"Vor zwei Jahren gab es einen ähnlichen Vorfall, wie mit dir, Levi. Zwei Typen haben in Düsseldorf nach einer Party mitten in der Nacht jemanden aufgegabelt, der nicht aus dieser Welt kam, sondern aus deiner", berichtete Maik mit ernstem Gesicht. Jess' Kommilitone hatte sich gestern Abend bei ihr gemeldet und erzählt, dass er etwas herausgefunden habe. Daraufhin hatte sie ihn darum gebeten schnellstmöglich zu ihnen zu kommen. Nun saß er vor ihnen, auf der Erde, während sich Jess und Levi auf ihr Sofa gesetzt hatten und ihm gespannt lauschten. Batman und Bert lagen zwischen ihnen. Sorgten dafür, dass nicht zuviel Nähe zwischen ihnen entstand, als wüssten sie von dem Chaos, das in Jess' Kopf und Herz herrschte. Seitdem Levi ihr vor zwei Tagen dabei geholfen hatte Robert zu entkommen, wurde sie noch nervöser als sonst schon, wenn sie in seiner Nähe war. Das musste aufhören!
"Woher weißt du, dass derjenige aus meiner Welt kommt?", wollte Levi wissen.
Maik schluckte, als könne er die nächsten Worte kaum aussprechen. "Weil es jemand ist, den wir kennen. Es war Eren. Eren Jäger."
Neben Jess zog Levi heftig die Luft ein und auch sie konnte es kaum glauben. Das konnte doch nicht sein. Hatte Levi nicht erzählt, dass Eren gestorben war? Verwirrt sah sie ihn an.
Levi senkte den Blick und verschränkte die Hände ineinander. "Ist er noch hier?", fragte er fast flüsternd.
"Nein. Zumindest laut den beiden Typen nicht mehr. Ich habe sie direkt kontaktiert, doch sie meinten, er wäre schon vor einem Jahr verschwunden", erzählte Maik nachdenklich. "Habt ihr noch das Teil, das ihr auf der Baustelle gefunden habt?"
Jetzt war Jess an der Reihe und nickte. Sie holte den kleinen Pin aus ihrem Schrank und reichte ihn Maik. Sie hatte sich nicht wohl dabei gefühlt, dass kleine Ding in ihrem Zimmer aufzubewahren. Irgendwie hatte sie sich bedroht gefühlt, auch wenn sie nicht wusste, warum.
"Sieht ja fast aus wie ein Insulin-Pen", meinte Mark überrascht und drehte das kleine Gerät ein paar in seiner Hand.
"Ja, das dachte ich auch schon. Meinst du, du kannst den zwei Jungs das Ding mal zeigen? Vielleicht können sie etwas damit anfangen oder erinnern sich daran, dass Eren etwas ähnliches bei sich hatte", sagte Jess und setzte sich zurück auf die Couch, auf der immernoch Levi stumm vorsichhinstarrte.
"Klaro, kein Ding!" Maik machte sofort ein Foto von dem Pen und schrieb daraufhin gleich eine Nachricht an die Kerle.
Vorsichtig lugte Jess zu Levi herüber. Er war vollkommen blass geworden. Was auch immer ihm gerade durch den Kopf ging, sie würde es vermutlich nicht erfahren. Er sah allerdings alles andere als glücklich aus. Eher verstört.
Nachdem Maik fertig war, reichte er Jess den Pin zurück und nickte zufrieden. "Dann melde ich mich, sobald sich die Jungs gemeldet haben, ich muss jetzt erstmal wieder gehen." Er sah ebenfalls zu Levi. "Kommt ihr beiden alleine klar?" Die Frage war eindeutig an Jess gerichtet. Es klang eher nach, kommst du klar?
Lächelnd nickte sie und brachte Maik noch zur Tür. Eigentlich war sie sich nicht sicher, ob sie klar kam. Seit Levi sie berührt hatte, war sie weit davon entfernt auch nur ansatzweise klarzukommen. Sie musste endlich damit aufhören, darüber nachzudenken. Levi war nur auf bestimmte Zeit hier. Außerdem waren sie vollkommen verschieden. Und damit hatte sie noch nicht einmal ihre unterschiedlichen Herkünfte miteingeschlossen.
Levi hatte sich auf dem Sofa zurückgelehnt und starrte an die Decke, als sie wieder zurück in ihrem Zimmer war.
Besorgt stellte sie sich direkt vor ihn und verschränkte die Arme vor der Brust. "Levi ... ist alles in Ordnung?"
"Klar ...", murmelte er, ohne sie anzusehen.
Jess seufzte. "Ist es wegen Eren?" Sie kniete sich vor das Sofa und sah zu ihm auf. Ihr brannte es auf der Zunge zu fragen, was das zu bedeuten hatte. Ob Levi es ihr erklären konnte, doch sie beließ es dabei.
Levi antwortete eine ganze Weile nicht und Jess dachte schon, dass er einfach nicht mehr darüber sprechen wollte, als er schließlich frustriert aufstöhnte.
"So eine Scheiße ..." Seine Augen huschten zu ihr. "Du willst vermutlich wissen, warum ich dir vor ein paar Tagen noch erzählt habe, alle wären tot, oder?"
Stumm nickte sie.
"Es ist wahr, was ich erzählt habe, nur damit das klar ist, aber ... es stimmt. Ich habe dir doch von diesem Virus erzählt. Nachdem Eren und einige anderen gestorben sind, verschwanden ihre Leichen. Aber, mal im ernst, ich dachte irgendein Typ hätte sie einfach nur entsorgt."
Jess schluckte und spürte, wie trocken ihr Hals wurde. Weil sie sich kaum traute die nächste Frage zu stellen. "Wann genau sind Eren und die anderen denn gestorben?"
Levi fixierte sie nun mit seinem Blick. Ein Schatten huschte über sein Gesicht, der Jess eine Gänsehaut bescherte.
"Vor drei Jahren", antwortete Levi und Jess verstand nun ganz genau, warum er so blass geworden war.
Sonntag. Jess musste am nächsten Tag arbeiten. Der erste Tag bei Wohlberg Entertainment. Und abgesehen davon, dass ihr alleine der Gedanke Übelkeit bereitete, lag ihr noch ein anderer Gedanke viel schwerer im Magen. Levi allein zu lassen.
Seitdem ihnen Maik gestern von Eren erzählt hatte, hatte sich Levi auf dem Sofa verkrochen, als wäre es sein Schneckenhaus. Deshalb musste sie etwas tun, bevor sie ihn morgen alleine lassen musste.
"Los steh auf! Wir fahren baden!" Sie warf ihm einen schwarzen Rucksack auf den Bauch, den sie Nicklas geklaut hatte.
Levi, der auf der Couch lag, sah von der Tasche zu ihr. "Wie bitte?"
"Wir fahren baden."
"Warum?" Er sah ernsthaft verwirrt aus.
"Weil du etwas Ablenkung gebrauchen kannst und ich ebenfalls. Außerdem bringt es nichts hier Däumchen zu drehen. Wenn du schonmal hier bist, können wir die Zeit auch ein bisschen sinnvoll gestalten", erklärte sie und versuchte ein überzeugtes Grinsen aufzulegen, doch Levi blieb unbeeindruckt.
"Mit sinnvoll, meinst du also baden gehen, ja?"
Jess nickte.
"Und wie glaubst du, soll ich hiermit baden gehen?" Noch ehe Jess verstehen konnte, zog Levi bereits sein Shirt hoch und entblößte seinen nackten Oberkörper. Mit dem Verband. Aber auch mit dem unverkennbaren Waschbrett, dass sich darunter abzeichnete.
Verlegen sah Jess weg. "Äh, na dann verbringen wir halt nur einen schönen Tag am Wasser. Man muss ja nicht zwingend baden gehen."
Sie hörte Levi seufzen.
"Ich habe vermutlich keine andere Wahl, oder?"
Jetzt sah Jess wieder zu ihm. Sein schwarzes Haar hing ihm über die Augen. Sie lächelte von einer Wange zur anderen. "Nein, hast du nicht!"
Written by Kirbylinchen.
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L x J
Fanfiction"Ich habe nur eine Frage?", flüstert er in der Dunkelheit. "Wo bin ich?" Als der dreißigjährige Levi Ackermann mitten auf der Straße von Berlin erwacht ist er orientierungslos. Es ist mitten in der Nacht und er weiß, dass er nicht mehr dort ist, wo...