- Levi -

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Levi hatte fest darauf gehofft aus diesem seltsamen Traum aufzuwachen. Doch nichts dergleichen war geschehen. Jess war immernoch da. Von Ren fehlte jede Spur. Die Gebäude vor dem Fenster dieser Wohnung zeigten eine fremde Welt.
"Fuck", stöhnte er und verschränkte die Hände ineinander, während der Kater namens Batman, seine Beine umgarnte.
Er musste sich schleunigst etwas einfallen lassen. Wer wusste schon, was Ren im Schilde fühlte? Und dann waren da noch all seine Kameraden...
Als Jess das Zimmer betrat, trug sie andere Kleidung. Ein luftiges Kleid, ihre Haare, frisch geduscht und noch nass, tropften. Der Geruch von Seife schlug ihm entgegen und unmittelbar wandte er sich ab.
"Ich habe dir ein Handtuch ins Badezimmer gelegt. Den Flur rechts lang, erste Tür links ist das Bad. Ich besorge dir noch etwas zum Frühstück, damit du essen kannst", erklärte sie, während sie ein paar Dinge aus ihrem Zimmer einsammelte und in einen schwarzen Rucksack stopfte. "Ich werde in drei oder vier Stunden zurück sein. Bleib solange hier und verhalte dich unauffällig."
Levi runzelte die Stirn. "Was soll ich deiner Meinung nach sonst tun? Rausgehen und Titanen suchen?"
Jess rollte mit den Augen, antwortete aber nicht.
Dieses Mädchen war wirklich sonderbar. Levi wusste noch nicht, ob er sie mögen oder sie besser auf Abstand halten sollte. Was auch immer er tun sollte, fürs erste verließ ihn Jess.
Ausgiebig kuschelte sie ihre zwei Katzen, ehe sie aus der Tür verschwand und Levi allein war. Abgesehen von dem Mitbewohner nebenan. Vor ihm auf dem Tisch stand eine Schüssel mit knusprig aussehenden Flocken und Milch.
Seufzend entschied sich Levi als erstes duschen zu gehen. Irgendwie war ihm nicht nach frühstücken.
Als er sich entkleidet hatte und zufällig den Spiegel streifte, hielt er inne. Erstarrte. Schluckte. Auf seiner Brust war eine rote unverkennbare Stelle, die aussah, wie eine tiefe Fleischwunde, die jedoch schon lange verheilt war. Eine dicke Narbe hatte sich darauf gebildet.
Vorsichtig glitt seine Hand zu der Stelle. Das war Ren. Er hatte das verursacht.
Levi fühlte sich aus irgendeinem Grund mit einem Mal, als hätte ihm jemand eine Faust in den Magen gerammt. Vielleicht war es die Erinnerung an Rens Verrat... Oder die Erkenntnis, dass er wirklich aus einer anderen Welt stammte. Dass er hier nicht hingehörte.
Schnell stieg er in die Dusche und drehte das Wasser so heiß auf, wie es nur ging. Seine Haut brannte, bei der strömenden Hitze, doch es tat gut. Betäubte seine Gedanken an Ren und seine Freunde. Er drückte seine Stirn gegen die Kabine und schloss die Augen. Er kannte sich so gar nicht. Mit dieser trägen Erschöpfung und dem Funken Verzweiflung in sich. Doch er schwor sich, jetzt nicht den Kopf zu verlieren. Er war Levi Ackermann. Der Kommandant des Aufklärungstrupps.
Zurück in Jess' Zimmer sah er sich noch einmal um. Ihr Zimmer war ganz und gar das eines Mädchens. Teilweise etwas unordentlich. Dreckiges Geschirr befand sich noch auf dem Tisch. Und in jenem Moment wusste Levi, was er tun würde, solange Jess nicht da war.
Er glaubte im Badezimmer Eimer und Lappen gesehen zu haben. Die Schlieren an Jess' Fensterscheibe grinsten ihm provokant zu.
Levi krempelte sich die Ärmel des Pullovers hoch, drehte sich einmal um seine eigene Achse und stöhnte. "Dann machen wir uns mal an die Arbeit."
Jess' Katzen blickten ihn neugierig an, als er aus dem Zimmer ging und seinen Plan in die Tat umsetzte.

Written by Kirbylinchen.

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