20. Vielleicht übermorgen 어쩌면 내일 후

15 3 0
                                    

Die Zeit verging, aber nichts passierte. Hatte er mich vergessen? Nein, das kann nicht sein..?
Ich beschloss den Wald noch einmal zu überfliegen. Vielleicht war ihm ja etwas zugestoßen? Eher unwahrscheinlich.
Nach einem zehn minütigen Flug, machte ich wieder kehrt. Kaum den Wald verlassen, sah ich auch schon wie meine Mum die Türschwelle übertrat.
„Schatz? Bist du schon zu Hause?"
Zurück verwandelt, richtete ich meine Haare und setzte dann zur Antwort an.
„Ja, wie war es auf der Messe?"
Rief ich zurück.
Daraufhin hörte ich wie sie die Treppen hinauf stieg und sah gleich darauf wie sie meine Tür aufschob und mein Zimmer betrat.
„Hallo erstmal."
Lächelte sie, nahm mich aber nicht in den Arm. Ich stand noch nie auf Berührungen.
„Ist es aber kalt hier drin. Nicht das du krank wirst."
Dann schloss sie mein Fenster.
„Ich hab viele schöne Sachen gefunden und kann es kaum erwarten zu backen. Vielleicht fang ich morgen schon damit an. Aber lass uns jetzt erstmal nach unten gehen. Hast du hunger?"
Woraufhin ich nickte, ihr folgte und meine Zimmertür hinter mir schloss.

~ Sonntag 26.02.2017 ~

Meine Decke weg geworfen, entsprang ich der Wärme meines Bettes und machte mich fertig.
„Guten morgen, Engel. Frühstück wie immer?"
„Jap."
Rief ich nach unten, wie sie es mir noch oben gerufen hatte.
Kurz darauf saßen wir am Frühstückstisch.
„So aufgeweckt heute?"
„Mhm. Ich will gleich noch in den Wald."
„Warum triffst du dich nicht mal mit Freunden?"
„Das hatten wir doch schon mal, Mum."
„Ist ja gut. Du hast gewonnen. Aber sei bevor es dunkel ist wieder da. Du hast morgen wieder Schule."
„Ok."
Und machte mich nach dem Frühstück auf die Socken.
Ich hatte weder Handy noch Jacke dabei, und trat so vor die Tür. Ich bog rechts ums Haus, durchquerte unseren Garten und betrat den schmalen Sandweg, der in den Wald hinein führte. Mittlerweile in einer sicheren Entfernung, breitete ich meine Arme aus, die kurz darauf auch schon meine Flügel waren.
Mit wenigen, dennoch kraftvollen Schlägen, befand ich mich in der Luft und flog über unseren Ast hinweg. Ich war hoch genug, um kurz die Augen schließen zu können, um den Wind intensiver durch mein Gefieder fahren zu spüren. Ich liebte es heute, sowie auch am allerersten Tag. Damals hatte ich mit Dad nur wenige Flugstunden gebraucht, um es zu lernen. Ein Naturtalent, so hatte er mich immer genannt.
Die noch immer mysteriöse Krähe, hatte ich relativ schnell hier oben vergessen, denn hier gab es bloß den Wind. Den Wind, der dir alles andere für einen Moment abnahm, manchmal sogar das Flügelschlagen.
Ich bekam einen der Momente, in denen ich nur noch Freude fühlte und nahm drastisch an Höhe auf. Den Schnabel weit in den Himmel gestreckt, drückte ich meine kleinen Flügel immer wieder nach unten, bis ich irgendwann so hoch war, dass ich die gesamte Stadt, samt Wald erblicken konnte.
Ich hörte mit den Schlägen auf, atmete kurz ein, bis mich dann die Schwerkraft zurück holte. Bei hohem Tempo Richtung Boden, drehte ich mich, breitete wieder meine Flügel aus und schaffte es gerade noch so mich vor den Baumkronen in der Luft zu fangen.
Als mein Herz wieder im normalen Tempo schlug, machte ich mich daran einen gelegenen Ast zu finden, um mich auf ihm zu platzieren.
Einen gefunden, machte ich es mir bequem und legte meine Flügel auf meinem Bauch ab. Kurze Zeit später, schloss ich meine Augen...
~
Erschrocken schlug ich meine Augen auf. Ich musste wohl eingenickt sein und jetzt hatte mich die Kälte geweckt, denn sofort fing ich an zu frieren. Ich stellte mich auf meine Beine und schüttelte mich kurz. In den Himmel schauend, landete nun etwas kleines, weißes auf meinem Schnabel.
Dadurch leicht schielend, beobachtete ich wie die kleine Schneeflocke schmolz und als kleiner Wassertropfen von meinem Schnabel tropfte. Der Winter war wunderschön.
Doch langsam umschloss mich die Kälte wie eine Decke, weshalb ich mich auf den Weg nach Hause machte. Kurz vor unserem Garten landete ich auf meinen Menschlichen Beinen. Nachdem ich an unserer Haustür geklopft hatte und rein gelassen wurde, aß ich mit meiner Mum zu Abend und machte mich danach auch schon für das Bett fertig.
„Schlaf gut, mein Engel."
„Gute Nacht."
Und kuschelte mich dann unter meine bereits angenehm warme, Decke.

Race Against TimeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt