47. Widersetzt 저항

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~ Donnerstag 09.03.2017 ~

Mein Schultag endete erstaunlich schnell. Der Tag fühlte sich noch wie begonnen an, obwohl die Uhr bereits 16 Uhr schlug. Zuhause warf ich all meinen Schul-Ballast ab und griff mir mein Handy. Natürlich hatte ich keine neuen Nachrichten. Ich konnte gar das laute Schlagen der Zeiger, der Uhr die vor meinem Zimmer im Flur hing, hören. Bevor mich das Ticken irre machen konnte, öffnete ich mein Fenster und schaute hinaus.
Die Schwarze Krähe hatte doch wohl nicht gedacht, das ich den Ort nicht wieder aufsuchen würde, oder? Im Gegensatz zu mir, war sie nicht so blöd, denn kurz darauf befand ich mich auch schon in der Luft. Die Luft war kühl. Schon als ich klein war, liebte ich am Winter nichts mehr, als die Winterliche Morgenluft und das leichte Vogel zwitschern, das von den meist kahlen, Bäumen einher ging. Diese Augenblicke verliehen mir sofort ein wohltuendes Gefühl.
Ich war schon fast zu tief in meine Gedanken gesunken, da fiel mir der Busch auf, den ich auch bei meiner letzten Verfolgung nicht übersehen konnte. Es musste ein Schneeball-Dawn sein. Sie blühen von November bis März und schmückten sich mit leuchtenden, pinken Blüten.
Ich flog etwas tiefer und versuchte mich an jedes, nur auch so kleinste, Detail zu erinnern.
Ich setzte zum Sinkflug an und spürte nun Laub unter meinen Füßen. Hastig tapste ich als Amsel über den Waldboden und fand kurze Zeit später, wonach ich gesucht hatte.
Durch ein Gebüsch hindurch, betrachtete ich den Felsen und lauschte. Ich vernahm kein ungewöhnliches Geräusch, also schlich ich mich leise aus dem Gebüsch und legte meine Flügel an den Felsen. Er war ziemlich groß, er kam der Größe eines Elefanten ziemlich nahe. Trotzdem versuchte ich zu drücken. Wie erwartet passierte rein gar nichts. Ich schob das bisschen Laub, das sich hier gesammelt hatte, beiseite. Auch nichts. Das konnte doch nicht sein? Also beschloss ich nun, mich an dem Gebüsch zu schaffen zu machen, in dem die hellere Krähe verschwunden war. Hindurch geschlüpft, klaffte eine kahle Stelle vor dem Felsen. Ich klopfte auf dem Boden herum, legte meine Federohren auf die Erde. Dort war rein gar nichts. Meine Enttäuschung machte sich bemerkbar. Ich überlegte kurz, ob ich weiter suchen sollte, aber dann kam ein schlechtes Gewissen in mir auf. Ich hatte ihm versprochen nicht mehr her zu fliegen. Außerdem wird es wohl seinen Grund haben, warum es offensichtlich ein Rätsel bleiben sollte, wohin die graue Krähe verschwunden und woher die schwarze gekommen war. Ich beschloss kehrt zu machen und breitet meine Flügel aus, doch kurz nachdem ich abgehoben war, verspürte ich ein komisches Gefühl. Ich zog mein Tempo an und flog über mein zu Hause hinweg. Zuerst wollte ich lediglich sicher gehen, nicht verfolgt zu werden, doch nach einer kurzen Weile entschied ich mich dazu ans Ende der Stadt zu fliegen. Die Dämmerung war bereits eingebrochen und ich landete auf einem Hügel. Von hier aus konnte ich fast die ganze Stadt erblicken, bis hin zum Wald, der optisch bis ins unendliche führte. Ich machte es mir als Amsel im Rasen bequem und beobachtete, wie auch das letzte Stückchen der Sonne hinter dem Horizont verschwand. Die Nacht war so ruhig und friedlich. Am liebsten wäre ich geblieben und hätte unter dem Licht des Mondes, das mit dem Funkeln der Sterne harmonierte, geschlafen. Ich dachte daran, wie ich damals mit meinem Vater hier einen Drachen hab steigen lassen. Ich wollte eigentlich mit ihm auf die Wiese, wo auch meine damaligen Freunde mit ihren Eltern waren, aber mein Vater hatte den Hügel bevorzugt. Später erfuhr ich dann auch warum. Er wollte gar nicht mit mir Drachen fliegen, sondern trainieren. Ich sollte dem Drachen hinterher fliegen. Meine Ausdauer und vor allem mein Geschick hatte ich trainieren sollen. Mein Vater war gar besessen darauf, das ich eine flinke Fliegerin werde. Natürlich hatte mich das als Kind nicht sonderlich gefreut, aber irgendwann schätzte ich mein Privileg. Viel zu lange sah ich diese Gabe als Fluch an. Ja, ich war anders und konnte dem entsprechend meine Kindheit nicht so ausleben, wie die anderen Kinder, aber ich konnte fliegen! Ich konnte den Wind unter meine Federn spüren, jeden Tag, wenn ich wollte. Ich konnte das tun, wovon einige ihr gesamtes Leben träumten. Leider verstand ich dies erst viele Jahre zu spät.

Race Against TimeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt