Chapter 30 - Hochzeit

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Evan

3 Monate später

Ich spähte durch den Türspalt. Oh fuck... Rose war so wunderschön. Sie stand vor dem Spiegel und strich ihr blütenweißes Kleid glatt. Sie trug ein langes Kleid, dass ab der Taille in Tüll mit vereinzelten Blumen aus Spitze endete. Doch noch besser war der obere Teil des Kleides. Es bestand ebenfalls aus Spitze, hatte dünne, feine Trägerchen und war tiefer ausgeschnitten, sodass ihre wunderbaren Brüste nur noch schöner herausgearbeitet wurden. Ihr Dekolleté war nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Das Oberteil war ebenfalls mit feinen, femininen Blumen übersät. Rose schulterlange Haare waren gelockt und zu einem lockeren, tiefen Knoten gebunden. Einige vereinzelte Locken umrahmten ihr perfektes Gesicht. Außerdem waren kleine hellrosa Rosen in die Frisur eingearbeitet. Direkt über dem Knoten. Sie rundeten es perfekt ab.

,,Fuck bist du schön mein Engel." Rose drehte sich langsam zu mir um. Sie lächelte mich an. Scheiße, ich musste einfach jetzt schon heulen. Einfach, weil sie so perfekt war und sie in nicht mal einer Stunde meine Frau sein wird. Meine Ehefrau, die meinen Namen tragen wird. Naja, so war es ja geplant... ,,Nicht weinen..." Rose nahm meine Hände in ihre. Mein Blick fiel auf ihren Verlobungsring. Dieser Ring hat mich ein halbes Vermögen gekostet. Aber unsere Eheringe ein ganzes Vermögen. Und unsere Hochzeit? Sagen wir mal so... Es hat mich fast den Wert eines Porsches gekostet. Mehr sag ich aber nicht dazu... Aber im Endeffekt kümmert mich das nicht. Es sollte der beste, schönste und perfekteste Tag ihres Lebens werden, da war mir der Preis egal. Auch wenn danach ihr Herz auf ewig gebrochen sein wird. ,,Würde ich dich nicht schon lieben, dann wäre genau das der Moment, wo ich mich unsterblich in dich verlieben würde Rose", meinte ich leise. ,,Und ich mich in dich, denn du siehst noch besser aus." ,,Findest du?", lachte ich und sah an mir runter. ,,Ja. Dieses seriöse Auftreten mit diesem Anzug, der Rose." Rose tippte auf die hellrosane Rose, die an meinem Anzug angesteckt war und sah dann wieder zu mir hoch. ,,Und dann die Tattoos." Sie strich über meine Fingertattoos und meine Vögel. ,,Versprichst du mir was?" ,,Natürlich Liebling." ,,Versprichst du mir, dass wir darauf scheißen, was andere über uns sagen? Dass es uns am Arsch vorbei geht, ob Leute sich über uns das Maul zerreißen werden, weil wir nicht zusammenpassen oder wir so jung heiraten?" ,,Ich verspreche es dir Evan", wisperte sie und küsste mich sanft. Ich erwiderte den Kuss etwas stürmischer. Ich kann sie nicht mehr oft küssen, ich muss es ausnutzen. ,,Hör auf!" Sie drückte mich lachend weg, als ich an ihrem Hals saugte. ,,Kein Knutschfleck vor der Hochzeitsnacht!" ,,Darauf freue ich mich eh schon die ganze Zeit", raunte ich ihr ins Ohr. Rose erzitterte, als ich ihr einen Kuss aufs Ohr drückte. ,,Das wird unser erstes Mal Sex als Ehepaar, dass müssen wir zelebrieren." ,,Ach ja?" Ich nickte grinsend. ,,RAUS!"

Rose's Tante und Audrey schlugen mich gleichzeitig mit Zeitschriften auf den Kopf. ,,Raus Evan! Das bringt Unglück!" Also verschwand ich lachend aus dem Raum, bevor ich noch gelyncht werde.

Ich lehnte an der Wand der Kirche. Zog an meiner Zigarette. ,,Hey..." Meine beiden Tanten traten zu mir. ,,Aufgeregt?" ,,Nicht wegen dem Flug, sondern weil ich Angst vor ihrer Reaktion habe..." Den ganzen Tag war mir schon zum Heulen zumute. Aber dies war leider der richtige Weg. Für Rose und mich, auch wenn es schmerzhaft wird. Sehr schmerzhaft. Tante Violet reichte mir einen Umschlag. ,,Da ist das Flugticket nach Melbourne drin. Und all anderen notwenigen Ausweise." ,,Ich will Rose nicht verlassen...", murmelte ich leise. Ich versuchte meine Tränen zu unterdrücken. Ich wusste, warum ich das tat, was ich tat, auch wenn ich es nicht wollte. Ich wollte bei ihr bleiben. In ihren Armen. Vielleicht eines Tages sogar unser gemeinsames Kind in die Armen halten. Und nicht verfickt nochmal nach Melbourne fliegen... ,,Ich weiß mein Junge. Komm her." Violet zog mich in ihre Arme. Ehe ich aufschluchzte. Es war so schmerzhaft. Mein schönster Tag im Leben hatte sich in den schlimmsten Tag meines Lebens verwandelt.

,,Wo warst du?" Jonathan sah mich verwirrt an. ,,Auf dem Klo..." ,,Ist dir schlecht oder so? Du bist voll blass Bruder." ,,Ne, mir geht's gut", log ich. Band meinen Schnürsenkel. Wo bleibt Rose denn...? Argh?! Ich will sie wenigstens ein letztes Mal küssen... Mit ihr sprechen. Ihr Ehegelübte anhören. Aber jetzt, wo sie sich verspätet, da rennt mir die Zeit weg. Ich muss wohl oder übel diesen Flug bekommen. Egal was es kostet. Aber ich denke, ich werde ein Opfer lassen müssen. ,,Jonathan, mir ist doch schlecht...", log ich und sprintete los. Durch die volle Kirche. Einfach nach draußen. Und rannte geradewegs in meine Verlobte.

,,Evan, was machst du hier?" Rose sah mich verwirrt an. Sie verstand die Welt nicht. Gott, sie war so perfekt... So schön wie seit Langem nicht mehr. ,,Ich muss auf's Klo." Ich wollte schon weiter laufen, da drehte ich mich um. Das ist meine letzte Chance. Meine allerletzte Chance sie je zu küssen. Je ihren Geruch einzuatmen. Je sie zu halten. Denn nach diesem Tag? Dem 1. November 2021? Werden wir uns nie wieder sehen.

Ich presste fest, fast schon zehrend, aggressiv meinen Mund auf ihren. Schob noch einmal, voller Vezweiflung meine Zunge durch ihre weichen Lippen. Küsste sie wie ein Ertrinkender. Tief, leidenschaftlich, ein letztes Mal. Mit jeder Sekunde, die verstrich, da schrie mein Herz weiter. Doch irgendwann? Ich musste mich einfach lösen. Ob ich wollte, oder nicht. ,,Ich bin gleich wieder da. Ich beeile mich auf dem Klo..." Ihr Onkel Cal und auch Rose, beide starrten mich verwirrt an. Die Welt stand Kopf. Wie auch mein Herz und mein Verstand. Ich ertrank in ihnen. Und zum ersten Mal in meinem Leben, da riss ich Rose nicht mit. Weil ich ihre Hand bereits losgelassen hatte. Nun, nun kämpft jeder seinen eigenen Kampf. Egal, wie schwer es ist oder wie kräftezehrend. Jeder von uns wird schwere Steine in seinem Rucksack los. Und rennt alleine, ohne Hilfe rasend schnell auf die Ziellinie zu. Ohne je zu wissen, was mit dem anderen je geschehen ist.

Ende

Faithful secrets Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt