Rose
,,Ich will jetzt, dass du sofort verschwindest!" Er schüttelte beharrlich seinen Kopf. ,,Bist du taub?! Verschwinde!'', schrie ich fuchsteufelswild. Ich gestikulierte wild mit den Händen in der Luft. ,,Rose ich bin verfickt nochmal dein Bruder, du kannst mich nicht abschieben, wie es dir gefällt!", brüllte Logan zurück.
David drückte uns ganz plötzlich auseinander. ,,Es reicht jetzt. Setzt euch doch mal wie zivilisierte Erwachsene an den Tisch", schlug David gereizt vor. Es war ungewohnt. David war so gut wie nie gereizt oder wütend. Er war ein ruhiger Mensch, der alles mit klaren, kühlen Kopf anging. Im krassen Gegensatz zu Evan. ,,Ich setzte mich mit Logan nicht an einen Tisch!" ,,Ich hasse dich!" Ich schubste Logan wütend. Er taumelte amüsiert einige Schritte zurück. ,,Verpiss dich!" Er lehnte sich zu mir runter. Sein Atem war an meinem Ohr zu hören. ,,Leck mich Schwesterherz. Das wirst du bereuen."
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,,Das steht dir unheimlich Schatz." ,,Es ist aber auch unbequem", lachte ich gequält. Ich trug ein ausgefallenes, schwarzes Unterwäscheset. Sowas trug ich zuvor noch nie. David trat näher heran. Schlang einen Arm um mich. ,,Das wirst du eh nicht lange tragen, dafür sorge ich schon." Ich nickte nervös. Fuck, heute wollten wir auch seiner Familie offiziell unsere Beziehung verkünden.
,,Rose! Was ein Lichtblick!" Meine Tante umarmte mich liebevoll. Sie trug ein schönes, rosa, schlichtes Kleid. Sie drückte mich fest, strich mir über den Kopf. ,,Liebes, es tut so gut dich zu sehen. Du hast endlich wieder Farbe im Gesicht, nach der Beerdigung von Zea... Evan und du..." ,,Er hat von Logan erfahren...Aber es ist gut so, wie es ist..." Janett blickte verwirrt drein. Sie wusste ebenfalls noch nichts von meiner neuen Beziehung.
,,Entschuldigung." Ich gesellte mich neben David. Er legte einen Arm um mich. Seine Augen sprachen Bände. Er war überglücklich, er war so glücklich, dass seine jahrelang unerfüllte Liebe nun doch erfüllt wird. Er klopfte noch einige Male mit dem kleinen Löffel gegen das Weinglas, welches er in der Hand hielt. Seins war gefüllt mit Rotwein, meines mit Róse. Im Hintergrund spielte leise Klavier, es roch nach einer sternenklaren, kalten Nacht und teuren Essen. Eigentlich ein Traumleben, was ich führe, nicht wahr?
So muss es jedem vorkommen, der diese Zeilen liest, doch innerlich fühlte ich mich zerrissen. Ich sah mein Leben schon an mir vorbeiziehen. Mein äußerst langweiliges, ödes Leben, in dem ich gefangen sein werde. Ich liebe ihn nicht so sehr, dass ich mit ihm eine Beziehung aufbauen will. Doch ich tue es, weil ich Angst vor seiner Reaktion habe, wenn ich ihn abweise. Ein Deja vu. Ich habe ein Deja vu. Es ist genau dasselbe wie mit Thomas. Ich hatte tatsächlich die Hoffnung, dass ich diesem Leben entrinnen kann. Doch das kann ich nicht. Das aufregende Leben mit Evan, das einem Abenteuer gleicht, es wird niemals wahr werden. Ich muss das akzeptieren und mein Leben so schön gestalten, wie es nur geht.
,,Ich, beziehungsweise wir wollen euch was sagen. Nicht wahr Rose?" David rubbelte liebevoll über meinen Arm, um meine Aufmerksamkeit wieder zu bekommen. Denn ich beobachtete Cookie, der aufgestanden war und nun auffällig freudig mit dem Schwanz wedelte. Was war denn mit dem? So reagiert mein Wonneproppen nur, wenn er jemanden sieht, den er gern hat. ,,Ja..." Warum zur Hölle war Cookie so aktiv? Er sprang sogar leicht an meiner Tante hoch. So, als ob er sie auf etwas oder jemanden aufmerksam machen wollte. ,,Wir wollten euch allen erzählen, dass wir seit etwa einem Monat ein Paar sind und..."
David stoppte mitten im Satz. Er folgte meinem verstörten Blick in Richtung Fahrstuhltür. Was zur verdammten Hölle...
Zu sehen war mein verhasster Ex und mein noch verhassterer Bruder. Beide sturzbetrunken. Evan hatte einen Arm kumpelhaft um Logans Arme gelegt. Die zwei flüsterten sich irgendetwas in die Ohren. Oh nein...
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Faithful secrets
Teen FictionBand 3 Rose flüchtete nach London. Nachdem, was Evan ihr angetan hatte, musste sie weg von Amerika. Weg von ihm. Für sie stand fest, dass sie das Baby in ihrem Bauch, alleine großziehen würde. Denn sie wollte nie wieder etwas von Evan McBrowne hören...