~ Freitag 31.03.2017 ~
,,Versuch es nochmal!"
Rief er mir zu.
,,Ich kann nicht mehr. Bitte lass uns jetzt mal eine Pause machen. Mein Tag war schon anstrengend genug."
Erst kniff er die Augen zusammen, dann rollte er sie.
,,Na gut."
Murmelte er.
,,Danke."
Sagte ich erleichtert und flog zu ihm hinunter.
,,Ich versuche es jetzt schon seit einer Woche. Durchgängig! Vielleicht werde ich es nie lernen. Ist es denn so schlimm, wenn ich das nicht kann?"
,,Du musst es eigentlich im Schlaf können."
Sagte er mir fast schon etwas zu energisch, fuhr aber fort.
,,Das kann dir im Kampf das Leben retten. Das war das erste was man mir damals beigebracht hat. Zwar liegt es auch daran, das ich ein Gyeol bin, aber trotzdem ist es unverzichtbar."
,,Warum denn? Die dunklen haben sich lange nicht mehr blicken lassen und warum gehst du davon aus, das ich so viel kämpfen werde? Etliche Jahre meines Lebens waren still, bis du aufgetaucht bist. Außerdem bin ich eine normale Gestaltwandlerin, keine Gyeol. Warum ist das Wort eigentlich so komisch. Hätte man da nicht etwas einfacheres finden können?"
,,Also erstens; wäre ich nicht da gewesen, um dir zu helfen, wollen wir uns nicht ausmalen was sonst passiert wäre. Zweitens; das Wort ist aus dem koreanischen, weil unser erster Vorfahre von dort stammte. Und drittens; sei bitte nicht so frustriert. Ich weiß, das es nicht das einfachste ist, aber aufgeben ist keine Lösung. Ich habe das Gefühl, seit dem wir meditiert haben, belastet dich etwas und das tut mir auch leid, aber..."
Er unterbrach seinen Satz und dachte kurz nach, bevor er weiter sprach.
,,Ich möchte dir lediglich helfen. Okay..?"
Seine Stimme hatte mittlerweile eine fast schon melodisch, ruhige Klangfarbe angenommen.
,,Du kannst mir nicht helfen. Niemand kann das..."
,,Doch."
Ich schaute ihn verwundert an. Seine Augen funkelten lieblich und ich konnte mein Spiegelbild in ihnen erkennen. Es beruhigte mich irgendwie.
,,Du kannst dir helfen, denn nur du weißt wie. Diese Mauer, die du um dich herum aufgebaut hast, nur du weißt wo ihre Schwachstelle ist. Auch wenn du dich momentan vielleicht nicht dran erinnern kannst. Es klingt immer leichter gesagt als getan, aber du musst jemandem in deinem Leben die Erlaubnis geben, das kaputt zu machen, was du aufgebaut hast. Lass diesen Menschen das Luftloch in der Wand finden und dort die ganze Mauer einschlagen, um dir wieder Platz zum atmen zu schaffen. Schenke einem Menschen den Hammer deines Vertrauens. Einem Menschen, bei dem du dir sicher bist, das er diesen Hammer nur benutzt, um die Mauer einzuschlagen. Denke an einen Menschen, der diese Mauer vorher verstanden und akzeptiert hat, damit er sich sicher ist, wo er zuschlagen kann. Aber den Anfang musst du machen und das ist wohl möglich das schwerste..."
Seine Worte brannten sich in mein Gedächtnis. Es kam mir vor, als würde mein inneres jeden Satz wiederholen, um auch ja kein Wort später davon zu vergessen.
,,Ich denke da an deine Mum."
Er riss mich aus meinen Gedanken.
,,Ich kann ihr nicht erzählen, was ich damals gesehen habe."
,,Das musst du auch nicht. Vielleicht reicht es schon, wenn du ihr lediglich erzählst, wie du dich fühlst oder gefühlt hast."
Ich nickte leicht. Stille trat ein, doch sie fühlte sich ganz und gar nicht ruhig an.
,,Bis morgen..?"
Er nickte und wir beide hoben bereits unsere Flügel, da stoppte er nochmal.
,,Und Miko..?"
Ich drehte meinen Kopf zu ihm.
,,Ich weiß nicht, was du erlebt hast, aber ich denke ich weiß was du fühlst. Wir sind noch immer irgendwie Fremde, du kennst noch immer meinen Namen nicht. Dennoch sollst du wissen, das du auch immer mit mir reden kannst. Immerhin ist es noch immer mein Job dich zu beschützen, und das auch wenn es vor dir selbst sein muss."
Ich lächelte leicht. Er wusste genau wie ich mich fühlte und traf genau die richtigen Worte, die ich nie auch nur für Möglich gehalten hatte.
,,Gute Nacht."
Sagte ich. Meine Dankbarkeit musste ich ihm gegenüber nicht erwähnen.
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Race Against Time
FantasyGefahren, Verlusten, Ängsten, und später auch der Liebe muss sich die noch 17 Jährige Miko stellen. Ein einfaches, normales Leben hatte sie nie zuvor geführt, führen dürfen. Doch als sie, in Gestalt einer Amsel, auf einmal von drei Krähen verfolgt w...