Jess sah ihn an, als würde sie jeden Moment vor Wut platzen, aber das war ihm egal.
Interessiert sah er sich in ihrem Zimmer um. Neben einem großen Bett, einem noch größeren Kleiderschrank, Kommode, grauen Sofa, Fernseher und Schreibtisch, befanden sich hier vor allem technisch hochwertig aussehende Geräte. Allerdings wusste er nicht, was man mit ihnen anstellen konnte. Zu seiner rechten, befand sich eine Glasvitrine die seine Aufmerksamkeit am meisten anzog. Darin befanden sich Figuren. Eine davon hielt zwei Schwerter in den Händen. Hatte einen grünen Umhang, unter dem ein 3D-Mannöver Apparat hervorlugte. Schwarzes kurzes Haar und kalte Augen.
Levi seufzte. "Bitte sag mir nicht, dass das da ich sein soll..."
Hinter ihm hörte er Jess sich verlegen räuspern.
"Vielleicht..."
Er musste unbedingt erfahren, welche Rolle er in dieser Welt spielte, aber das konnte noch warten. Mittlerweile hatte seine Müdigkeit ihren Höhepunkt erreicht und als er sich zu Jess umdrehte, schien sie diese wahrzunehmen. Fast schon liebevoll lächelte sie.
"Du bist müde, oder? Das war ein harter Tag für dich... und mich."
Er nickte einfach nur, weil er nicht wusste, was er sonst sagen sollte.
"Du kannst dein 3D-Mannöver Apparat ablegen. Hier wird dich niemand angreifen. Wenn du willst, kannst du auch einen Pullover von mir haben und Wechselsachen. Ich müsste noch was von meinem Mitbewohner im Schrank haben. Er ist zwar etwas größer als du, aber das sollte dennoch passen", plapperte sie und hatte auch schon die Türen zu ihrem Kleiderschrank aufgerissen.
Levi verkniff sich die Frage, warum sich Kleidung von ihrem Mitbewohner in ihrem Schrank befanden. Es ging ihn nichts an. Außerdem würde er hoffentlich eh nicht zu lange hier verweilen müssen.
Jess warf ihm ein paar Kleidungsstücke auf das Sofa. "Die kannst du anziehen. Wenn du duschen möchtest, müsstest du bis morgen früh warten. Nicklas schläft meistens bis in den Mittag hinein. Er hat einen echt tiefen Schlaf. Was das Essen angeht..." Sie strich sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ich kann uns was aus der Küche holen. Gleich. Später."
Levi runzelte die Stirn. "Nicklas ist dieser viele-Fragen-stellende-Mitbewohner?"
Jess nickte eifrig.
Sein Blick glitt zu den Klamotten. Irgendwie behagte es ihm nicht hier zu sein. Er sollte nicht hier sein. Er sollte das mit Ren klären. Seine Kameraden begraben. Zurück hinter die Mauern und Bericht erstatten und...
"Levi?"
Er sah auf, direkt in Jess' besorgtes Gesicht. Sie hatte einen Schritt auf ihn zugemacht.
Als er an sich herunter sah, hatte er erneut die Hände zu Fäusten geballt. "Alles in Ordnung...", sagte er sofort und wandte sich von ihr ab. Er musste sich eingestehen, dass er die aktuelle Situation akzeptieren musste. Ob er wollte oder nicht.Nachdem Jess etwas aus der Küche besorgt hatte und Levi das Gefühl hatte sich endlich etwas entspannt zu haben, saß er umgezogen auf ihrem Sofa und schaufelte sich eine Schüssel Nudeln in den Mund. Die Kleidung, die sie ihm gegeben hatte war nicht gerade der Hit. Er trug einen großen schwarzen Pullover mit Kapuze, eine dunkle Leggins (er war sich ziemlich sicher, dass sie nicht diesem Nicklas, sondern Jess gehörte) und schwarze Socken. Damit hätte er auf eine Beerdigung gehen können. Trotzdem war er dankbar für ihre Hilfe, so ungern er es auch zugab.
Jess saß ebenfalls umgezogen auf ihrem Bett, eine leere Schüssel an ihrer Seite. Gerne hätte er das Geschirr sofort rausgebracht. Er hasste Unordnung...
"Also Levi, was ist dein Plan?", fragte Jess und zog die Beine an ihren Körper. Das schummrige Licht ihrer Nachttischlampe beleuchtete nur schwach ihr Gesicht.
Unbeholfen zuckte er mit den Schultern. "Bevor ich Pläne schmiede, solltest du mir morgen erstmal in Ruhe erklären, wo ich hier bin. Erst dann werde ich mir ausrechnen können, wie ich zurück nach Hause komme."
Das Mädchen seufzte angestrengt. "Kann ich machen. Allerdings hab ich morgen früh Uni... Du müsstest also warten, bis ich wieder da bin."
Jetzt horchte Levi auf. "Du studierst?"
Verletzt runzelte sie die Stirn. "Was soll das denn heißen?"
"Nur, dass du nicht wie jemand aussiehst, der-"
Entrüstet unterbrach sie ihn. "Willst du damit sagen, ich bin dumm? Ist es, weil ich blond bin?"
"Ich kenne dich nicht, daher kann ich das nicht beurteilen. Aber in meiner Welt, studieren eben nur Leute, die wirklich Grips besitzen." Ihm vielen gleich zehn Menschen ein, die er für sein Wissen respektierte. Allein Armin und Hanji, hatten ihn immer beeindruckt. Levi war nicht dumm, aber er hätte sich nicht in die Wissenschaft begeben. Er war eher der praktische Typ.
Jess hatte sich wieder beruhigt und schien erneut etwas verlegen zu sein. "In unserer Welt kann man viele verschiedenen Fachrichtungen studieren. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass man für jede viel Grips braucht, aber... Naja, lassen wir das."
Irritiert sah Levi dabei zu, wie sie sich plötzlich vom Bett erhob und ihm ein Kissen sowie eine Decke zuwarf.
"Reden wir morgen weiter. Wir sollten besser schlafen."
Während Levi noch versuchte zu verstehen, warum sie das Thema so plötzlich unterbrochen hatte, schaltete Jess bereits das Licht aus und hüllte das Zimmer in Dunkelheit.
Levi machte es sich auf dem Sofa bequem und genoss es, endlich Ruhe zu finden. Selbst seine Brust hörte allmählich auf zu schmerzen.
Noch ehe er in den Schlaf fallen konnte, flogen ihm die Ereignisse des Tages durch den Kopf. Vielleicht würde er ja morgen aufwachen, und alles wäre wieder beim Alten? Doch irgendwie glaubte er das nicht. Etwas stimmte einfach nicht. An dem, was passiert war. An dieser Welt.
Und als er ein Kratzen an der Tür hörte, ahnte er, dass es hier ganz andere Gefahren gab...Written by Kirbylinchen.
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L x J
Fanfiction"Ich habe nur eine Frage?", flüstert er in der Dunkelheit. "Wo bin ich?" Als der dreißigjährige Levi Ackermann mitten auf der Straße von Berlin erwacht ist er orientierungslos. Es ist mitten in der Nacht und er weiß, dass er nicht mehr dort ist, wo...