Epilog

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Rose

,,Wo steckt Evan nur...?" Ich trat unruhig auf den jeweils anderen Fuß, sodass ein leises Klackern mit meinen Absätzen entstand. Es war so...so merkwürdig gewesen. Dieser Kuss... Sein Benehmen... Alles. Und auch wohin er geflüchtet war. Denn es gab in der Kirche ein Klo. Außerhalb nirgends. Nur...nur sein Auto... Nein, das kann nicht sein, das würde er nicht tun.

Ich lief mithilfe meines Onkels in die Seitenstraße. Es dampfte aus Gullies. Die Straße roch nach verbrannten Diesel und abgefahrenen Gummireifen. Und dort. Dort, wo sein Auto gestanden hatte... War nur noch ein leerer Platz zu sehen.

,,Rose beruhige dich. Vielleicht hat Evan Bammel bekommen. Er ist doch manchmal so ein Schisser...", meinte Audrey. Doch ich? Ich sah nichts als schwarz. Evan hatte nicht einfach Angst bekommen, er war geflohen. Er war geflohen vor mir, vor seinen Pflichten als Ehemann und auch als Teil meines gebeutelten Lebens. ,,Lüg mich nicht an!... Er kommt nie....mehr wieder!", schluchzte ich laut. Verzweifelt. So saß ich. In einer Kirche voller Hochzeitsgäste. Weinend. Schluchzend. Bibbernd. Und wartete vergebens auf meinen nicht mehr auftauchenden Verlobten. Er hatte meinen Traum vom Heiraten zerstört. Er war der erste und einzige Mann, mit dem ich mir ein richtiges Leben gewünscht habe. Verheiratet, mit Kindern, einem Haus und einem Hund. Evan hat mich nutterseelenallein, voller Krebsmetastasen in der Niere, vor dem Altar sitzen gelassen.

,,Ich kann ihn nicht erreichen. Sein Handy ist aus." ,,Nicht grundlos..." Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich wollte nichts als weinen. Weinen und... Etwas kaputt machen! Ich stand auf. Es war bereits spät geworden. Die Gäste hatten sich wohl oder übel alle verdrückt. Nur noch Audrey, Jonathan, meine Tante und ich waren da. Mein Onkel war losgefahren, um die üblichen Bars abzuklappern, in denen Evan seine Abende verbrachte, wenn er Lust hatte sich zu betrinken. Und das sind ganz schön viele. Ich nahm Jonathan ein Hochzeitsgeschenk aus der Hand. Eine teure Flasche Champagner. Der Korken knallte und ich trank einen großen Schluck des prickelnden Getränks. Ich lief zu den Bänken. Und riss wütend die Blumen an den Seiten weg. Trat stocksauer, fuchsteufelswild darauf rum, bis sie cremefarbenen Rosen alle kaputt waren. ,,Fick dich Evan McBrowne. Du bist nichts als ein Stück Scheiße. Ich liege quasi im Sterben und du verpisst dich. Toller Verlobter, bist du. Du Wichser. Hättest du mich nicht vorher verlassen können? Damit wir nicht die ganze Kacke umsonst zahlen müssen?!" Ich sprach mit mir selbst. Stritt in Gedanken mit Evan. ,,Ich hasse dich. Ich hoffe du verreckst da, wo du gerade bist. Von wegen nicht alle Männer sind scheiße. Du bist echt der Schlimmste von allen..." Und sie alle sahen mir dabei zu. Wie ich die Deko demolierte, bis die Wut in mir verpufft war und sie von grenzenloser Trauer überschattet wurde.

Ich hasse Evan. Und werde ihm nicht vergeben. Egal welchen Grund er dazu hatte. Oder dazu gesehen hatte. Ich will nie wieder was von ihm wissen... Nicht von diesem Flachwichser! Jetzt geht es einzig und allein um mich. Und ich werde es ihm zeigen. Auf jeder erdenkliche Weise, die es gibt. Mal schauen, wie er dann reagiert, wenn er eines Tages mich erneut sieht.

Faithful secrets Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt