Ich kam zuerst schmerzvoll mit meinem Rücken, danach mit meinem Kopf auf. Das Tier drückte mir seinen linken Fuß auf die Kehle und umschloss mit ihren Krallen meinen Hals. Mit dem anderen Fuß stand sie auf meinem Bauch.
,,Du?!"
Rief die schwarze Krähe verdutzt aus und nahm ihre Krallen von mir.
,,Du?"
Entgegnete ich, ebenso erschrocken und klopfte mir den Dreck aus meinem Gefieder.
,,Was machst du hier?!"
Fragte er hektisch und schaute sich um.
,,Die gleiche Frage könnte ich dir auch stellen!"
,,Schhh."
Machte er nun etwas zynisch und legte einen Flügel um mich, damit ich mich nach vorne bewegte.
,,Komm."
,,Wohin?"
,,Nach Hause."
Und begann damit sich etwas weiter umzuschauen, wie in den Wald hinein zu laufen.
,,Sag mir erst wo das hier hinführt, wo du hergekommen bist? Du hast doch Flugverbot?"
,,Ja und das wird auch noch länger so bleiben, wenn wir jetzt nicht von hier verschwinden. Willst du jetzt weiter mit mir diskutieren?"
Kam er nun zu mir zurück und schaute mich eindringlich an. Seine Augen leuchteten förmlich.
Beschämt schaute ich auf den Boden, daraufhin wanderte mein Blick wieder zu ihm und dann nickte ich. Er hob also ab und ich folgte ihm.
,,Beantwortest du jetzt bitte meine Frage."
Sprach er nun wieder etwas ruhiger.
,,Ich weiß auch nicht."
,,Wie, du weißt nicht? Hat dich etwa der Wind hierher getragen?"
,,Nein, natürlich nicht. Ich bin deinem Kollegen gefolgt."
,,Bist du das auch gestern schon?"
Kurz schwieg ich. Es war mir irgendwie peinlich.
,,Ja..."
Murmelte ich vor mich hin, woraufhin er leicht seufzte.
Durch mein Fenster geflogen und zurück verwandelt, blieb er, wieder im Gegensatz zu mir, als Krähe auf meiner Fensterbank stehen.
,,Versprich mir, das dass nie wieder vorkommt, okay?"
,,Okay... Versprochen."
Kurz traute sich niemand etwas zu sagen.
,,Tut mir Leid."
Brachte ich dann unter Mühe heraus.
,,Nein, tut mir Leid das ich dich so erschrocken habe. Du bist einfach nur viel zu neugierig."
Lachte er leicht.
,,Nein, nein. Du hast schon Recht. Ich habe mich in eure Angelegenheiten eingemischt. Immerhin bin ich immer noch nur 16 Jahre alt und habe keine Ahnung, was dort draußen los ist."
Er begann zu lachen.
,,Was ist denn so lustig?"
,,Weißt du wie alt ich bin?"
Ich schaute ihn verzweifelt an. Natürlich wusste ich das nicht.
,,Ich bin 21 Jahre jung. Ich werde nie erwachsen, haha. Aber ich muss sagen, das ich dich, nachdem wir die ersten male gesprochen hatten, älter geschätzt hätte."
,,Danke?"
Musste ich schmunzeln. Dann schaute ich zum Fenster heraus.
,,Ich muss wieder gehen, bevor jemand merkt, das ich weg war."
Ich wollte erst noch fragen, warum er sich heraus geschlichen hatte, aber biss mir dann doch auf die Zunge. Ich nickte also.
,,Ich war nie hier."
Und machte als er es aussprach, große Augen.
,,Und ich war nie beim Felsen."
Er lächelte, dann flog er hinaus.
,,Und wann seh ich dich wieder..?"
Flüsterte ich noch vor mich hin, bevor auch dieser Tag für mich endete.
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Race Against Time
FantasíaGefahren, Verlusten, Ängsten, und später auch der Liebe muss sich die noch 17 Jährige Miko stellen. Ein einfaches, normales Leben hatte sie nie zuvor geführt, führen dürfen. Doch als sie, in Gestalt einer Amsel, auf einmal von drei Krähen verfolgt w...