- Jess -

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Heiliger im Himmel! Womit habe ich diesen Anblick verdient?
Sie wusste, dass sie viel zu aufdringlich starrte, aber Levi sah einfach zu gut aus! Es war ein absoluter Unterschied, ob der Typ, den sie wie ein Fangirl hypete, als Animefigur auftrat oder echter Mensch. Mittlerweile war sie ganz und gar vernarrt in den echten Menschen. Natürlich rein fangirlmäßig.
"Wenn du nicht aufpasst, läuft dir noch Sabber aus dem Mund", kommentierte Levi, während er sich das Shirt überzog.
Peinlich berührt sah Jess weg. Selbst die Ärztin blickte kurz zu ihr und grinste ein wenig. Sie wollte im Erdboden versinken. Sofort!
Wieder draußen übernahm Jess die Führung Richtung einer Apotheke. Das Rezept, das sie von Dr. Ribbeck bekommen hatte, wollte sie so schnell wie möglich einlösen, damit Levi sein Medikament nehmen konnte. Als sie ihn heute morgen mit den Schmerzen vorgefunden hatte, war ihr das Herz in die Hose gerutscht. Zu wissen, dass es ihm nun besser gehen würde, erleichterte sie ungemein.
"Wieso rennst du so?", blaffte Levi hinter ihr und sofort verlangsamte sie ihren Schritt.
"Sorry", murmelte sie, ohne ihn anzusehen.
Kurz vor der Apotheke bat sie ihn draußen zu warten. Sie musste ein paar Minuten anstehen, weil noch zwei andere Kunden vor ihr waren, aber das war in Ordnung. Sie nutzte die Zeit um Maik zu schreiben.
"Maik! Hast du heute Abend Zeit? Ich muss dich in ein Geheimnis einweihen!" Sie wusste, dass er einer der wenigen war, dem sie sich in der Sache mit Levi anvertrauen konnte. Zudem verfügte er über ein großes Wissen, rund um Attack on Titans und hatte vielleicht eine Idee, wie sie Levi zurück nach Hause bringen konnten. Das war das oberste Ziel!
Kurz blätterte sie durch ihre Mails und hielt inne, als sie sah, dass sie eine Nachricht von Wohlberg Entertainment hatte. Miriam! Robert!
Jess zog scharf die Luft ein. Sie beschloss die Nachricht später zu öffnen. Vermutlich wollte sich Miriam noch einmal für Robert entschuldigen oder ihr Bedauern ausdrücken, dass sie Jess so überrumpelt hatte. Frustriert steckte sie ihr Smartphone weg.
Als sie das Medikament hatte und wieder hinaus trat, stolperte sie beinahe über die drei Stufen vor ihr. Levi sprach mit zwei kichernden Mädchen. Sein Blick war so kalt wie eh und je, aber sie verstand dennoch, warum die Mädels angehalten hatte. Seine Hände hatte er lässig in den Hosentaschen vergraben. Fuck. Er sah wirklich gut aus.
"Wenn du möchtest, kannst du wie gesagt gerne vorbei kommen", sagte eines der Mädchen und zwinkerte ihm zu, bevor sie sich mit ihrer Freundin davon machte.
Levi sah ihnen noch kurz hinterher, ehe sein Blick auf Jess fiel.
"Was?"
Aus einem unerfindlichen Grund wurde sie etwas sauer, aber sie versuchte es zu überspielen. "Kaum bin ich für zwei Sekunden weg, nutzt du die Gelegenheit sofort um zu flirten, was?" Sie hatte scherzhaft klingen wollen, aber sie wusste nicht, ob es so rübergekommen war.
Unbeeindruckt zuckte Levi mit den Schultern. "Die beiden haben mich angesprochen. Außerdem bin ich nicht auf einen Flirt aus. Sowas ist mir ehrlich gesagt ziemlich scheißegal."
Achso.
Er sah zu der kleinen Tüte in ihrer Hand. "Hast du das Zeug?"
Sie nickte. "Ja, lass uns zurück nach Hause gehen. Ich mach uns was zu essen und du kannst dich ausruhen."
"Du musst mich nicht bemuttern", gab er genervt zurück, was sie irgendwie verletzte.
"Ich will dir nur helfen, das ist alles", antwortete sie trotzig und ging wieder voraus. Arschloch, dachte sie. Die Tüte in ihrer Hand schlug unruhig gegen ihren Oberschenkel.

Maik fielen fast die Augen aus dem Kopf, als er neben Levi saß. Es war bereits wieder am Abend und Jess hatte sich auf ihr Bett platziert, während Levi lässig auf seinem Stammplatz - dem Sofa - thronte.
Mail hob die Hände und schloss dramatisch die Augen. So kannte sie ihn gar nicht. Normalerweise war er eher der unauffällige Typ. Aber wenn es um Attack on Titans ging, dann war er scheinbar kaum zu halten. Als sie ihm erzählt hatte, dass Levi Ackermann bei ihr war, hatte er sie erst ausgelacht. Jetzt schien er baff zu sein. Er hatte Levi alle möglichen Fragen gestellt, die entweder nur ein Hardcore Fan wissen konnte oder der echte Levi selbst.
"Also nochmal... ", sagte er und Levi massierte sich genervt die Schläfen. "Du bist fucking Levi Ackermann? The Godfather des Aufklärungstrupps?"
"Ich habe keine Ahnung, was du damit meinst, aber ja - zum hundertsten Mal jetzt - ICH-BIN-LEVI-ACKERMANN!" Die letzten Worte brüllte er beinahe. Dieses Mal war es egal, ob Nicklas sie hörte. Sie hatte bei ihm angekündigt, dass sie heute Abend Besuch haben würde, was Levi merkwürdig empfunden hatte und umso mehr sie darüber nachdachte, desto eher konnte sie es auch nachvollziehen. Er war schließlich nur ihr Mitbewohner. Nicht ihr Vater, den sie um Erlaubnis fragen musste.
Maik trank sein Glas Wasser mit einem Schluck aus. "Jess, hast du irgendwas Hartes hier?"
Sie runzelte die Stirn. "Sehe ich so aus, als würde ich Alkohol trinken?"
"Das ist eine besondere Situation!", sagte Maik eindringlich und blickte dann wieder zu Levi. Schüttelte den Kopf. Er konnte es immernoch nicht fassen. "Ich brauche einen Beweis! Benutz Dein 3D-Mannöver-Apparat!"
"Maik! Das wird er nicht!", fuhr Jess dazwischen.
"Warum nicht?", fragten Maik und Levi aus einem Munde.
"Gott, Jungs! Levi, du bist verletzt! Weißt du nicht mehr, was die Ärztin gesagt hat?" Sofort sprang sie auf die Beine und packte seine Gerätschaft. "Du kriegst das Ding nicht! Nicht, solange du nicht wieder gesund bist! Und Maik, ich habe es gesehen! Mit eigenen Augen! Er ist mir an der S-Bahn gefolgt mit dem Ding!"
Maiks Augen wurden groß. "Ernsthaft? Dann muss es davon was auf Youtube geben!" Rasch holte er sein Handy raus und innerhalb weniger Sekunden hatte er es tatsächlich gefunden. Ein Video! Es gab ein Video von Levi!
Jess rutschte das Herz erneut in die Hose. Der Clip hatte schon mehrere hunderttausende Aufrufe. Der Titel lautete: Reallife Attack on Titans in Berlin.
Levi sah sich das Video unbeeindruckt mit an, während Maik fast heulte vor Begeisterung und Jess am liebsten geschrien hätte. Das war nicht gut. Wenn jemand davon Wind bekam! Ja, was dann? Eigentlich wusste sie es nicht so richtig. Aber irgendwie hatte sie ein ungutes Gefühl dabei.
"Hey Jess, du bist auch in dem Video!", meinte Maik plötzlich und sofort riss sie ihm das Smartphone aus der Hand.

Written by Kirbylinchen.

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