Jess sah nicht glücklich aus, dass sie auf dem Film zu sehen war - warum auch immer. Levi kümmerte es nicht weiter. Stattdessen wandte er sich diesem Typen namens Maik wieder zu. "Glaubst du mir jetzt?"
Maik nickte eindringlich. "Verdammt, ich glaube dir! Sorry!" Er sah zu seinem 3D-Mannöver-Appart herüber und dann wieder zu Levi. "Alter, kannst du mir zeigen, wie man das Teil benutzt?"
Entschieden schüttelte Levi den Kopf und lehnte sich zurück. "Nein. Du siehst mir ehrlich gesagt nicht mal wie jemand aus, der sein Gleichgewicht auf ebenen Flächen gekonnt halten kann."
Maik runzelte verwirrt die Stirn und schien nicht zu verstehen, was Levi damit meinte, doch er beließ es dabei. Das war gerade nicht wichtig. Es gab nur eine Sache, die jetzt gerade zählte. Deshalb lehnte sich Levi wieder ein Stück vor, fixierte Maik mit seinem Blick und schloss die Hände ineinander. "Jetzt mal wieder zum Thema, wie komme ich zurück nach Hause?"
Es war nicht so, dass Levi ernsthaft daran glaubte, der Typ wisse es, aber er griff gerade nach jedem Strohhalm, der ihm hingehalten wurde. Er wollte endlich wieder zurück nach Hause.
Unsicher kratzte sich Maik im Nacken. Doch noch ehe er überhaupt etwas sagen könnte, platzte Jess dazwischen.
"Moment!", rief sie und trat direkt vor die beiden Jungs. "Wir haben gerade ein viel größeres Problem! Ich bin hier zu sehen." Sie deutete auf das kleine Gerät. Darauf war eindeutig Jess zu erkennen, die in die Richtung lief, in der sie Levi nach ihrer Fahrt in dem seltsamen Gefährt getroffen hatte.
Levi zuckte lieblos mit den Schultern. "Warum ist das ein Problem?"
"Weil..." Sie hielt inne und sah zweifelnd auf das Bild. So wie sie auf ihn wirkte, schien sie selbst nicht genau zu wissen, wo es bestand.
Maik schritt ein. "Jess ist im Netz nicht unbedingt unbekannt. Ein paar Leute werden sie erkennen und vermutlich kontaktieren."
Levi verstand kein Wort und sah fragend zwischen den beiden hin und her. "Und?"
Jess schluckte und reichte Maik wortlos sein Gerät. Dann atmete sie einmal tief ein und aus, bevor sie sich zurück auf die Bettkante setzte. "Nichts, du hast recht, eigentlich gibt es gar kein Problem. Ich mache mir nur unnötig Gedanken. Selbst wenn mich ein paar Leute anschreiben sollten, wird das schon keine großen Wellen schlagen." Auch wenn sie es so sagte, sprach ihr Gesicht andere Bände. Nervös kraulte sie ihren Kater Batman neben sich.
"Nun ja, das Schlimmste, was passieren kann, ist dass dich ein paar Leute anschreiben und wissen wollen, wer der Kerl auf dem Video ist. Allerdings wird sich das in Grenzen halten. Wir sprechen hier schließlich von Levi Ackermann und nicht von Daniel Radcliff", versuchte Maik sie zu beruhigen und stumm nickte Jess vor sich hin.
Levi verstand weiterhin kein Wort. Wer war jetzt bitte Daniel schon wieder?
Maik räusperte sich, um das Thema wieder umzulenken und Levi dankte ihm dafür. Er konnte die angespannte Stimmung nicht leiden.
"Was deine Rückkehr angeht, Levi, ehrlich gesagt, habe ich keinen Plan, wie das funktionieren soll. Aber wenn ihr beiden wollt, recherchiere ich mal ein bisschen. Irgendwie werden wir dich schon wieder zurückbringen. Wenn es einen Weg her gab, wird es auch einen zurück geben." Maik schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter, doch als Levi ihn missbilligend anfunkelte, zuckte er sofort zusammen und zog die Hand zurück.
"Wir könnten derweil zurück nach Berlin fahren, zu dem Ort, wo ich dich gefunden habe", murmelte Jess leise.
"Vielleicht wartet ihr damit ein paar Tage, bis sich der Rummel im Internet gelegt hat. Könnte ja sein, dass sich ein paar Freaks da herumtreiben und hoffen, dass ihr da nochmal auftaucht."
Einstimmig nickten sie. Levi war es recht. Solange es eine Möglichkeit gab, die ihn zurück nach Hause führte, würde er so geduldig ausharren, wie es eben möglich war.
Eine halbe Stunde später verabschiedete sich schließlich Jess' Freund und ließ die beiden alleine. Er versprach sich zu melden, sobald er etwas herausgefunden habe und als sie wieder alleine waren, merkte Levi, wie erneut nagende Müdigkeit über ihn herein brach. Maik war zum richtigen Zeitpunkt gegangen.
Jess saß immernoch wie benebelt auf ihrem Bett und hatte sich ein Kissen geschnappt, das sie sich an den Körper presste, als Levi aus dem Badezimmer kam. Langsam zog er sich auf das Sofa zurück und beobachtete sie für einen Moment. Diese Sache mit dem Internet, schien sie wirklich zu beunruhigen.
"Täusche ich mich, oder nimmt dich das wirklich mit, dass man dich auf dem Film erkennen kann?"
Jess zuckte unter seiner Frage zusammen und sah langsam zu ihm, als wäre ihr jetzt erst wieder eingefallen, dass sie gar nicht alleine war.
"Nein..., ich meine, ja. Vielleicht schon. Mir geht's gar nicht um mich, sondern eher um dich..."
Levi runzelte die Stirn. "Warum? Glaubst du, deine Leute werden mich aufsuchen und dazu zwingen in ihren Fanclubs Reden zu halten?"
Für einen winzigen Moment huschte ein überraschtes Lächeln auf ihre Lippen und Levi erwiderte es für eine winzige Sekunde, die ihn selbst sehr verwirrte. Er war nicht der Typ, der viel lächelte. Eigentlich wusste er gar nicht, wie er überhaupt aussah, wenn er es tat. Unangenehm von der Situation berührt, sah er weg und fixierte einen Punkt an der Wand über dem Gerät, auf dem sie gestern die Filme angesehen hatten.
Er hörte, wie Jess das Kissen weglegte. "Ich weiß, wir kennen uns nicht lange, aber... Du hast viel durchgemacht. Die Wunde. Der Verlust deiner Kameraden in der letzten Mission und der Verrat von diesem Ren... Dann diese Welt hier. Ich will nicht, dass durch dieses Video alles noch schlimmer für dich wird, weil irgendwann Leute vor meiner Tür stehen und dich bedrängen... oder so."
Levi wusste nicht was er sagen sollte. Er wollte erst fragen, ob sie ihn wirklich für so schwach hielt, aber er wusste, dass sie ihn nur schützen wollte. Jemand wollte ihn schützen. Er schluckte. Warum machte ihn das so nervös?
"Das ist sehr nett von dir, aber ich kann mich schon im Notfall verteidigen", versuchte er schroff rüber zu bringen.
"Ja, ich weiß", murmelte Jess. Sie klang verletzt.
Levi schluckte erneut. Er musste wirklich schleunigst hier weg. Nicht nur wegen Ren. Sondern auch wegen Jess.Written by Kirbylinchen.
DU LIEST GERADE
L x J
Fanfiction"Ich habe nur eine Frage?", flüstert er in der Dunkelheit. "Wo bin ich?" Als der dreißigjährige Levi Ackermann mitten auf der Straße von Berlin erwacht ist er orientierungslos. Es ist mitten in der Nacht und er weiß, dass er nicht mehr dort ist, wo...