Evan
,,Baby..." ,,Ich weiß, es sind nur Haare, aber..." Der Rest ging unter. Unter in tausenden von Tränen, quälenden Schluchzen und den kläglichen Versuchen es aufzuhalten. Es tat mir so weh. Rose's wunderschönes Haar abzurasieren. Aber lieber so, als dass sie sich Tag für Tag mehr Haare vom Kopf ziehen kann. Lieber direkt ab, dann ist es einfacher für sie. ,,Evan...ich...will das...nicht!", schluchzte sie laut. Sie rieb sich schnaufend über das Gesicht. ,,Ich weiß mein Engel. Aber es muss." ,,Ich weiß....!" Sie war am Boden. Und das ist erst der Anfang des beschwerlichen Wegs, der vor ihr liegt.
In dem Krankenhaus, wo ich sie nach der Hochzeit von unseren besten Freunden hingezehrt habe, wurde bei ihr Leukämie diagnostiziert. Man sah den klitzekleinen Knoten kaum mit bloßen Auge. Man braucht schon eine Lupe dafür. Aber laut den Ärzten ist es gut, dass er noch so winzig ist. Denn so ist ihre Chance viel höher um gesund zu werden. Und dennoch ist es jetzt schon ein schrecklicher, unfairer Kampf. Allein der Gedanke an den Krebs löst bei mir kalte Schweißausbrüche und ekelhafte Übelkeit aus. Was haben wir getann damit wir so vom Universum gestraft werden? Was hat Rose getan, damit man ihr die Eltern und die eigene Tochter wegnimmt? Was hat sie bloß getan, damit sie eine Vergewaltigung und Krebs verdient hat? Ich weiß es ehrlich nicht. Ich habe keine Antworten mehr. Ich versuche nur noch den Tag zu überstehen.
,,Schatz, komm mal her." Janett zog ihre Nichte in ihre Arme. Versuchte Rose etwas zu trösten. Doch so einfach geht das nicht. Deswegen habe ich mir was Besonderes ausgedacht. ,,Wie gesagt, ich gehe jeden Schritt mit dir mein Engel."
Rose's Kiefer fiel nach unten. ,,Evan, nein!" Sie versuchte mir den Rasierer aus der Hand zu ziehen, doch es war bereits zu spät. Ich sah zu, wie meine eigenen Korkenzieherlocken zu Boden segelten. Ich kniete mich vor sie. Reichte ihr die Maschine. ,,Jetzt bist du dran. Und wehe du lässt ein Büschel da."
Und tatsächlich. Haar für Haar, welches ich ließ, würde sie ruhiger. Konzentrierter. Und auch an Stück fröhlicher. Bis ich in einem Berg aus unseren Haaren saß. Und Janett uns filmte. Wie gesagt, ich liebe Rose Peterson. Das habe ich schon immer. Und werde es immer tun. Ich hab schon Verrückteres getan, als meine Haare abzurasieren. Die wachsen ja schnell nach. Kaum war das schrille Geräusch des Rasieres verklungen, da legte Rose ihre Beine um meinen Hals. Grinste frech. Strich über meine Glatze. ,,Jetzt bist du so hässlich wie ich. Ich wette, deine Fans schreiben dir jetzt, dass sie dir am liebsten über die Rübe lecken würden." ,,Ihh, du Sau!" Gott sei Dank hat sie ihren Humor noch nicht verloren. Sie drückte einen Kuss auf meine Schläfe. ,,Ich liebe dich Evan McBrowne." ,,Ich dich Rose McBrowne." Sie hörte mir nur mit halben Ohr zu, denn Janett machte ein Foto von uns. Zwei Glatzköpfe. ,,Und du versprichst mir, du weinst jetzt nicht mehr wegen deinen Haaren. Sie werden nachwachsen. Das verspreche ich dir. Und wehe du machst dir Gedanken darüber, was andere denken, wenn ich mit dir durch die Straßen laufe. Du gehörst zu mir. Immer. Auch wenn ich berühmt bin. Okay?" Ich lehnte mich hoch, küsste ihren Mundwinkel, ihren Nasenrücken, die Wange, ehe ich wieder am Mund ankam. ,,Janett hör mal kurz weg", grinste Rose, ehe sie mein Gesicht in die Hände nahm. ,,Ich würde gerade ungemein gerne mit dir schlafen, weil du so ein Goldschatz bin." ,,Ich weiß, und ich erst", wipserte ich leise, sodass ihre Tante nicht alles hören konnte. ,,Doch wir müssen ins in Geduld wahren. Deine Gesundheit setzen wir wegen Sex nicht auf's Spiel." Ich strich über ihren Oberschenkel. Die Ärzte meinten, da der Knoten in der Leiste aufgetreten ist, wird es höchst wahrscheinlich einfach zu schmerzhaft, durch die Reibung. Außerdem sollte sich Rose lieber während den Chemos ausruhen, anstatt mit mir zu schlafen. ,,Wir zwei gehen jetzt noch gepflegt essen." ,,Ich brauche eine Mütze!" ,,Ich auch, wir frieren uns sonst noch die Ohren ab."
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Faithful secrets
Teen FictionBand 3 Rose flüchtete nach London. Nachdem, was Evan ihr angetan hatte, musste sie weg von Amerika. Weg von ihm. Für sie stand fest, dass sie das Baby in ihrem Bauch, alleine großziehen würde. Denn sie wollte nie wieder etwas von Evan McBrowne hören...