Singlelife & Familienvater

52 5 0
                                    

Evan

6 Monate später

,,Was hat sie denn damit gemacht?" Ich klemmte das Handy zwischen mein Ohr und meine Schulter. ,,Sie hat die Anteile behalten. Streicht das Geld ein, doch hat den Posten als CEO nicht selbst besetzt. Dein Cousin James ist dieser jetzt." ,,Halten!" Jane drückte mir die Bauklötze in die Hände. Sie lachte auf, als ihre Mum weiter mit ihr an dem schon bestehenden Bauklotzhaus baute. Ihr einziger schräger Milchzahn war zu sehen. Ich stand auf. Vergrub die Hände in den Hosentaschen. Blickte aus dem Fenster. Direkt auf Melbourne. ,,Wie geht es ihr denn?", fragte ich etwas leiser. Meine Tante Paris seufzte besorgt auf. ,,Schwer zu sagen. Ich treffe Rose kaum noch. Sie hat laut Erzählungen von Bekannten wieder ihren alten Job in Young & Williams Publishing angenommen. Sie würde sich außerdem mit einem recht großen, berühmten Wallstreet Broker treffen. Mehr weiß ich aber nicht. James weiß mehr. Er spricht öfters mit ihr. Wie geht's dir?" ,,Hat sie noch eine Chemo?"

,,Ich weiß es nicht Evan... Wie gesagt, ich sehe sie kaum. Außerdem hast du doch selbst gesagt, dass du dich aus ihrem Leben raushalten willst. Immerhin hast du jetzt dein Eigenes. Mit deiner Lebensgefährtin und Kind." ,,Ja... Ich mach Schluss. Muss sie noch in den Kindergarten bringen..."

,,Wer war das?" Ich drehte mich um. Blickte Cassidy von oben an. Sie spielte mit unserer gemeinsamen Tochter, welche schon bald 2 wird. Ja, diejenigen von euch, die rechnen können, bei denen hat es bereits Klick gemacht.

Zwei Jahre, das war kurz nach Rose's Verschwinden nach London. Eine kurze getrennte Phase. Eine Phase, in der ich mit Cassidy Eltern wurde. Das Kind war von unserer Beziehung. Wer zwischen den Zeilen gelesen hat, der hat es bereits erahnt. Wie so Vieles in diesen Büchern. Wie auch Logan von Rose mehrmals erwähnt wurde. Man muss nur ganz genau lesen. Erstaunlich, nicht wahr?

,,Meine Tante." Ich nahm Jane's kleine Schühchen aus dem Schuhschrank. Setzte mich zu unserer Tochter auf den weichen Teppich. ,,Papa!" Sie zeigte mit ihren Wurstfingern fordernd auf ihre sockigen Füße. ,,Ja, Papa macht doch schon..." Während ich ihr die Schuhe anzog, da beobachtete Cassidy mich scharf von der Seite. ,,Du hast über Rose mit ihr geredet?" Ich nickte still. Sollte ich es etwa abstreiten? Bringt doch gar nichts. Cassidy seufzte auf. Stand auf. Zog ihre Sportleggings etwas höher. ,,Evan, wirst du ihr ewig hinterher trauern?" ,,Warum kannst du es nicht einmal akzeptieren, dass ich auch etwas Zeit brauche?! Ich habe sie wegen dir und unserem Kind zwei Jahre belogen und betrogen! Ich habe sogar meine sicherste Einnahmequelle an sie verschenkt, nur damit ich mit dir ein gemeinsames Leben aufbauen kann! Und als verdammter Manager arbeiten kann...", knurrte ich gereizt. Meine Freundin rollte die Augen. Heiraten werde ich die nächste Zeit auf keinen Fall so schnell. Ich zog meiner kleinen Tochter ihr quietschgrünes Regemäntelchen an und nahm sie auf den Arm. ,,War nicht so gemeint..."

,,Ich weiß. Und ich weiß auch, dass du deinem alten Leben hinterher trauerst. Aber eins ist sicher..." Cassy machte eine Pause. Wischte den Esstisch ab. ,,Ich akzeptiere dich im Gegensatz zu ihr mit all deinen Macken." Ich drückte ihr einen belanglosen Kuss auf die Schläfe. ,,Ich muss los. Jane, sag Mummy Tschüss." ,,Mum!" Jane küsste ihre Mutter, ehe ich mit ihr auf dem Arm nach draußen trat.

Ich öffnete den großen Regenschirm und lief los. Setzte mich nicht wie sonst in mein Auto. In das Auto, das einst in Cambria mich innerhalb von Minuten zum glücklichsten Highschoolschüler im ganzen Autokino machte. Es sind vielleicht erst 6 Monate her und dennoch fühlt es sich an, wie 20 Jahre, die zwischen mir und Rose liegen. Der einzigen Frau, die ich wirklich liebe. Doch leider braucht Jane eine Mum und einen Dad. Und das kann ich ihr nicht sein, wenn ich mit Rose zusammen bin. Nein, ich lebe nun mein Leben, als ansatzweise glücklicher Mann in Australien mit meiner eigenen Familie und Rose als Singlefrau, der alle Türen noch aufstehen in der nie schlafenden, immer hell erleuchteten, glitzernden Metropole New York. Wer weiß? Vielleicht treffen wir uns eines Tages wieder? Oder ich lege eines Tages Blumen gemeinsam mit meiner Tochter und Lebensgefährtin an ihrem Grab nieder?

Niemand weiß, was das Leben für einen bereit hält. Niemand weiß, wie das Schicksal die Würfel geworfen hat. Und das ist, was das Leben dennoch so spannend, so reizvoll macht. Keiner weiß, was passieren wird, wenn man die nächste Straße einbiegt. Keiner kann dir sagen, wie du endest. Und keiner kann, zumindest mir, sagen, dass ich nie mit ganzen Herzen, leidenschaftlich, aufopferungsvoll und innigst geliebt habe. Denn das tat ich. Ich liebte Rose Peterson. Die für einen kurzen Moment fast Rose McBrowne war.

Also Rose, wenn du das doch einmal liest, ich liebe dich und dein Wesen. Ich hoffe, wo auch immer du im Leben stehen wirst und vor allem mit wem an deiner Seite, du fühlst dich sicher und geborgen. Mehr als du je bei mir tatest.

Faithful secrets Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt