- Jess -

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Erneut stand sie in der Damentoilette einer Firma. Was für ein Deja Vu. Und obwohl sie ein paar Leute gerade gelobt hatten, fühlte sich dieses Gespräch wie die zweite Niederlage in Folge an. Jess wusste in jenem Moment nur eines: sie würde heute nicht noch einmal mit irgendjemanden über ihre beruflichen Chancen sprechen. Sie hatte genug davon!
Frustriert spritzte sie sich etwas Wasser ins Gesicht, trocknete sich dann ab, bevor sie das Gebäude mit eiligen Schritten verließ.
Draußen dämmerte es bereits und für diese Jahreszeit war die Abendluft angenehm war. Sogar die Sonne war noch zu sehen - wenn er auch bereits am Horizont verschwindend. Orangefarbenes Licht glitt durch die Straßen.
Jess googlete die nächste S-Bahn Station und stellte fest, dass sie im Gespräch mit Miriam überhaupt nicht bemerkt hatte, dass sie sich mittlerweile in Mitte befand. Nicht mehr im Westen Berlins.
Seufzend merkte sie sich die Route, bevor sie noch kurz ihre Nachrichten checkte. Allerdings stand ihr nicht der Sinn danach irgendjemanden zu antworten, daher packte sie ihr Handy wieder weg. Ihre Schwester und Mutter hatten jeweils zwei Nachrichten geschrieben. Jess würde heute Abend antworten. Oder morgen.
Was hatte sie sich nur dabei gedacht Miriam zu begleiten und zu denken, sie könnte wirklich in einer Firma wie ihrer anfangen zu arbeiten? Zweifellos der Wunsch nach dem, was sie tun wollte. Aber war es das wert, nachdem was Robert zu ihr gesagt hatte? Schon beim Eintreten in den Raum, hatte sie verloren, das hatte sie in seinem Gesicht gesehen.
Allein diese Situation heute, hatte ihr wieder gezeigt, warum sie eigentlich selbständig sein wollte. Warum sie für niemanden arbeiten wollte. Sie war fremdbestimmt. Musste sich nach dem richten, was von ihr verlangt wurde.
Jess blieb abrupt stehen und zückte erneut ihr Smartphone. Sie war aus irgendeinem Grund falsch abgebogen, aber dank ihrer Navigationsapp, konnte sie schnell auf den richtigen Weg zurückfinden.
"So ein Mist...", murmelte sie und blickte sich um. Bei ihrem kurzen Gedankengang, war sie vollkommen in die falsche Richtung gelaufen. Sie beschloss eine Gasse zu nehmen, um ihren Weg abzukürzen.
Ihre Zeichenmappe eng an sich gepresst, beschleunigte sie ihren Schritt. Sie hasste es, durch diese große Stadt zu laufen. Vor allem, wenn die Sonne kurz davor war unterzugehen, sie relativ orientierungslos war und eine grundlegende Angst vor Überfällen besaß. Nicht, dass das schonmal geschehen wäre, aber Jess war nicht gerne abends allein unterwegs.
Sie trat auf eine freie Straße, die durch mehrere Bauschilder blockiert war. Schräg daneben prankte eine große Baustelle sowie mehrere Baustellenfahrzeuge.
Unbeholfen drängte sie sich an den Schildern vorbei, die auf dem Gehweg herumstanden und hielt plötzlich inne.
Ihr Herz schlug mit einem Schlag schneller.
Auf der Straße vor ihr lag jemand! Und scheinbar war die Person bewusstlos.
Unruhig sah sich Jess um und zog sofort ihr Smartphone heraus, um den Notruf zu wählen. Vorsichtig trat sie näher an die Gestalt heran und runzelte verwirrt die Stirn. Der Mensch, bei dem es sich um einen Mann handeln musste, trug einen dunkelgrünen Umhang auf dem eindeutig ein ihr bekanntes Symbol zu sehen war. Die Flügel der Freiheit. Aus Attack on Titans. Kam der Typ von irgendeinem Cosplay Treffen.
Langsam umkreiste sie ihn, das Smartphone noch in der Hand. Noch hatte sie den Notruf nicht gewählt und sie vergaß es auch für einen Augenblick. Der Typ hatte kurzes schwarzes Haar, ein markantes Gesicht und schien von der Körpergröße ähnlich wie sie gebaut zu sein.
Hätte sie es nicht besser gewusst, hätte sie behaupt, das hier vor ihr, die perfekte reale Cosplay-Version von Levi Ackermann lag.
Aber das konnte ja nicht sein. Bis der Typ plötzlich die Augen aufriss und zu sprechen begann.

Written by Kirbylinchen.

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