31. Kapitel

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    Der nächste Morgen bewies mir das Gegenteil, als ich eine leere Bettseite neben mir vorfand und diese kalt war. Eiskalt. Sie war nicht mal mehr lauwarm. Panik breitete sich in mir aus und die Stimme von gestern wurde lauter und lauter und schien mich für meine eigene Dummheit auszulachen. Eilig lief ich zum Schrank und riss ihn auf. Die Seite, wo seine Kleidung gehangen hatte, war leer. Seine Tasche war weg. Bei genauem Hinhören hörte ich nur Stille, wo zumindest die Laute von den Hunden zu hören sein müssten. Im ersten Moment war da nur Leere in mir und ich starrte aus dem Fenster, wo sich langsam die Sonne über die Berge schob, während noch vereinzelte Schneewolken am Himmel waren. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals.
     »Nein, nein, nein.« Ich lief ins Wohnzimmer, in der Hoffnung, dass er dort einfach wartete, doch auch dort war niemand. Ein Blick nach draußen verriet mir, dass dort frische Spuren im Schnee waren. Die Spuren des Schlittens, die ins Dorf führten. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und Tränen stiegen mir in die Augen. Ich konnte nicht glauben, was ich vor meinen eigenen Augen sah. Ich konnte es nicht glauben. Es ergab keinen Sinn. Fassungslos stand ich am Fenster und blickte hinaus in den wohl schlechtesten Morgen aller Zeiten. Er war fort. Einfach so. Das Gefühl des Verrates bohrte sich tief in meine Brust, wie ein Eiszapfen, der dort steckenblieb und Kälte in meinem Körper verteilte, bis sie jeden Winkel erreicht hatte.
     Es ergab keinen Sinn.Gestern noch war alles gut gewesen und jetzt? Jetzt fiel mir auf, dass ermeiner Frage ausgewichen war, als ich gefragt hatte, ob zwischen uns alles gutwar. Ich schluckte und wollte gerade ins Zimmer zurücklaufen, als ich einenBrief auf dem Wohnzimmertisch liegen sah. Ein Teil in mir wollte ihn dortliegen lassen und seine billigen Ausreden nicht hören, doch der andere Teil inmir, der andere Teil der immer alle verstehen wollte und immer nach dem „Warum"fragen wollte, riet mir, diesen Brief zu nehmen. Also nahm ich ihn und las ihn.

Sky... ich weiß, dass das dumm rüberkommt und du hasst mich vermutlich mehr, als ich mich momentan selbst. Aber... du wärst bereit nach Alaska zu ziehen und alles hinter dir zu lassen. Ich weiß, dass du das nicht nur für mich tust, aber... es ist ein großer Schritt. Und was ist, wenn ich dich enttäusche? Ich bin gut darin. Merkt man ja, oder? Du bist jetzt auch enttäuscht. Das meine ich. Ich enttäusche Menschen immer wieder. Doch ich möchte nicht der Mann sein, der dich enttäuscht. Denn die Wahrheit ist, meine Gefühle für dich jagen mir Angst ein. Angst, weil sie so unkontrolliert kamen und nicht verschwinden, egal was ich versuche. Du hast dich in mein Herz geschlichen und bist dort geblieben. Aber könntest du wirklich eine Fernbeziehung mit mir führen? Ich möchte dich nicht dazu zwingen, Sky. Ich weiß, dass ich mit dir darüber hätte reden sollen, doch das hätte dich traurig gemacht. Ich sage nicht, dass ich dich nicht will. Denn das will ich. Aber ich habe auch verdammt viel Angst. Schieb es auf meine Eltern oder meine alten Freunde, die dafür gesorgt haben, dass mir Gefühle und Beziehungen Angst machen. Ich möchte nur nicht, dass du mit jemanden zusammen sein musst, der momentan große Angst hat. Denn ich weiß, dass du mehr willst. Eines Tages wirst du nicht nur eine Beziehung wollen, sondern ein Zuhause und eine Familie. Und das verdienst du. Aber ich habe Angst. Gott, wie oft habe ich das jetzt geschrieben? Egal. Ich möchte, dass du nicht vergisst, dass du einen Platz in meinem Herzen hast. Immer. Vergiss das bitte nicht. Ich erwarte nicht, dass du auf mich wartest, bis ich bereit bin. Warte nicht, wenn du es nicht möchtest. Ich muss meine Angst unter Kontrolle bekommen und nicht mehr in der Vergangenheit leben. Du hast mir dabei geholfen, doch verdammt... meine Gefühle machen mich noch verrückt. Bis ich bereit bin dich voll und ganz zu lieben könnte es dauern. Deswegen: Warte nicht, wenn du nicht willst. Ich bin dir so dankbar, dass du mir eine andere Seite der Realität gezeigt hast. Die liebevolle Seite. Durch dich kann ich wieder Gefühle zulassen, was nicht heißt, dass ich keine Angst habe. Ach ja und Junior wollte nicht weg, er hat rebelliert und sich vor das Bett gelegt und gewinselt. Es war ein Wunder, dass du nicht wach wurdest. Er liebt dich sehr... Es ist lustig. Meine Hunde lieben dich und zeigen es offen und haben keine Angst, während ich ein Angsthase bin... Na ja... ich hoffe, du kommst gut nach Hause. Wie gesagt, du musst nicht auf mich warten. Zwar würde es wehtun, wenn du nicht warten würdest, aber ich könnte es verstehen. Bis dann(wann auch immer das ist).

Frozen Together ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt