- Jess -

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Sie schluckte. Wie bitte? Alle waren tot? Alles war anders verlaufen, als so, wie sie es aus den Mangas und Animes kannte? Warum?
Levi war wohl einer der Letzten, der ihr diese Frage beantworten konnte. Und in seinem Blick erkannte sie, dass sie ihn ungewollt verletzt hatte. Das hatte sie nicht gewollt. Sie hatte gedacht, dass er eins zu eins aus der Geschichte stammte, die sie und Millionen anderer Fans kannten. Aber nicht... das!
Es klopfte ein paar Mal an ihrer Tür. Natürlich war es Nicklas, der sich mit Sicherheit fragte, warum sie sich den ganzen Tag noch nicht gesehen hatten.
"Jess? Alles in Ordnung?" Seine raue Stimme klang dumpf hinter der Tür.
Sofort wandte sie den Blick von Levi ab und huschte dorthin.
Sie öffnete sie einen Spalt weit und sah Nicklas direkt in die Augen. Er roch nach dem Parfum, dass er sich täglich rausfsprühte, seitdem sie ihn kannte. Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie es sehr anziehend gefunden hatte.
"Alles okay bei dir?", fragte er sichtlich irritiert. Natürlich. Es war ungewöhnlich, dass sie nicht aus ihrem Zimmer trat, vor allem, wenn er direkt vor der Tür stand.
"Mir geht's nicht so gut", meinte sie bedrückt und fasste sich theatralisch an die Stirn. "Migräne."
Nicklas nickte verständnisvoll. "Wenn was ist sag Bescheid. Mir war so, als hätte ich dich mit jemandem sprechen gehört..."
"Telefoniert! Ich habe mit meiner Schwester telefoniert, weil wir demnächst verabredet sind, aber jetzt werde ich gleich schlafen..."
Wieder nickte er. Zögernd. Doch schließlich wünschte er ihr eine Gute Nacht und verschwand wieder.
Erleichtert atmete Jess aus, als sie die Tür schloss.
"Migräne?", fragte Levi leise und zog eine Augenbraue hoch.
Jess zuckte mit den Schultern und setzte sich wieder zu ihm. "Irgendetwas musste ich ja sagen. Ich kann ja schlecht verkünden, dass Levi Ackermann in meinem Zimmer sitzt."
Eine Weile schwiegen beide. Der Fernseher vor ihnen war schwarz. Zwei DVD Hüllen lagen vor ihnen, die mehrere Charaktere aus Attack on Titans zeigten. Levis Freunde.
"Warum sind sie tot?", fragte Jess leise. Eigentlich ging es sie ja nichts an, aber sie hoffte trotzdem eine Antwort zu bekommen, weil es sie aufrichtig interessierte.
Neben ihr stöhnte Levi müde auf. "Die Kurzfassung ist, dass sich die Menschen innerhalb der Mauern nach und nach selbst in Titanen verwandelten. Nicht so, wie Eren und die anderen wenigen Auserwählten. Es war irgendein Virus, irgendein Parasit, der sie zu den Dingern werden ließ. Wir haben es nie wirklich herausfinden können. Am Ende waren es einfach zu viele. Wir schafften es zwar im inneren District für Ordnung zu sorgen, aber wir mussten die anderen Gebiete aufgeben. Eren und seine Kameraden sind aber nicht durch die Titanen gestorben. Ich vermute mal, dass du weißt, was geschieht, wenn ein normaler Titan einen Titanwandler wie Eren und die anderen frisst?"
Jess nickte. Soweit war der Anime bereits fortgeschritten.
"Komischerweise starb jene Gruppe durch eine Krankheit, die sich unter den Menschen ausbreitete. Die meisten behaupten, es sei Zufall gewesen. Aber wenn du mich fragst, ist es schon mehr als seltsam, dass sich ausgerechnet die Titanwandler mit jener Krankheit infizierten und die nahezu einzigen waren, die daran starben. Als wäre es geplant gewesen", fuhr Levi fort und starrte auf den Fernseher gegenüber vom Sofa. "Und schließlich, war da niemand mehr. Zumindest niemand, den ich Freund nennen könnte..."
Jess schluckte. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Und dorthin wollte Levi zurück?
"Guck bitte nicht so mitleidig, ich kann das kaum ertragen", grummelte er und sah aus dem Fenster.
Draußen war bereits Dunkelheit eingebrochen und nur die Lichter der umliegenden Häuser leuchteten ihnen wie kleine Glühwürmchen entgegen.
"Es tut mir trotzdem unglaublich leid", antwortete sie. Das tat es wirklich. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, wie es sein musste, all seine Freunde und Menschen die man liebte zu verlieren. "Wenn es etwas gibt, wie ich dir helfen kann, dann-"
"Hilf mir wieder nach Hause zu kommen. Das ist alles, was ich will", unterbrach er sie und sah sie wieder an. Da war ein Glanz in seinen Augen, der sie schlucken ließ.
"Wie bist du denn hier her gekommen?"
Nun verfinsterte sich sein Gesicht. "Keine Ahnung. Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist wie einer meiner Kameraden mich hinterhältig ersticht."
"Was!?" Jess hielt sich sofort die Hände vor den Mund, weil sieviel zu laut gesprochen hatte und hoffte, dass Nickals es nicht bemerkt hatte, doch vor ihrer Tür blieb es ruhig.
Levi blieb unbeeindruckt. "Mir ist durchaus klar, dass mich nicht jeder mag, aber, dass Ren so etwas tun würde..." Er schien eher mit sich selbst zu sprechen, als mit Jess.
Ren musste dieser Kerl sein, der Levi versucht hatte zu töten.
"Hatte es dieser Ren schon immer auf dich abgesehen?"
Er schüttelte den Kopf. "Nicht das ich wüsste. Letztendlich ist es mir auch egal. Er hat getan, was er getan hat und ich muss zurück, um herauszufinden, warum er es gemacht hat."
Verständnisvoll nickte Jess. Batman und Bert hatten sich mittlerweile zwischen sie und Levi gelegt. Nur zwei kleine Fellknäule trennten sie.
"Okay, wie willst du vorgehen? Hast du irgendeinen Anhaltspunkt, wie du zurück in deine Welt gelangen könntest?", fragte Jess jetzt.
Müde streckte sich Levi. "Vielleicht wäre es hilfreich noch einmal dorthin zurückzukehren, wo du mich gefunden hast." Er sah zu ihr.
Jess hätte vor Unbehagen am liebsten aufgestöhnt, aber sie versuchte es soweit wie möglich zu unterdrücken. "Okay. Klingt gut. Ich werde derweil mal schauen, ob ich etwas im Internet finden kann", sagte sie und zückte ihr Smartphone.
Neugierig beobachtete sie Levi dabei. "Internet?"
"Ich recherchiere ein bisschen. Eine Art Bibliothek, über alles, was in der Welt so passiert. Ich werde mal schauen, ob es irgendwelche ähnlichen Fälle schon einmal gab." Jess war durchaus klar, dass sie dafür tiefer graben musste, als nur zu googlen, ob jemand schon einmal eine echte Animefigur getroffen habe. Und sie wusste, dass sie das kaum alleine bewältigen konnte.
Unsicher sah sie ihn wieder an. "Wäre es okay, wenn wir noch jemandem von deiner Existenz erzählen?"
Levi winkte genervt ab. "Tu was du nicht lassen kannst. Jede mögliche Hilfe, ist mir recht."
Jess nickte. Ihr fiel direkt jemand ein.

Written by Kirbylinchen.

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