgendwas Verbotenem erwischt. ,,Was suchen Sie da?!" Erst jetzt sah ich, welche Schublade er durchsuchte. Und zwar die, die immer abgeschlossen ist, weil sich darin vertrauliche Unterlagen und Evans Epipen befindet. Ja, ich glaube, das hat er euch nie erzählt, weil es ihm peinlich ist. Evan ist hochallergisch gegenüber stinknormalen Gurken. Zum Glück hab ich noch nie so eine allergische Reaktion bei ihm mitbekommen, aber wollen tue ich das auch echt nicht. Ich trat die Tür mit einem Tritt zu. Und erst da bemerkte ich ihn.

,,Evan?!" Ich kniete mich neben ihn. Warum ist der ohnmächtig?! ,,Was ist los mit ihm?! Was ist passiert?!" Ich folgte James Blick auf den Schreibtisch. Zwei halb gegessene Sandwiches lagen dort. Nur eines mit hauchdünnen Gurkenscheiben. Und ging mir plötzlich ein Licht auf. ,,Geben Sie mir diesen verfickten Epipen!" Hektisch zog sein Onkel das Ding aus der Schublade. Wie rum benutzt man denn sowas?! James McBrowne wollte schon sich rausschleichen. Mit dem Stapel Papiere in der Hand, wegen denen er hergekommen war. ,,Hier geblieben!" Ich stellte dem dicken Mann in letzter Sekunde ein Bein. Ich gab ihm einen hübschen Gehfehler, sodass er direkt im Türrahmen auf die Schnauze fiel und die Unterlagen in die Luft segelten. Sofort wurde die Tür aufgerissen. Sekretär Andie war durch das laute Poltern aufgeschreckt, als McBrowne die Länge nach auf's Maul flog. Geschieht diesem Wichser Recht.

,,Rufen Sie die Polizei und den Krankenwagen! Der darf nicht abhauen!" Ich zeigte auf James McBrowne, der sich langsam stöhnend aufrichtete. Langsam bildete sich eine Traube neugieriger Mitarbeiter um den alten Chef. Während ich hinter der Tür, auf dem Boden saß. Mit Evan's schwachen, kraftlosen Körper in meinen Armen. Ich schob zitternd seinen Hemdkragen nach unten, sodass sein Hals mit dem Nackentattoo hervor kam. ,,Sei mir nicht böse, ich hab keine Ahnung, wie man das macht." Und dann? Heute ich ihm unwissend den Epipen in den Hals.

Ein lautes nach Lufthapsen. Ein leiser Stöhner. Und eine Kopfnuss. Und ein noch lauteres Schmerzstöhnen. ,,Alter, Evan!" Ich rieb mir die Stirn. ,,Fick...di.. ch", hustete er mit roten Wangen. Er hustete nach Luft. ,,Ich wusste, warum ich dich nicht zurückholen hätte sollen. Kannst du alleine bleiben?" Evan nickte schwach. Er legte die Hand auf sein Herz und sog weiter tief nach Luft. Ich lehnte ihn gegen eine Wand, ehe ich auf die Füße kam und James McBrowne hinterher lief.

,,Wo bist du, du Bastard...?" Ich rannte verwirrt durch das Treppenhaus. Bis ich irgendwann in der Lobby ankam. Da! Da war dieses Arschloch! Nun muss ich mich echt ranhalten! Ich nahm die Beine in die Hände. Rannte noch schneller, als in allen Sportstunden meiner Schullaufbahn zusammen gerechnet. Sirenen waren zu hören. Das muss der Krankenwagen und die Polizei sein! Der entkommt mir nicht! Dieses dicke Arschloch kommt damit nicht davon! Ich stieß einen Kampfschrei aus, sodass sich alle Mitarbeiter verblüfft umdrehten. Jetzt glänzt du Rose!

Und ich schmiss mich mit voller Wucht auf James McBrowne. Wir prallten beide mitten in der Schiebetür auf den Mamorboden. Handgemänge. Es gab ein Handgemänge, wie im schlechtesten und billigsten Netflix Film. Ich riss ihm wütend die Unterlagen aus der Hand. Und trat in seinen Magen. Robbte nach draußen. Direkt vor die Füße eines jungen Cops. Hey, der hat doch im Club stichprobenhaftig die Testzertifikate kontrolliert! Bitte erkennt der mich nicht.... Auch wenn Evan und ich wahrscheinlich die nervigsten Leute waren, die er kontrolliert hat. ,,Miss Peterson, nicht wahr? So sehen wir uns wieder. Schön, dass sie mir nun zu Füßen liegen." Oh Fuck, nein. Er kennt mich doch noch... Fuck das ist echt oberpeinlich.

Faithful secrets Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt